Duisburg. .
Isadora Duncan und Vaslav Nijinsky faszinierten Anfang des 20. Jahrhunderts Paris. Die kühne Tanz-Reformerin und der Star der „Ballets Russes“ sind zwar nie gemeinsam aufgetreten, aber Antoine Bourdelle (1861-1929) brachte sie auf einem Bronze-Relief für die Fassade des 1913 eröffneten Théatre des Champs Elysées zusammen.
„Der Tanz“ (1912) ist als Leihgabe aus dem Bourdelle-Museum aus Paris angereist, um in der Ausstellung „100 Jahre Kniende“ im Lehmbruck-Museum ein großes Thema zu verdeutlichen. Bei ihren Nachforschungen über die Frage, wie Wilhelm Lehmbruck das Motiv der „Knienden“ entwickelt hat, ist Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer darauf gekommen, dass die Figur eine Tänzerin sein könnte, die sich nach der Aufführung vor dem Publikum verbeugt.
Ohne Tutu und Spitzenschuhe
Sowohl Isadora Duncan als auch Vaslav Nijinsky waren häufiger in Bourdelles Atelier zu Gast, der 1909 im Pariser Theatre du Chatelet eine Vorstellung mit der Tänzerin als Iphigenie in der Oper von Christoph Willibald Gluck gesehen hatte.
Die in San Francisco geborene Tänzerin (1878-1927) stellte alle Regeln des Tanzes infrage, sie verbannte Tutu und Spitzenschuhe, wollte mit ihren Bewegungen wieder ans „freie Leben“ der Antike anknüpfen. Und der perfekte Körper Nijisnkys „war wohl für jeden Bildhauer verlockend“, so Bornscheuer. Beide Tänzer habe Bourdelle oft gezeichnet, auch kniend.
Lebensgroße Reliefs
Das Theatre des Champs Elysees wurde in einer Mischung aus Art Deco und Klassizimus gebaut. Zunächst war als Architekt Henry Van de Velde vorgesehen, doch der Bau dann dem Unternehmer Auguste Perret anvertraut, den Van de Velde für die neue Technik der Stahlbetonkonstruktion einsetzen wollte. „In die Fassade, verblendet mit weißem Marmor, wurden die lebensgroßen Reliefs von Antoine Bourdelle eingelassen“, so Ko-Kuratorin Denise Wendel-Poray aus Paris.
Bourdelle zeigt die beiden in einer Profilansicht, die an Darstellungen auf griechischen Vasen erinnert. In weiteren Reliefs hat der andere Künste wie die Musik dargestellt.