Duisburg. Jury und Bürger sind sich einig: Auf dem Loveparade-Gelände „Am Alten Güterbahnhof“ sollen die „Duisburger Dünen“ entstehen. Das ist der Entwurf.

Auf dem Areal „Am Alten Güterbahnhof“ entstehen in den nächsten zehn Jahren die „Duisburger Dünen“. Das ist der Titel des gemeinsamen Siegerentwurfs der Teams von CKSA (Christoph Kohl Stadtplaner Architekten) und Fugmann-Janotta und Partner mbH.

Die Berliner Planer setzten sich im Finale des städtebaulichen Wettbewerbs für die Entwicklung der 30 Hektar-Brache zwischen Hauptbahnhof, A59 und Bahntrasse gegen sechs Mitbewerber klar durch. „Eine Jahrhundertchance für Duisburg“, nennt Oberbürgermeister Sören Link, der der neunköpfigen Jury angehörte, die Entwicklung.

Duisburger Dünen: Bis zu 1000 Wohnungen und 10.000 Arbeitsplätze

So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus.  
So sieht das Modell des Entwurfs „Duisburger Dünen“ der Planer von CKSA/Fugmann-Janotta für die Entwicklung des 30 Hektar großen Areals des Alten Güterbahnhofs in Duisburg aus.   © CKSA/Fugmann-Janotta und Partner

In Gebäuden des neuen Stadtquartiers mit insgesamt rund 400.000 Quadratmetern Geschossflächen sollen Büro- und Gewerbeflächen für 8000 bis 10.000 Arbeitsplätze und auch rund 1000 Wohnungen entstehen. „Wir werden mit aller Kraft daran arbeiten, diesen Entwurf so umzusetzen“, kündigte Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am Donnerstag bei der Präsentation der Jury-Entscheidung an. „Wir wollen kleinteilig Investoren suchen, die ihre Ideen einbringen für die Verbindung von Wohnen und Arbeiten.“

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Der Siegerentwurf sieht eine Hochhausbebauung für ein „Innovationsviertel“ an der Nordseite vor, einen elf Hektar großen Park mit einem zentralen See und benachbarte Wohnbebauung im Kerngebiet. Das wird zur Bahnseite von einer Reihe sechsgeschossiger Gebäude (Produktiv- und Kreativ-Meile) und zur Autobahnseite von meterhohen „Dünen“ gegen den Verkehrslärm abgeschirmt.

Eine Hochhausbebauung sieht der Entwurf der Berliner Planer-Teams von CKSA/Fugmann-Janotta in einem „Innovationsquartier“ an der Nordseite der Güterbahnhof-Brache vor.  
Eine Hochhausbebauung sieht der Entwurf der Berliner Planer-Teams von CKSA/Fugmann-Janotta in einem „Innovationsquartier“ an der Nordseite der Güterbahnhof-Brache vor.   © CKSA/Fugmann-Janotta und Partner

Lärmschutz-Konzept stammt von Akustikern im Planer-Team

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„Das haben die Akustiker in unserem Team so vorgeschlagen und geprüft“, sagte Prof. Dr. Christoph Kohl. Mit Dünen-ähnlicher Topographie werde ausreichender Lärmschutz erreicht, außerdem entstehe eine „tolle Parklandschaft mit hoher Aufenthaltsqualität“, verspricht Planer Harald Fugmann.

Im Innern erschließt eine Straße zwischen Wohn- und Gewerbehäusern den Weg zu den Tiefgaragen, ein Rad-/Fußweg ist als zentrale Nord-Süd-Achse durch die Fläche vorgesehen. Die Karl-Lehr-Straße – der Tunnel wird mit einem Kreisverkehr geöffnet – und die Koloniestraße sind die Achsen für die Ost-West-Erschließung des Quartiers.

