Duisburg. Claudia Roth, Grünen-Urgestein und unermüdliche Wahlkämpferin, macht Station in Duisburg. Am Lifesaver-Brunner ging es um Kultur in Duisburg.

Bundespolitische Prominenz hat sich im Kommunalwahlkampf in Duisburg noch nicht gezeigt. Am Donnerstag hatte Claudia Roth, Grünen-Urgestein und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, bei einer Kundgebung der Grünen zum Thema Kultur in Duisburg am Lifesaver-Brunnen einen starken Auftritt vor etwa 50 Zuschauern – mit Gesang.

Morgens Besuch im Stadtmuseum am Innenhafen, mittags Veranstaltung zum Thema Frauen in der Politik, am Nachmittag der Auftritt in der Fußgängerzone, abends zur musikalischen Lesung nach Essen: Die Kondition dieser unermüdliche Wahlkämpferin, die gerade das Rentenalter erreicht hat, muss man erstmal haben.

Grüne in Duisburg: Lebendige Diskussion am Lifesaver-Brunnen

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Bei der einstündigen Podiumsdiskussion auf der Königstraße, professionell moderiert vom Grünen-Landesvorsitzenden Felix Banaszak in der Rolle des charmanten Hoffnungsträgers, kam jedenfalls keine Langeweile auf. Wobei Claudia Roth und die kämpferisch argumentierende Mizgin Bilmen, frei schaffende Duisburger Regisseurin, die Musiker Zepp Oberpichler und Peter Bursch an den anderen Tischen doch etwas in den Schatten stellten.

Dass gleich zu Anfang ihr grün bezogener Stehtisch zusammenbrach, nutzte Mizgin Bilmen schlagfertig: Das sei ein Zeichen für die Duisburger Kulturszene, die am Boden liege. Duisburg brodele vor Kultur und Kreativität, es mangele der Stadtspitze allerdings an Kompetenz, dies zu fördern. Stattdessen lasse sie die Künstler „am langen Arm verhungern“. Auch Künstler brauchten einen Kühlschrank: „Ich arbeite und will Geld dafür.“

Claudia Roth: Nicht Oper gegen freie Szene ausspielen

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Eigentlich habe sie es schon seit einigen Jahren aufgegeben, sich für Kultur in ihrer Heimatstadt zu engagieren, so Mizgin Bilmen – bis sie auf die Initiative „47“ gestoßen sei, die ein Soziokulturelles Zentrum gefordert habe und jetzt am Stapeltor umsetzt. Ihre Seitenhiebe auf die „Elfenbein“-Künstler in Berlin oder München parierte Claudia Roth allerdings mit dem Appell, nicht den Fehler zu machen, Hochkultur gegen freie Szene auszuspielen. Die bayerische Schwäbin mit Wahlkreis Augsburg betonte, dass auch in Bayern und Berlin die Künstler um ihre Existenz fürchteten.

Zum Einstieg hatte Claudia Roth an ihre Ruhrgebietsvergangenheit als junge Dramaturgin am Dortmunder Kinder- und Jugendtheater und an ihre Zeit mit der Bandlegende Ton Steine Scherben um Rio Reiser erinnert. In Corona-Zeiten zeige sich besonders, dass Kultur system- und demokratierelevant sei, so Roth. Dass Corona ein Berufsverbot für Künstler bedeute, bereite ihr große Sorgen.

Kultur und Künstler jetzt besonders schützen

In Duisburg habe es die Kultur aber schon vor Corona-Zeiten schwer gehabt, sagt die grüne Ratsfrau Anna von Spiczak. Claudia Roth diagnostizierte einen „Mangel an Wertschätzung“ für die Kultur und einen Minderwertigkeitskomplex, den sie schon in Dortmund erlebt habe. Kultur und Künstler müsse man gerade jetzt schützen durch ein „Existenzgeld“.

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Peter Bursch hat die Erfahrung gemacht, „dass alles vom Engagement Einzelner abhängt“. Man habe in Duisburg schon immer „einen langen Atem benötigt, um Projekte wie den von ihm ins Leben gerufenen „Eurorock“ umzusetzen. Bursch erinnerte auch an den Kampf um das Eschhaus und das politische Engagement seiner 68er Generation.

Zepp Oberpichler beklagte, wie schwierig es in Duisburg sei, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Bauaufsicht und Brandschutz verhinderten solche Vorhaben immer wieder. „Lasst die Leute mal machen“, forderte er mehr Zutrauen der Verwaltung in die Kulturschaffenden. Seinen stärksten Auftritt hatte Oberpichler allerdings mit Gitarre – und Claudia Roth, die den Reiser-Hit „Junimond“ textsicher mitsang.

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>> ROBERT HABECK FOLGT AM 4. SEPTEMBER

  • Der nächste prominente Gast, der die Grünen im Wahlkampf in Duisburg unterstützt, ist Robert Habeck. Er kommt am 4. September.
  • Für Claudia Roth ging es am Donnerstagabend noch weiter zu einer Veranstaltung in Essen.
  • Die Diskussion am Lifesaver-Brunner haben die Duisburger Grünen live ins Netz übertragen, nachzusehen auf ihrer Facebook-Seite.

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