Duisburg. Entwarnung in Duisburg-Neuenkamp: Die Bombe an der A40 ist seit 22.55 Uhr entschärft. Warum es für den Sprengmeister kein einfacher Job war.
- Bombenentschärfung in Duisburg startete um 22.22 Uhr – Entwarnung um 22.57 Uhr
- A40 zwischen AK Duisburg und AS Rheinhausen war ab kurz vor 22 Uhr etwa eine Stunde komplett gesperrt
- Langer Vorlauf mit Aufbau eines Container-Schutzwalls am Fundort:
- 2 Tanklager in der Nähe des Blindgängers
- Wohnungen von knapp 2800 Anwohnern lagen in Evakuierungszone
- Weltkriegsbombe war bei Sondierungsbohrungen entdeckt und am Montag offengelegt worden
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Von einer eher ungewöhnlichen Bombenentschärfung waren am Montag nicht nur viele Duisburger, sondern noch mehr Auto- und Lkw-Fahrer betroffen: Bei Bauarbeiten an der A40 in Neuenkamp (rechte Rhein-Seite) war eine englische 10-Zentner-Bombe direkt an der Autobahn und in der Nähe zweier Tanklager ausgegraben worden. Wir haben im Newsblog über den neunstündigen Großeinsatz berichtet:
Bombenentschärfung in Duisburg-Neuenkamp: A40 etwa eine Stunde komplett gesperrt – Feuerwehr errichtete Container-Schutzwall
23.16 Uhr: Und was sagt der Sprengmeister? „Schwieriger als der Zünder war diesmal die Grube“, erklärt Frank Stommel. „Da unten war es matschig, über dem Lehmboden stand auch noch das Wasser, da konnte ich nicht sicher stehen.“ Trotzdem hat der 64-Jährige wieder eine ruhige Hand bewahrt, als er der Zehn-Zentner-Bomber den Aufschlagzünder gezogen hat. Jetzt fahren er und sein Kollege Adis Kalic die entschärfte Bombe in ein Zwischenlager, danach den Zünder in ein anderes Lager. Dann geht‘s zurück an den Sitz des Kampfmittelbeseitigungsdienstes nach Düsseldorf – und von dort nachhause, für Stommel nach Gladbeck. Feierabend.
22.57 Uhr: Es ist – mal wieder – alles gut gegangen! Die Bombe ist entschärft. Die Stadt meldet: „Die englische Zehn-Zentner-Bombe wurde um 22.55 Uhr durch Frank Stommel und sein Team erfolgreich entschärft. Die Straßensperren und die Vollsperrung der A40 sind aufgehoben.“ Zur Entwarnung heulten die Sirenen, über die Warnapp Nina erhielten Duisburger Nutzer die Entwarnung. Nun können schätzungsweise über 2000 Anwohner zurück in ihre Wohnungen nach Neuenkamp – auch die letztlich 129 Personen, die im Aufenthaltsraum in Duissern an der Falkstraße waren.
22.12 Uhr: Stadtsprecher Hiedels meldet: Die Entschärfung des Blindgängers hat um 22.22 Uhr begonnen. Jetzt heiß es: Daumen drücken für die Männer an der Bombe, Sprengmeister Frank Stommel und Feuerwerker Adis Kalic. Was wir jetzt schon sagen können: Es gab bei der Evakuierung heute keine größeren Verzögerungen. Die Entschärfung hat trotz des fast achtstündigen Vorlaufs und trotz der aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen am Fundort nur etwa 20 Minuten später begonnen, als am Nachmittag geplant.
22.12 Uhr: Der Helikopter der Polizei ist über der A40 und der Evakuierungszone unterwegs. Aber noch gibt es kein grünes Licht für die Entschärfung. „Es haben noch nicht alle Einsatzteams gemeldet, dass ihre Bereiche in der Evakuierungszone frei sind“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Bislang aber habe er nichts davon gehört, dass Störer oder Evakuierungsverweigerer (wie zuletzt in Duissern, siehe unten) den Einsatz verzögern. Der Großeinsatz lief anscheinend störungsfrei, und es waren diesmal ja auch einige tausend Anwohner weniger betroffen als im Oktober und Dezember in Duissern. Die Bombe liegt an der Autobahn, zwischen einem Industrie- und einem Wohngebiet, jedoch nicht erneut mitten in einer innerstädtischen Nachbarschaft.
