Duisburg.

Schönheit und Anmut in weißem Marmor: Die Skulptur „Jugend“ zeigt, wie ähnlich und dennoch ganz verschieden Skulpturen sein können, die zur gleichen Zeit entstanden.

Die „Jugend“, von Bernhard Hoetger 1909/1910 erschaffen, ist ein klassisches Gegenüber zur „Knienden“, deren 100. Geburtstag die Ausstellung im Lehmbruck-Museum feiert.

Studium an der Kunstakademie

Bernhard Hoetger, 1874 in Dortmund-Hörde geboren, lernte Steinmetz, bevor er an sein Studium bei Karl Janssen an der Kunstakademie Düsseldorf absolvierte. Bei einer Exkursion, die Janssen 1900 mit seinen Schülern nach Paris unternahm, war Hoetger so fasziniert, dass er blieb. Er bezog ein Atelier in Montparnasse. Auf den frei werdenden Platz des Meisterschülers bei Janssen rückte sofort Wilhelm Lehmbruck nach. Der zog knapp zehn Jahre später ebenfalls nach Paris – und fand ein Atelier in der Rue de Vaugirard, in der auch Hoetger sein Atelier hatte.

Der Bildhauer, der 1911 nach Darmstadt und später nach Worpswede weiterzog und sich in Richtung Expressionismus entwickelte, und Lehmbruck „müssen sich begegnet sein“, so Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer. Schließlich hatten die beiden in Düsseldorf bei Janssen studiert. Und Hoetger, der an den großen Salons – also Ausstellungen – in Paris beteiligt war, lud wahrscheinlich den sieben Jahre jüngeren Künstler aus Duisburg-Meiderich in den Salon d’Automne ein: Es war der Durchbruch für Lehmbruck. Außerdem war Hoetger auch mit dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe bekannt, der von ihm und später auch von Lehmbruck Arbeiten kaufte.

Schönheiten sind sie beide, die „Jugend“ und die „Kniende“: Der Torso Hoetgers, ganz glatt geschliffen, zeigt eine junge, schlanke Frau, deren linker Arm über den Kopf gehoben ist und deren rechter Arm ein Tuch knapp über der Scham hält.

Jugendliche Anmut in beiden Werken

Ein durchaus erotisches Werk, das auch wegen seiner glatten Oberfläche zart wirkt. Auch sie hat den Kopf geneigt, die Augen niedergeschlagen und lächelt wie die „Kniende“. Bei allen Unterschiedlichkeiten strahlen sie eine ähnlich jugendliche Anmut aus.