Duisburg. .

Am Tanz faszinierte den französischen Künstler Henri Matisse (1869-1954) die Verbindung von Leben und Rhythmus sowie die ausdrucksstarken Bewegungen, „wobei sich Matisse mehr für den lebensfrohen Volkstanz begeisterte“, so Susanne Kudielka, Matisse-Expertin aus dem Kunstmuseum Basel.

Eines seiner frühen Hauptwerke ist „Le bonheur de vivre“ (1905-06), das einen Reigen tanzender Mädchen in der Mitte des Bildes zeigt. Das Motiv von Tanz und Reigen variiert Matisse immer wieder bis in sein Spätwerk.

Viele Künstler seiner Zeit beschäftigten sich mit dem Tanz – das zeigt die Ausstellung zum 100. Geburtstag der „Knienden“ im Lehmbruck-Museum auf beeindruckende Weise. Belegt werden soll damit ein neuer Deutungsversuch: Die „Kniende“ ist eine Tänzerin im Moment der Verbeugung vor dem Publikum.

Rhythmische Bewegung einer Figur im Raum

Matisse Bronzeplastik „Der Tanz“ von 1911, angereist als Leihgabe aus Washington, ist eine von zwei Plastiken, in denen sich der Künstler auf das Tanzmotiv bezieht; auch „Der Fuß“ von 1909 ist ausgestellt. „Gerade an der Plastik ,Der Tanz (Tanzbewegung)’ lässt sich sehr schön ablesen, dass Matisse nicht an der Darstellung einer bestimmten Tanzposition interessiert war, sondern an der rhythmischen Bewegung einer Figur im Raum, dem Vor- und Zurückschwingen der Arme und Beine, der Leichtigkeit der Bewegung“, erläutert Susanne Kudielka.

Der rechte Arm schwingt, der linke ist auf den gebeugten Kopf gelegt, die rechte Hüfte ist höher als die linke, weil das linke Knie leicht gewinkelt ist. Die Füße der Tänzerin seien weggelassen worden, weil sie „die Erfahrung von Bewegung in der Plastik optisch stören und zum Stillstand bringen würden“, so Kudielka. Eine alles andere als akademische Darstellung von Tanz also, was auch die raue, grobe Oberfläche unterstreicht.

Die Bedeutung des Fußes für den Tanz zeigt hingegen die gleichnamige Plastik, „die gleichsam die ganze Kraft und Dynamik des Tanzes in sich konzentriert und dem Betrachter das Gefühl von Leichtigkeit suggeriert“.

Vernissage "100 Jahre Kniende"

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