21.58 Uhr: Jetzt meldet Stadtsprecher Sebastian Hiedels: „Die Vollsperrung der Autobahn A40 wurde aktiviert.“ Das heißt, es kann nicht mehr lange dauern, bis Sprengmeister Frank Stommel grünes Licht bekommt.
21.52 Uhr: Es sieht so aus, als gebe es doch leichte Verzögerungen bei der A40-Sperrung. Die Autobahn ist zwischen dem Autobahnkreuz Duisburg (A40/A59) und der Anschlussstelle Rheinhausen anscheinend immer noch nicht komplett autofrei.
21.40 Uhr: Noch seien nicht alle Zufahrten auf die A40 gesperrt, der Zubringer am Marientor noch nicht, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Aber die Evakuierung laufe nach Plan: „Wir rechnen im Moment noch damit, dass die Entschärfung wie geplant um 22 Uhr beginnen kann.“
21.06 Uhr: Die Einsatzleitung meldet: „Alle Straßensperren rund um die Evakuierungszone wurden pünktlich um 21 Uhr aktiviert.“ Die Autobahn solle also ab 21.30 Uhr, zwischen dem Autobahnkreuz Duisburg und der Anschlussstelle Rheinhausen, durch Autobahnpolizei und Autobahn GmbH voll gesperrt.
20.50 Uhr: Im Aufenthaltsraum werden nach Angaben der Stadt aktuell rund 60 Personen betreut. Insgesamt seien bislang 13 Krankentransporte durch die Feuerwehr durchgeführt worden.
Blindgänger an der A40: Kein überraschender Zufallsfund
20.20 Uhr: Den Aufschlagzünder wird der englischen Zehn-Zentner-Bombe später Sprengmeister Frank Stommel ziehen. Der 64-Jährige wird heute Abend unterstützt von Feuerwerker Adis Kalic. Routinier Stommel ist seit 1988 beim Kampfmittelbeseitigungsdienst. Er hat die Sicherheitsmaßnahmen für den Fall einer Detonation veranlasst: „Die mit Wasser gefüllten Container an der Fundstelle sollen die Tanklager vor der Druckwelle und Splittern schützen.“ Die Nähe zu den Tanklagern sei die einzige Besonderheit heute Abend. „Der Zünder selbst sieht noch gut aus“, meint Stommel.
Der Blindgänger wurde übrigens nicht überraschend entdeckt: An dem Verdachtspunkt hatte es bereits in der Vorwoche nach Luftbildauswertungen Sondierungsbohrungen gegeben. Und heute wurde nachgebaggert – bis der Verdacht bestätigt war.
20.20 Uhr: Die Information der Anwohner und Unternehmen vor Ort durch die Einsatzkräfte des Bürger- und Ordnungsamtes sei nun „abgeschlossen“, teilt die Stadt mit. Und wiederholt: „Ein Aufenthalt in der Evakuierungszone ist ab 20.30 Uhr nicht mehr gestattet. Alle Sperren rund um die Zone greifen ab 21 Uhr.“
Bei den letzten beiden Bombenentschärfungen in Duisburg – am 20. Dezember und am 5. Oktober in Duissern – hatte sich die Evakuierungen in die Länge gezogen, weil wieder einmal Anwohner die Evakuierungszone entgegen der Anweisungen nicht verlassen hatten. Bei dem ersten Großeinsatz rund um die Zieglerstraße hatten sich einige Störer vehement gegen die Räumung gewehrt. Lesen Sie zu Bombenentschärfungen und Evakuierungen auch diese Artikel:
- Blindgänger: Darum muss es bei Entschärfungen schnell gehen
- Störer bei Bombenentschärfungen: Verweigerern drohen in Duisburg nun Strafen
- Als Duisburg in Schutt und Asche lag – mit vielen historischen Fotos
19.40 Uhr: Die Gesamtschule Falkstraße in Duissern dient einmal mehr als Aufenthaltsort für alle, die die Zeit überbrücken müssen. „Wir haben uns auf 400 Personen vorbereitet“, sagt Einsatzleiter Timo Klaas vom Deutschen Roten Kreuz. Neben dem Foyer stehen auch die Aula und Klassenräume zur Verfügung, falls mal eine Person kommt, die an Corona oder an einer anderen Infektion erkrankt ist. In diesem Moment sind erst 35 Personen da, unter ihnen die Nachbarinnen Renate und Marianne. Für sie ist es die erste Evakuierung. Es könnte auch für die beiden eine lange Nacht werden. Um 22 Uhr soll die Entschärfung beginnen. Beim letzten Bombenfund dauerte es aber wesentlich länger, weil nicht alle ihre Wohnungen verlassen wollten. Aber in Duissern waren im Oktober und zuletzt im Dezember auch deutlich mehr Anwohner von der Evakuierung betroffen.
