Duisburg. Ein Blindgänger wurde in Duisburg erst in der Nacht entschärft. Bei der Evakuierung erlebten die Einsatzkräfte in Duissern böse Überraschungen.

Es war für die Einsatzkräfte und Anwohner in Duisburg-Duissern eine unerwartet lange und nervenaufreibende Nacht. Erst um 1.12 Uhr am frühen Freitagmorgen war der Blindgänger in einer Baugrube an der Zieglerstraße entschärft (zur Chronik), deutlich später als ursprünglich geplant. Ein Grund: Renitente Passanten und Nachbarn sperrten sich gegen die Evakuierung.

Gegen 15 Uhr hatte ein Baggerfahrer die englische Zehn-Zentner-Bombe auf dem Areal der ehemaligen Netto-Filiale entdeckt. Schnell war klar: Die notwendige Evakuierung wird eine Mammutaufgabe. Denn: 6699 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen – und das pünktlich zum Feierabend. Anders als bei zurückliegenden Entschärfungen wurde der Blindgänger mitten in einem Wohngebiet gefunden.

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Dementsprechend breit stellten sich die Behörden auf: 50 Kräfte des Bürger und Ordnungsamtes, 35 Polizisten, 150 Feuerwehrleute und 90 Mitglieder von Hilfsorganisationen waren im Stadtteil im Einsatz. Sie informierten die betroffenen dauerhaft über Lautsprecherdurchsagen über den Blindgängerfund und die damit verbundene Evakuierung, agierten als eingespieltes Team. Das ursprüngliche Ziel: Um 22 Uhr sollten sich keine Menschen mehr in der Evakuierungszone aufhalten.

XXL-Evakuierung nach Bombenfund in Duisburg-Duissern – Störer fallen auf

Doch der Plan ging nicht auf. Aus mehreren Gründen. Zum einen, weil einfach sehr viele Anwohner betroffen waren. Viel schwerwiegender jedoch: Einige Störer sperrten sich vehement gegen die Maßnahme. Um 0.10 Uhr meldete die Stadt noch vereinzelte Personen im Sperrbezirk, die Entschärfung musste immer weiter nach hinten verschoben werden. „Es kam leider zu erheblichen Verzögerungen durch anzutreffende Personen“, fasst Stadtsprecher Sebastian Hiedels am Freitag zusammen.

Die Polizei unterstütze das Ordnungsamt bei der Evakuierung der Menschen in Duisburg-Duissern.
Die Polizei unterstütze das Ordnungsamt bei der Evakuierung der Menschen in Duisburg-Duissern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nach Informationen unserer Redaktion spielten sich in dem ansonsten ja bereits menschenleeren Viertel skurrile Szenen ab: Passanten versteckten sich hinter Stromkästen. Und Anwohner tauchten nach Stunden der Dauerbeschallung und Blaulicht mit einer Zigarette auf dem Balkon auf. Die Stadt berichtet von einer Person, die sich hinter einer Mülltonne vor den Einsatzkräften verbarg.

Der städtische Außendienst (SAD) des Bürger- und Ordnungsamtes stellte in sieben Fällen die Personalien der Störer fest und leitete Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Zudem sprachen die Stadtmitarbeiter einige Platzverweise aus. Unterstützt wurden sie dabei von der Polizei, die das Gebiet mit einem Hubschrauber absuchte.

Geldbußen von bis zu 1000 Euro drohen

Den Uneinsichtigen drohen nun Geldbußen von bis zu 1000 Euro. Eine solch harte Bestrafung macht eine Änderung in der Duisburger Sicherheits- und Ordnungsverordnung möglich, die der Stadtrat im Jahr 2020 beschloss. Ob und in welcher Höhe Ordnungsgelder verhängt werden, entscheidet bei dieser Art von Fällen jede Kommune für sich.

In Zusammenhang mit den Schilderungen aus Duissern werden böse Erinnerungen an Ärger bei einer Bombenentschärfung in Meiderich im März 2022 wach. Damals hatten sich Anwohner geweigert, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Behörden berichteten nachher von einem „gesteigerten Aggressionspotenzial“.

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Dass ähnliche Probleme nun auch in dem gut situierten Stadtteil Duissern auftraten, sorgte für Erstaunen. Stadtsprecher Hiedels berichtete nach dem Großeinsatz aber auch: „In der Regel kommt die Vielzahl der betroffenen Bürgerinnen und Bürger den Anweisungen von Bürger- und Ordnungsamt und Polizei nach.“

Und gerade die dürften sich über die Kaugummi-Evakuierung und die kurze Nacht geärgert haben.

>>Zweiter Bombenfund in Duisburg in 2023