Duisburg. Eine Duisburger Apothekerin schließt ihren Betrieb nach 30 Jahren. Beim Abschied fließen Tränen. Warum sie aufgibt und was sie nun macht.

Die einzige Apotheke in Duisburg-Untermeiderich hat ihre Türen für immer geschlossen. „Ich musste aus wirtschaftlichen Gründen die Reißleine ziehen. Es reicht einfach nicht mehr“, sagt Apothekerin Stefanie Heckhoff. Sie hat die Adler-Apotheke an der Spichernstraße 30 Jahre lang geführt – eine Apotheke mit Tradition. Ihr Urgroßvater hatte sie 1894 gegründet.

Es seien eine Vielzahl von Faktoren zusammengekommen, die sie zu diesem Schritt bewogen hätten: „Zum einen ist die Honorierung unserer Leistungen ein Problem. Dann kam das Invest für das E-Rezept dazu, das wir nur anteilig zurückbekommen“, erklärt die 59-Jährige.

Lieferengpässe haben der Duisburger Apothekerin „den Hals gebrochen“

„Den Hals gebrochen“ hätten am Ende aber die Lieferengpässe. „Wir haben nur für jedes zweite oder dritte Rezept Medikamente bekommen. Wer nicht verkaufen kann, kann nicht überleben.“ Mehr als 5000 Medikamente seien im Augenblick nicht lieferbar. „Das betrifft alle Bereiche. Wir haben zum Beispiel 30 Antibiotikasäfte für Kinder bestellt und nur fünf bekommen.“

Die Adler-Apotheke in Untermeiderich war die einzige Apotheke in Untermeiderich.
Die Adler-Apotheke in Untermeiderich war die einzige Apotheke in Untermeiderich. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Den Entschluss, die Apotheke zu schließen, hat die Apothekerin schließlich binnen einer Woche getroffen. Ein Blick aufs letzte Jahr hätte ihr keine andere Wahl gelassen: „Ich habe nur im November Geld verdient. Die anderen Monate waren Nullnummern oder sogar Minusgeschäfte.“ Stefanie Heckhoff steht in regem Austausch mit ihren Kollegen und sagt: „Glücklich ist momentan niemand.“

Apothekenkammer: „Vergütung befindet sich auf dem Niveau von 2004“

Das bestätigt Jens Krömer, Sprecher der Apothekenkammer Nordrhein: „Schon seit 24 Jahren ist die Zahl der Apothekenschließungen höher als die der Öffnungen. Es lohnt sich für Apotheker einfach nicht mehr, sich selbstständig zu machen.“ Durch die massiven Lieferengpässe mache „das Leben in der Apotheke vor Ort keinen Spaß mehr“. Dazu kämen Honorare, die seit Jahren nicht angepasst worden seien. „Die Vergütung befindet sich immer noch auf dem Niveau von 2004“, so Krömer.

Apotheker haben in den letzten Monaten immer wieder mit Protestaktionen auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Zuletzt hatten sie im November 2023 einen Mittwoch lang geschlossen. „Massive Lieferengpässe, überbordende Bürokratie, immer höhere Anforderungen der Krankenkassen und ein weiter eskalierender Fachkräftemangel machen die Patientenversorgung von Tag zu Tag schwieriger“, hatte Christoph Herrmann, Pressesprecher der Apotheken in Duisburg, damals die Hintergründe der Proteste erläutert.

Stefanie Heckhoff blickt trotz der Schließung ihrer Apotheke positiv in die Zukunft. Alle neun Mitarbeiterinnen haben einen neuen Job gefunden. Sie selbst wird ihre Karriere als freie Apothekerin fortsetzen. Der Bedarf ist offenbar groß: „Meine Woche ist schon voll. Ich werde zum Beispiel Urlaubs- und Krankheitsvertretung bei Kollegen machen.“

Natürlich fällt ihr der Abschied von ihrer Apotheke nach so langer Zeit nicht leicht: „Ich habe das Gefühl, ich lasse die Leute hier im Stich. Sie müssen jetzt bis zur Von-der-Mark-Straße, wenn sie eine Apotheke brauchen.“ Viele Kunden haben sich von ihrer Apothekerin mit Blumen, Schokolande und Wein verabschiedet: „Es sind auch Tränen geflossen.“

>> Apothekenkammer Nordrhein befürchtet weitere Schließungen

  • Laut Apothekenkammer Nordrhein hat 2023 in Duisburg eine Apotheke geschlossen. Es war die Apotheke am Jubiläumshain in Marxloh. Mit der Salus-Apotheke in Mittelmeiderich gab es aber auch eine der seltenen Neueröffnungen.
  • Insgesamt zählt unsere Stadt 88 Apotheken, Ende 2013 waren es noch 104.
  • Im Kammerbezirk Nordrhein haben im letzten Jahr 48 Apotheken für immer geschlossen und nur 14 neu eröffnet.
  • Da rund 30 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken 60 Jahre oder älter sei, rechnet die Kammer mit einem anhaltenden Abwärtstrend.