Duisburg. Mit dem Neubau für Novitas schließt Aurelis die Entwicklung des Quartier 1 ab. Warum sich der Entwickler für die „Duisburger Dünen“ interessiert.

Auf der letzten Freifläche im Quartier 1 baut Hochtief für Investor Aurelis ein siebenstöckiges Bürogebäude. Fünf Etagen sind bereits an die Novitas vermietet, die Krankenkasse wird Ende 2024 aus dem „Five Boats“-Gebäude im Innenhafen in den Neubau an der A59 zwischen Hauptbahnhof und Koloniestraße umziehen. Bei der Grundsteinlegung am Donnerstag richtete sich nicht nur der Blick von Aurelis-Regionalleiter Michael Buchholz auf die „Duisburger Dünen“. Auf dem einstigen Güterbahnhof-Gelände soll sich die Entwicklung nahtlos fortsetzen.

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Zunächst wird sich aber die 95 mal 40 Meter große Baugrube füllen, in der Oberpolier Wolfgang Schumann gemeinsam mit Projektleiterin Lydia Jordan, Novitas-Vorstandschef Frank Brüggemann und OB Sören Link die Zeremonie vornahmen. Die Eckdaten: Neben 10.000 Quadratmeter Mietfläche entsteht eine Tiefgarage mit 177 Stellplätzen nebst Fahrradraum mit Ladeplätzen. Die Höhe der Investition beziffert Aurelis mit einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Man sei zuversichtlich, noch während der Bauzeit auch für die sechste Etage einen Mieter zu finden.

Die Baugrube am Tag der Grundsteinlegung: In der Tiefgarage entstehen 177 Stellplätze.
Die Baugrube am Tag der Grundsteinlegung: In der Tiefgarage entstehen 177 Stellplätze. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Flexibles BKK-Konzept kombiniert Arbeit im Büro und Homeoffice

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Auf fünf Etagen soll es ab 2025 Arbeitsplätze für rund 600 der 900 Beschäftigten der Betriebskrankenkasse geben. Geplant ist ein Konzept, das auf verschiedene Bedürfnisse zugeschnittene, flexibel genutzte Betriebsarbeitsplätze mit Homeoffice-Arbeitsplätzen kombiniert. „Wir haben das Haus in Architekten-Workshops mit 75 Mitarbeitenden von innen nach außen geplant“, berichtet Vorstand Brüggemann.

Die Wahl der Novitas, die nach 20 Jahren den Innenhafen verlässt, sei wegen der hervorragenden Erreichbarkeit auf diesen Standort gefallen, so Brüggemann weiter. Die fußläufige Erreichbarkeit des Bahnhofs sei für zahlreiche Mitarbeitende, die am Niederrhein oder im Münsterland leben, ein großer Vorteil. „Wir haben uns damit auf Duisburg festgelegt“, so der Vorstand, selbst ein Kind der Stadt.

So soll der Neubau aussehen, in dem die BKK Novitas ab Ende 2024 fünf Etagen angemietet hat. Dort entstehen 600 Arbeitsplätze für die Belegschaft der Betriebskrankenkasse, die aus den „Five Boats“ im Innenhafen an den Hauptbahnhof umzieht.
So soll der Neubau aussehen, in dem die BKK Novitas ab Ende 2024 fünf Etagen angemietet hat. Dort entstehen 600 Arbeitsplätze für die Belegschaft der Betriebskrankenkasse, die aus den „Five Boats“ im Innenhafen an den Hauptbahnhof umzieht. © Aurelis/SSP AG

Immobilienentwickler: 350 Millionen Euro im Quartier 1 investiert

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Mit dem langfristigen Vertrag über 10.000 Quadratmeter Mietfläche erzielte Aurelis im vergangenen Jahr die größte Einzelvermietung im Duisburger Büromarkt. Nach zehn Jahren und einer Investitionssumme, die Aurelis auf rund 350 Millionen Euro beziffert, ist die Entwicklung des Quartier 1 abgeschlossen. Mit den Bauleuten ihres einstigen Miteigners Hochtief hat Aurelis dort bereits die Lanuv-Zentrale (Landesumweltamt) realisiert und baut zwei Gebäude für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV). Das erste geht im September in Betrieb, das zweite soll Mitte 2023 übergeben werden (wir berichteten).

„Das Quartier 1 steht für Aufbruch“, betonte OB Sören Link. Er hoffe, dass die Entwicklung mit dem nun begonnenen Neubau des Hauptbahnhofs nicht Halt machen werde, sondern sich auf den „Duisburger Dünen“ fortsetzen werde. Dort werde sich auch Aurelis um den Bau weiterer Büro-Immobilien bemühen, kündigt Frank Buchholz an. „Wir sehen die weitere Entwicklung des Duisburger Büroimmobilien-Markts sehr optimistisch“, so der Regionalleiter. „Wir hoffen sehr, dass wir dort zum Zuge kommen.“

Alter Güterbahnhof: Aurelis verkaufte 2010 an Möbelhändler Kurt Krieger

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Die Entwickler, deren Schwerpunkt auf einstigen Bahnflächen liegen, hätten es einfacher haben können. Denn die einstige Bahntochter Aurelis war es, die 2010 das Güterbahnhof-Gelände überraschend an den Berliner Möbel-Unternehmer Kurt Krieger (Möbel Höffner) veräußerte. Der plante zunächst ein Möbelhaus und später ein Outlet-Center (DOC), das durch einen Bürgerentscheid knapp gestoppt wurde. Krieger verlor die Lust an der Fläche – die Stadt nutzte die Chance zum Rückkauf durch die Gebag und brachte die Planung für die „Duisburger Dünen“ auf den Weg.

STICHWORT: AURELIS REAL ESTATE

  • Das Unternehmen (Hauptsitz: Eschborn) wurde 2002 von der Deutschen Bahn gegründet, um nicht mehr betriebsnotwendige Flächen und Immobilien des Konzerns zu verwalten, zu veräußern oder zu entwickeln, um die darin gebundene Liquidität zu heben. Rund 30 Millionen Quadratmeter wurden dazu für rund 2,26 Milliarden Euro an die Aurelis verkauft.
  • Als 2006 die WestLB (39-%-Anteil) als Gesellschafter ausstieg, entschied sich die Bahn zum Verkauf der Aurelis an ein Konsortium aus Hochtief und dem Immobilienfonds Redwood Grove International (George Soros) für 1,64 Mrd. Euro. Nach der Übernahme durch die spanische ACS verkaufte Hochtief 43 Prozent seiner Anteile an Grove International, sieben Prozent an einen unabhängigen Investor.
  • Den Standort für die Region West hat Aurelis 2009 von Köln nach Duisburg verlegt, seither arbeiten rund 30 Mitarbeitende zwischen Hauptbahnhof und Quartier 1. Leiter ist der Duisburger Michael Buchholz.