Bottrop. Qualitätsprüfer Josef Srb arbeitet seit 41 Jahren beim Bottroper Edeltuner. Er erlebt den Aufstieg von einem Autohaus zum Weltmarktführer.
Seinem kritischen Blick entgeht nichts. Jedes Auto von Brabus muss an ihm vorbei. Erst, wenn er grünes Licht gibt, wird es an den Kunden übergeben. Josef Srb ist Qualitätsprüfer.
Seit 41 Jahren ist er ein Teil der Erfolgsgeschichte des Unternehmens. Als dienstältester Mitarbeiter erlebt er hautnah die Anfänge, den Aufstieg von einem kleinen Autohaus an der Kirchhellener Straße zum Weltmarktführer im Auto-Tuning mit einer eigenen Straße (Brabus-Allee).
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„Eigentlich bin ich ein Schrauber“, sagt er bescheiden. Der 62-Jährige ist gelernter Kfz-Elektriker. Schon als Kind ist er fasziniert von Autos, schraubt in seiner Freizeit mit Freude an ihnen herum.
Es ist keine Überraschung, dass er in jungen Jahren beruflich diese Richtung einschlägt. Nach der Bundeswehr ist er auf der Suche nach einem Job. Eher zufällig findet er den Weg zu Brabus. Ein Freund von ihm sei damals Rentner gewesen und habe für die Firma diverse Teile zur Lackiererei gefahren und abgeholt – als Nebenjob.
„Brabus Autosport“, so der Firmenname damals, war zu der Zeit noch an der Kirchhellener Straße. An der Stelle befindet sich heutzutage ein Wohnhaus, wo im Erdgeschoss das Fitnessstudio Mrs. Sporty beheimatet ist.
Brabus: Eine Begegnung verändert das Leben von Josef Srb
1983 geht Josef Srb zu „Brabus Autosport“. „Ich habe nachgefragt, wie es mit einem Nebenjob aussieht“, erinnert er sich. Dann passiert etwas, was sein Berufsleben ab diesem Zeitpunkt für immer verändern und prägen wird.
„In dem Moment kam Bodo Buschmann aus seinem Büro“, sagt er. Bodo Buschmann gründete 1977 die Firma mit Klaus Brackmann. Der Name Brabus setzt sich zusammen aus den ersten drei Buchstaben der Männer.
„Womit kann ich helfen?“, begrüßte ihn Buschmann. Srb sagte, dass er gerne arbeiten möchte („Vielleicht so nebenbei“). Er war zu dem Zeitpunkt zwei Wochen ohne Anstellung. „Was haben Sie denn gelernt“, zitiert Srb seinen früheren Chef. Und Srb antwortete: „Kfz-Elektriker.“ Buschmann sagte: „Gut, wann können Sie anfangen?“ Srb: „Sofort.“
Er erinnert sich, wie er anschließend drei Tage zur Probe arbeitete. Dann erhielt er den Arbeitsvertrag. „Seitdem bin ich hier“, sagt Josef Srb.
Inzwischen hat Brabus mehr als 400 Mitarbeiter, dazu Standorte wie in den USA und in Dubai. An der Kirchhellener Straße sind es höchstens ein Dutzend angestellt. Schon damals hätten sie Autos, Mercedes-Benz, getunt. Immer mehr Aufträge sorgen irgendwann für Platzprobleme.
1986 folgt der Umzug auf das jetzige Gelände mit der markanten Fassade und dem spitzen Eckdach. Srb weiß noch, wie es zuvor aussah. „Hier war nur Wiese und Acker.“
Im Laufe der Jahrzehnte wächst der Unternehmenssitz mit Werkhallen und einem großen Parkplatz. Immer mehr Abteilungen entstehen. Srb steigt auf und schraubt weiterhin nebenbei an Autos.
Aber sein Hauptarbeitsplatz wird der Leitstand, wo alle Prozesse eines Auftrages zusammenlaufen. Wie weit ist der Innenausbau? Die Lackierung? Werden die Termine gehalten? Bei Srb laufen alle Fäden zusammen.
Firmengründer von Brabus: „Geht nicht, geht‘s nicht“
„Der Chef hat die Fahrzeuge selbst abgenommen“, erinnert er sich. Mit Chef ist Bodo Buschmann gemeint. So eine Abnahme kann bis spät in die Nacht dauern. „Geht nicht, gibt’s nicht“, soll Bodo Buschmann immer gesagt haben.
Sätze von ihm wie „Wenn die Leute zum Mond fliegen können, dann können wir auch eine Kaffeemaschine einbauen“, spornen das Team an, das Unmögliche möglich zu machen. Brabus will die Perfektion und nur das Beste, gepaart mit höchster Qualität. Dieser Anspruch gilt nach wie vor.
Srbs Höhepunkt in all den Jahren? Ein 560 Coupe, Perlmutt weiß lackiert, innen mit weißem Leder. „Die Chromteile wurden vergoldet“, so Srb. Mit 24 Karat. In die Schraubenköpfe wurden Brillanten verarbeitet. „Das hat der Chef persönlich gemacht.“
Srb arbeitet über viele Jahre sehr eng mit Bodo Buschmann zusammen. Der Firmengründer verstirbt im April 2018. Die DNA von Brabus hat Josef Srb verinnerlicht. „Wenn der Kunde einen besonderen Wunsch hat, versuchen wir immer, diesen Wunsch umzusetzen“, sagt er.
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Am Ende steht die Endabnahme. Mit einem Klemmbrett in der Hand kontrolliert er jedes Fahrzeug. Die Kundenaufträge umfassen mehrere Seiten. Jede einzelne Tätigkeit ist auf der Arbeitskarte aufgelistet.
Brabus-Mitarbeiter: „Ich versetze mich immer in die Lage der Kunden“
Geradezu pedantisch übernimmt er die Abnahme. „Für ein komplettes Fahrzeug brauche bis zu zwei Tage“, sagt er. Wenn ihm etwas auffällt, klebt er kleine gelbe Pfeile auf die betreffende Stelle.
„Ich versetze mich immer in die Lage der Kunden“, sagt er. Nach dem Motto: fühlen, hören, sehen. Alles wird auf Herz und Nieren überprüft: jede Schraube, jeder Schalter, die Verarbeitung im Innern, die Türverkleidung, die Sitze, der Lack, die gesamte Technik, der Motor usw. Brabus-Kunden wollen eine typische Brabus-Qualität.
Ein Auto ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Zum Beispiel: Wenn es komplett auseinanderbaut (Motor, Innenausstattung etc.), nach Kundenwunsch veredelt und wieder zusammenbaut wird, können nur für den gesamten Umbau mehr als 250.000 Euro zusammenkommen. Nach Abschluss aller Tuning-Arbeiten kann das Fahrzeug rund eine halbe Million Euro kosten.
Er selbst hätte nie gedacht, dass sich Brabus jemals zu einem Weltmarktführer entwickeln würde. „Ich ziehe noch immer meinen Hut vor Bodo Buschmann“, sagt er über die Lebensleistung des Firmengründers. Einen Wechsel des Arbeitgebers stand in 41 Jahren nie ernsthaft zur Diskussion. Josef Srb: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“