„Ich bleib’ sowieso immer bis 0 Uhr wach, ich muss ja nicht mehr arbeiten“, sagt Marianne. Und Renate stimmt zu: „Abends kommen die besten Filme im Fernsehen. Aber das ist hier spannender als zu Hause. Und alle sind nett.“ Die rund 25 Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen und die Neuenkamper hoffen trotzdem, dass die Entschärfung zügig vonstattengeht.
18.35 Uhr: Die Stadt macht Angaben zum Großeinsatz: Insgesamt seien aktuell 110 Einsatzkräfte vom Bürger- und Ordnungsamt, 140 der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr, 14 Mitarbeitende der Autobahn GmbH sowie 27 Einsatzkräfte der Polizei im Dienst. Außerdem sind demnach 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsorganisationen (DRK, Malteser, Johanniter, Falk und Ambulante Erstversorgung) im Einsatz.
18.25 Uhr: Stadtsprecher Hiedels bestätigt, der Zeitplan der Einsatzleitung sei nach wie vor aktuell:
Die A40 soll zwischen dem rechtsrheinischen Kreuz Duisburg (A40/A59) und der linksrheinischen Anschlussstelle Rheinhausen ab 21.30 Uhr gesperrt werden. „Danach muss die Autobahn erstmal leer sein, das wird die Autobahnpolizei dann kontrollieren, sodass wir bis 22 Uhr ganz sicher sind, dass sich kein Unbefugter mehr auf der Autobahn befindet.“ Erst dann wird die Einsatzleitung dem Sprengmeister grünes Licht geben.
In der Evakuierungszone (siehe Karte) ist der Aufenthalt ab 20.30 Uhr nicht mehr gestattet, die Straßensperren sollen um 21 Uhr aktiviert werden.
18 Uhr: „Mit der Information der Anwohner sind wir gleich fertig“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Bürger, die nicht mobil sind oder einen Krankentransport brauchen, können sich bei der Stadt melden und werden dann zum Aufenthaltsraum an der Falkstraße gebracht. Die Feuerwehr Duisburg bereitet in der Zwischenzeit die vier Container mit Wasser und Sand vor. Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme, weil sich in unmittelbarer Nähe ein Tanklager befindet.
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17.20 Uhr: In Neuenkamp sind die Bürger noch ganz entspannt. Der eine oder andere, der von der Arbeit nach Hause kommt, findet jetzt erst die Informationen des Ordnungsamtes an der Tür. Im Supermarkt ist die Bombe jedenfalls das Gesprächsthema.
17 Uhr: Knut Ewald, Deges-Projektleiter auf der A40-Großbaustelle, hatte einer Reporterin unserer Lokalredaktion noch im August gesagt: „Wir bauen einen Prototypen auf einem Gelände, das man nicht kennt.“ Der Boden sei wie eine Wundertüte, es finden sich nach Abriss alter Bauteile Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg, Abfälle aus dem Bergbau, Autoreifen, kleine Deponien, ein altes Hafenbecken, das mit Dreck vollgekippt wurde. Nicht alles habe man im Vorfeld sondieren können.
16.42 Uhr: Weil die Bombe direkt an der Autobahn liegt und sich in der Nähe die Tanklager befinden, müssen die Vorbereitungen besonders akribisch laufen. Das verschafft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des städtischen Außendienstes die Zeit, die betroffenen Anwohner in der Evaluierungszone zu informieren. „Wir bitten die Lkw-Fahrer, sich andere Standplätze zu suchen. Zum einen liegt der Autohof genau in der Evakuierungszone. Zum anderen müssen die Fahrer ja auch Lenkzeiten einhalten und die können mit der Bombenentschärfung kollidieren“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
16.25 Uhr: Vor der Tankstelle neben dem Autohof haben sich zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes postiert.
Derweil rückt die Feuerwehr zum Bombenfundort an. Die Ordnungshüter schicken zahlreiche Brummi-Fahrer weg. Parallel läuft der Feierabendverkehr in dem Gewerbegebiet zwischen Neuenkamp und Kaßlerfeld.
15.55 Uhr: Achtung, Lkw-Fahrer! Der Autohof „Am Schlütershof“ ist ab sofort gesperrt. Die Stadt bittet Lkw-Fahrer darum, diesen ab jetzt nicht mehr anzufahren.
