Duisburg. Endspurt für die neue A 40-Brücke, die in Duisburg über den Rhein führt. Das passiert vor der Freigabe auf der Megabaustelle. So läuft der Abriss.
Die neue A 40-Rheinbrücke und die zu ihr führenden Fahrspuren wachsen in rasendem Tempo ihrer Vollendung entgegen. In den vergangenen Wochen konnten Pendler ein spektakuläres Ballett von Mensch und Maschine beobachten. Dutzende Bagger, Walzen, Grader, Raupen und Fertiger kurven links- wie rechtsrheinisch über neuen Asphalt, bauen Lärmschutzwände, verfüllen die letzten Brückenbauwerke über der Hafenbahn und Am Schlütershof.
Die Ingenieurbauten für die Brücke und die Stützbauten sind fertig, sagt Deges-Projektleiter Knut Ewald. „Darauf sind wir stolz.“ Jetzt werden 4,5 Kilometer Straße gebaut. Rund 200 Menschen sind im Streckenbau eingesetzt.
A 40-Rheinbrücke: Linksrheinisch kommt schon die letzte Asphaltschicht
Der Regen der letzten Wochen habe zwar Sorgen bereitet, weil für einige Arbeiten trockenes Wetter nötig ist. Durch Koordinierungen konnten die Lücken aber für andere Aufgaben genutzt werden. „Das ist keine Linienbaustelle, wir arbeiten überall da, wo es geht“, erklärt Ewald. Derzeit werden zudem Lagerflächen für alle Unternehmen geschaffen, um bedarfsgerecht reagieren zu können. „Das ist definitiv keine Baustelle, über die man sich beschweren kann, dass nichts passiert“.
Um den Verkehr nicht zu sehr zu belasten, wurden zwischen Rheinhausen und Homberg 800 Meter Straße in fünf Nachtschichten während der Ferien gebaut. Dabei wurden rund 8000 Tonnen Asphalt für die Tragschicht verbaut, weitere 3000 Tonnen für die Binderschicht. Ab Donnerstag, 10. August, kommt in Tagschichten die Gussasphaltdecke drauf – die dritte und letzte Schicht der Fahrbahndecke, beschreibt Deges-Pressesprecherin Simone Döll.
Wer sich wundert, dass linksrheinisch die Strecke optisch in die Höhe wächst: Das ist der Kurvenlage geschuldet, erklärt Ewald, die Straße gehe in Linksneigung auf den Fahrbahndamm rauf. Insgesamt bleibe man auf dem bestehenden Höhenniveau.
Auf der Brücke selbst werden derzeit Kabel, Laufwege und diverse technische Ausstattungen verbaut. Sobald es länger trocken ist, kommt Epoxidharz zur Abdichtung auf das Stahldeck, dann Dichtungsbahnen, Schutzbahnen und schließlich die Asphaltschicht.
Verkehr läuft ab Dezember sechsspurig über den Rhein
Spätestens zum 1. Advent führt der Verkehr in beide Richtungen je dreispurig über die neue Brücke, sind sich die Verantwortlichen sicher. Dafür werden drei Fahrspuren in Richtung Venlo vor der alten Brücke in Richtung des Neubaus nach links verschwenkt. In Richtung Essen werden zunächst zwei Spuren auf den neuen Damm geführt, die dritte führt über die alte Fahrbahn, bis hinter die Lkw-Waage.
Die Wiegeanlage auf Homberger Seite müssen Autofahrer noch rund sieben Monate umfahren. Erst wenn der Störfaktor abgebrochen und die Fahrbahn darunter erneuert ist, geht es geradeaus über den Rhein.
Bau der zweiten, nördlichen Brücke verläuft weitgehend identisch
Das zweite, nördliche Brückenbauwerk werde genauso gebaut, aber mit dem Erfahrungsschatz der ersten Brücke und dadurch ein bisschen schneller. Nach dem erstmalig so durchgeführten Bau im Längsvorschub und Freivorbau wisse man jetzt, wo man optimieren könne. Der Prototyp sei ein „Schritt in die Zukunft, aber nichts, was in Serie geht“, erklärt Ewald. In Deutschland werden derzeit insgesamt nur drei Schrägseilbrücken gebaut. Die in Duisburg ist mit einem Abstand von 380 Metern zwischen den Pylonen die am weitesten gespannte.
Und wie haben sich die Kosten entwickelt? Der Ukraine-Krieg habe sich ausgewirkt, aber noch peile man die avisierten rund 600 Millionen Euro als Gesamtkosten an, sagt Ewald, „es läuft besser als gedacht“. Dabei seien die Umstände widrig: „Wir bauen einen Prototypen auf einem Gelände, das man nicht kennt.“ Der Boden sei wie eine Wundertüte, es finden sich nach Abriss alter Bauteile Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg, Abfälle aus dem Bergbau, Autoreifen, kleine Deponien, ein altes Hafenbecken, das mit Dreck vollgekippt wurde. Nicht alles habe man im Vorfeld sondieren können.
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Die Eröffnung des südlichen Brückenbauwerks ist übrigens noch keine Verkehrsfreigabe, diese erfolgt erst nach Abschluss sämtlicher Baumaßnahmen 2026. Offiziell handelt es sich um eine „Verkehrsumlage auf das neue Bauwerk“, erklärt Ewald. So oder so: Für Pendler wird die Eröffnung das erste Weihnachtsgeschenk sein.
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>>ABRISS DER ALTEN RHEINBRÜCKE
- Noch in diesem Jahr beginnt der Abriss der alten Rheinbrücke. Vor den Weihnachtsferien soll bereits eine 20 Meter breite Lücke zwischen den beiden Rheinufern klaffen.
- Dafür muss die Brücke zunächst mit Stahlträgern noch mal stabilisiert werden. Ziel ist, die Schifffahrt auf dem Rhein nicht zu beeinträchtigen, betont Deges-Projektleiter Knut Ewald.
- Binnen neun Monaten müssen 12.000 Tonnen Stahl abgebrochen werden, der recycelt wird. Auch der anfallende Beton soll recycelt werden. Der Abbruch sei lärm- und erschütterungsarm ausgeschrieben worden. „Es wird sicher mal scheppern, aber es soll nicht den ganzen Tag hämmern“, so der Projektleiter.