Nicht neu in Duisburg: Prof. Christoph Kohl war vor 15 Jahren bereits an der Planung für die Wedauer Bahnflächen beteiligt.
Nicht neu in Duisburg: Prof. Christoph Kohl war vor 15 Jahren bereits an der Planung für die Wedauer Bahnflächen beteiligt. © CKSA Berlin | Patrick Pagel

„Fläche ist einzigartig und eigenartig“

„Einzigartig, aber auch eigenartig“, nennt Kohl die Güterbahnhof-Fläche und war überrascht über das einstimmige Votum der Jury. „Ich bin es gewöhnt, bei den Juroren nicht so gut anzukommen.“

Die Entwicklung biete die Chance, die einzelnen Stadtquartiere wieder enger zusammenzubringen, sagt der Architekt. „Die Bürger haben begriffen, worum es geht. Ihre Anregungen haben uns geholfen, wir haben sie sehr ernst genommen.“

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Loveparade-Gedenkstätte: Würdiger Platz für Erinnerung und Information

Lange sei über den angemessenen Umgang mit der Loveparade-Gedenkstätte diskutiert worden, berichten die Architekten. An der originalgetreuen Wiederherstellung der Rampe soll es die Möglichkeit geben, sich über die Katastrophe zu informieren und „dem Gedenken würdig zu begegnen“, sagen die Planer. Ein Ansatz, der viel Anklang in der Bürgerbeteiligung fand.

Ein Stück Heimat nennt Harald Fugmann Duisburg. Der Berliner Landschaftsarchitekt stammt aus Mönchengladbach.
Ein Stück Heimat nennt Harald Fugmann Duisburg. Der Berliner Landschaftsarchitekt stammt aus Mönchengladbach. © Fugmann-Janotta Berlin | Nadine Stenzel

Jury-Vorsitzender lobt „Meisterleistung“

Die Jury sei sehr erleichtert über die Übereinstimmung zwischen Experten-Urteil und Bürgermeinung. „Wenn Menschen ein neues Quartier annehmen sollen, dann müssen sie es verstehen“, sagt der Jury-Vorsitzende Prof. Johannes Ringel. Uneingeschränktes Lob findet der Leipziger Planer für den Entwurf: „Zwischen Bahn und Autobahn so zu gestalten, ist eine Meisterleistung. Der See gibt dem Quartier eine Seele, dort kann viel Urbanität entstehen.“

Begeistert vom Entwurf ist auch Martin Linne. Er erfülle „in komplizierter Lage die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klima-Resilienz, setze einen Meilenstein für die Stadtentwicklung und wird Duisburgs Visitenkarte dramatisch positiv verändern.“ Geht es nach dem städtischen Baudezernenten, gehört ein neues Rathaus nicht auf das Areal: „Dafür sollte sich an anderer Stelle in der Innenstadt ein Platz finden.“

>> PROF. CHRISTOPH KOHL, HARALD FUGMANN UND DIE „DUISBURGER DÜNEN“

  • Dem gebürtige Südtiroler Christoph Kohl ist Duisburg nicht fremd. Der 60-Jährige Architekt war bereits vor 15 Jahren beteiligt an der letztlich gescheiterten Aurelis-Planung für die Wedauer Bahnflächen.
  • Ein dickes Lob hatte er am Donnerstag für Duisburg und die Duisburger, die sich mit ihren Vorschlägen beteiligten: „Dass sie den Mut haben, sich für so ein Projekt zu entscheiden, ist cool. Berlin denkt eher kleinlich und kleinmaßstäblich, dort wäre dieser Entwurf wohl zum Scheitern verurteilt.“
  • Duisburg sei für ihn „ein Stück Heimat“, bekennt der Landschaftsarchitekt Harald Fugmann. Bei Bahnreisen von Berlin in seine Heimatstadt Mönchengladbach sei Duisburg für ihn stets Umsteigebahnhof gewesen, berichtet der gebürtige Niederrheiner. Das Güterbahnhof-Areal sei ihm deshalb vertraut, die Fahrt über die Rheinbrücke eine weitere Erinnerung. „Da ist für mich das Dünenbild entstanden“, erklärt er die Inspiration für den Namen „Duisburger Dünen“.
  • Diese Bezeichnung soll für die Gebag bis auf weiteres auch Arbeitstitel für die Entwicklung des Güterbahnhof-Areals bleiben, so Geschäftsführer Bernd Wortmeyer.