Duisburg. .

Sie wirkt etwas roh und unfertig: Dass diese „Sich verbeugende Tänzerin“ von Edgar Degas sein soll, wirkt auf den ersten Blick kaum glaublich. Ausgerechnet von dem Pariser Maler, dessen Bilder wohl am stärksten verbunden werden mit Tanz und Ballett. Immer wieder hat er Tänzerinnen auf, vor allem aber hinter der Bühne gemalt, sie bilden die Mehrzahl der Motive in seinen etwa 200 Bildern zu diesem Thema, die etwa die Hälfte seines Gesamtwerks ausmachen. Wenn also einer gewusst hat, wie Körper geformt und welche Posen möglich sind, dann Degas.

Momentaufnahme

Für die Ausstellung „100 Jahre Kniende“ ist diese kleine Bronzeskulptur einer Tänzerin aus dem Musee d’Orsay in Paris, das über eine bedeutende Degas-Sammlung verfügt, ins Lehmbruck-Museum gereist. Degas (1834-1917) zeigt in dieser unfertig, fast skizzenhaft wirkenden Bronze, deren Entstehung mit 1896 bis 1911 angegeben wird, den Moment des Verbeugens vor dem Publikum, bevor sich das Knie auf den Boden senkt. Das linke Bein scheint zu lang, das rechte merkwürdig gerade, beide Füße sind seltsam gewinkelt: Diese Pose scheint noch weniger möglich als die der „Knienden“, die allerdings von geübten Tänzern nachgestellt werden kann, wie die Fotografie von Bernd Jansen mit der Ballerina Greetje Groenendyk zeigt, das 1975 im Lehmbruck-Museum gemacht wurde.

Andererseits galt Degas, der zwar dem Impressionismus zugeordnet wird, aber weder in der Natur noch spontan gearbeitet hat, seinen Künstlerkollegen als sehr fortschrittlich. „Degas’ progressiver Umgang mit den Figuren und ihren Bewegungen im Kontext der damaligen Fortschritte der Fotografie und dem frühen Film zeigt, wie bewusst sich der Künstler dieser Entwicklungen gewesen ist“, so die Ko-Kuratorin der Ausstellung, Denise Wendel-Poray.

Vielleicht steht diese kleine Tänzerin, die zum Spätwerk des Künstlers gehört, auch für die weitere Abkehr von einer realistischen Darstellung. Sie wirkt wie eine sehr lebendige Momentaufnahme.

Vernissage "100 Jahre Kniende"

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