Bottrop. Marienhospital und Knappschaftskrankenhaus Bottrop äußern sich zu den Darstellungen im Bundes-Klinik-Atlas. Teils sind Angaben falsch.

Gerade erst an den Start gegangen, hagelt es schon Kritik am Bundes-Klinik-Atlas. Eigentlich sollen Patientinnen und Patienten dank der neuen Online-Plattform mit wenigen Klicks Infos über Krankenhäuser in ihrer Nähe erhalten oder passende Behandlungsorte für ihre konkreten Erkrankungen finden. Doch zuletzt haben sich viele Kliniken in NRW über fehlerhafte Angaben in dem Bundes-Klinik-Atlas beschwert.

Bottrops Knappschaftskrankenhaus befürwortet mehr Tranzparenz

Die Erfahrung hat auch das Bottroper Knappschaftskrankenhaus (KKH) machen müssen. „Als Knappschaft-Kliniken stehen wir dem Klinik-Atlas und dem dahinterstehenden Anliegen, mehr Transparenz im Gesundheitswesen zu schaffen, grundsätzlich positiv gegenüber. Wir teilen die Auffassung, dass Patienten die bestmögliche Anlaufstelle für ihre spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse finden sollen“, stellt KKH-Sprecherin Anja Ernsting auf Nachfrage der Redaktion zunächst klar.

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So listet der Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums unter anderem die Anzahl der Behandlungsfälle an einem Krankenhaus insgesamt sowie in den einzelnen Fachabteilungen auf, nennt ausgewählte Zertifikate (zum Beispiel für Krebszentren) oder die Zahl der Patienten pro Pflegekraft. Gesucht werden kann nach Standorten oder Krankheitsbildern.

Anja Ernsting weiter: „Der Klinik-Atlas hat das Potenzial, in Zukunft eine wertvolle Orientierungshilfe für Patienten zu sein. Aus unserer Sicht muss sichergestellt sein, dass die zugrunde liegenden Daten präzise sind und die Realität abbilden. Da wir von den Darstellungen im Klinik-Atlas an einigen Stellen in der vergangenen Woche selber überrascht waren, prüfen wir im Augenblick die aktuell verwendete Datengrundlage.“

KKH Bottrop zum Klinik-Atlas: „Inzwischen wurden schon enige Daten ergänzt“

In der vergangenen Woche seien die Angaben zum Knappschaftskrankenhaus Bottrop noch sehr lückenhaft gewesen. Demnach fehlten beispielsweise Fachabteilungen und Zertifikate. „Inzwischen wurden schon einige Daten ergänzt, so dass die bettenführenden Abteilungen nun vollständig angezeigt werden. Fehlerhaft ist nach wie vor die Angabe zur Gesamtzahl der Betten“. Statt, wie dargestellt, 382 Betten gebe es tatsächlich 372 am KKH.

„Wir unterstützen die weitere Entwicklung des Klinik-Atlas und werden aktiv unseren Beitrag leisten, um die Qualität und Genauigkeit der Informationen zu gewährleisten. Nur so wird der Klinik-Atlas in Zukunft seinen Zweck erfüllen und eine positive Wirkung entfalten“, heißt es von Seiten des KKH.

Grundsätzlich begrüßt wird der Bundes-Klinik-Atlas auch vom Marienhospital Bottrop (MHB) Verwaltungsleiter Christian von den Driesch betont: „Es ist nichts dagegen zu sagen, dass man Transparenz schafft.“

Allerdings sei für ihn überhaupt nicht nachvollziehbar, dass in diesem Klinik-Atlas auf die Fallzahlen (MHB und KKH: „viele“) und die Anzahl der Pflegekräfte (Pflegepesonalquotient: MHB „unterdurchschnittlich“, KKH „mittel“) fokussiert werde. „Das sind bestimmt zwei Kriterien, die eine Rolle spielen. Aber als einzige Kriterien sind sie nicht haltbar“, unterstreicht Christian von den Driesch seine Einschätzung. So sagten diese alleine noch nichts aus über Qualität und Behandlungsergebnisse. Warum, so der Verwaltungsleiter, würden nicht zum Beispiel auch Komplikationsraten einbezogen? „Ich finde das sehr gewagt.“

Marienhospital: Datenbasis scheint aus Jahr 2022 zu stammen

Nach der ersten Prüfung der angegebenen Daten zum Marienhospital „sehe ich erst einmal keine offensichtlichen Fehler“. Die Datenbasis scheine ihm aus dem Jahr 2022 zu stammen, sei also „nicht auf dem neuesten Stand“.

Bei den pro Klinik aufgelisteten Zentren fällt dem MHB-Verwaltungsleiter auf: Nur, wer den kleinen Info-Punkt hinter der Rubrik „Ausgewählte Zertifikate“ extra anklickt, erfährt, welche Zertifikate überhaupt eine Chance haben, im Atlas abgebildet zu werden. Christian von den Driesch kommt zu der Einschätzung: „Es ist für den Normalbürger nicht so einfach, aus dem Klinik-Atlas Entscheidungskriterien zu bündeln.“

Wer die Seite bundes-klinik-atlas.de aufruft, erhält aktuell den Hinweis: „Der Bundes-Klinik-Atlas hat ein erstes Update erhalten. Dabei wurden Hinweise aus der Praxis aufgegriffen, die dabei helfen, das lernende System stetig zu optimieren.“ Unter anderem seien die Notfallstufen und die Fachabteilungen präzisiert worden. „Das System kann jedoch nur die Daten ausweisen, die von den Krankenhäusern gemeldet werden“, heißt es auf der Homepage.