15.15 Uhr: Dieser Bomben-Großeinsatz ist auch aus weiteren Gründen kompliziert: Es müssen in die Planungen etliche Behörden einbezogen werden, neben der Polizei und der Feuerwehr Duisburg zum Beispiel auch die Autobahn GmbH und die Autobahnpolizei. Das Tierheim in Neuenkamp muss nicht evakuiert werden
15.10 Uhr: Die DVG stellt zur Evakuierung laut Stadt ab etwa 17.30 Uhr einen Gelenkbus an der Haltestelle „Rheindeich“ zur Verfügung: „Der Bus fährt die Betroffenen zum Aufenthaltsraum in der Gesamtschule Duisburg-Mitte (Falkstraße 44, 47058 Duisburg, Zufahrt über die Oranienstraße).“
Entschärfung gegen 22 Uhr geplant
14.39 Uhr: Die wichtigsten Informationen aus der ersten Mitteilung der Stadt:
- Englische Zehn-Zentner-Bombe mit Aufschlagzünder wurde am Montag in Duisburg-Neuenkamp entdeckt
- Der Blindgänger muss am Montagabend entschärft werden
- Die Entschärfung soll „voraussichtlich um 22 Uhr beginne“.
- Evakuierungszone: Umkreis von 600 Metern um die Fundstelle herum
- Laut Stadt haben in der Evakuierungszone („innerer Ring“) 2756 Personen ihren Wohnort
- Stadt: Aufenthalt in Evakuierungszone ist ab 20.30 Uhr nicht mehr gestattet
- Plan der Behörden: Alle Sperren rund um die Evakuierungszone Zone greifen ab 21 Uhr
- Wer nicht bei Freunden und Bekannten unterkommt, kann in die Aula an der Falkstraße 44 in Duissern gehen
- Telefonische Auskunft: Call Duisburg: 0203 283-2000; Gefahrentelefon Feuerwehr: 0800 112 13 13.
- Evakuierungsräume dort stehen voraussichtlich ab 18 Uhr zur Verfügung.
- Sicherheitszone („äußerer Ring“) wird heute nicht eingerichtet
- Problematisch: in unmittelbarer Nähe befindet sich ein Tanklager
- Lange Vorlaufzeit: Es werden zum Schutz sechs Container mit Sand und Wasser benötigt
- Verkehrsbehinderungen durch A40-Sperrung: Ortskundige sollen Bereich großräumig umfahren
- Sirene wird im Stadtteil zur Entwarnung zu hören sein
Die Mitteilung der Stadt Duisburg im Wortlaut:
„Bei Bauarbeiten an der A40 in Duisburg-Neuenkamp ist heute eine englische Zehn-Zentner-Bombe mit einem Aufschlagzünder gefunden worden. Die Bombe muss noch am Montagabend vom Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft werden. Das Bürger- und Ordnungsamt organisiert derzeit die weiteren Maßnahmen.
Anwohnerinnen und Anwohner werden vor Ort durch die Einsatzkräfte informiert. In der erweiterten Evakuierungszone, in einem Umkreis von 600 Meter um den Fundort, sind 2756 Personen betroffen. Eine Sicherheitszone wird heute nach Rücksprache mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht eingerichtet.
Die Entschärfung soll voraussichtlich um 22 Uhr beginnen. „In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Tanklager, wir brauchen sechs Container mit Wasser und Sand“, erklärt ein Stadtsprecher die lange Vorlaufzeit.
Ein Aufenthalt in der Evakuierungszone ist ab 20.30 Uhr nicht mehr gestattet. Alle Sperren rund um die Zone greifen ab 21 Uhr. Da die A40 zeitweise gesperrt werden muss, muss mit umfangreichen Beeinträchtigungen im Verkehr gerechnet werden. Ortskundige werden gebeten, den Bereich großzügig zu umfahren.
Wer nicht bei Freunden und Bekannten unterkommt, kann in die Aula an der Falkstraße 44 gehen. Diese steht voraussichtlich ab 18 Uhr zur Verfügung.
Informationen gibt es auch über Call Duisburg unter (0203) 283-2000 und das Gefahrentelefon der Feuerwehr unter (0800) 112 13 13.
Auch die Warnapp NINA informiert über Gefahrenlagen. Informationen zu Beeinträchtigungen beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) finden Sie unter www.dvg-duisburg.de.
Die städtische Sirene wird im Stadtteil zur Entwarnung zu hören sein.“