Bottrop-Kirchhellen. Damwildzucht, Imkerei, Spielplatzkontrolle: Dorothe und Markus Kaufmann stellen ihren Betrieb an der Lehmschlenke breit auf.

„Wir sind immer für sie da“, wirbt Markus Kaufmann auf seiner Website. 30 Jahre ist der Landschaftsarchitekt (Dipl. Ing) und Agrarfachwirt schon selbstständig, hat den Gartenbaubetrieb an der Kirchhellener-Grafenwälder Grenze bereits während seines Studiums zur Finanzierung der Ausbildung und praktischer Anwendung des Gelernten gegründet.

Dabei hatte Kaufmann den Beruf schon vorher von der Pike auf gelernt, als ausgebildeter Forstwirt, besser als „Holzfäller“ bekannt. Rund ums Holz liegt auch den Schwerpunkt des Betriebes, insbesondere Baumpflege, zertifizierte Kontrolle und Fällarbeiten mit verschiedenen Techniken. Dazu gehört auch die Entfernung von Schädlingen wie der Eichenprozessionsspinner. Gärten werden nach Vorstellung des Kunden geplant oder gepflegt, mit Holz und Steinen gestaltet und mit Zäunen abgegrenzt.

Bottroper Gartenbaubetrieb meldet Probleme mit dem Nachwuchs

Geschäftsführerin des mittelständischen Betriebes ist Ehefrau Dorothe, ebenfalls Landschaftsarchitektin und zertifizierte Spielplatzkontrolleurin, die regelmäßig Spielplätze intensiv auf mögliche Gefahrenstellen überprüft. Ein großes Problem sei derzeit die Personallage durch Renteneintritte und krankheitsbedingte Ausfälle: „Es kommt nichts nach.“

Markus Kaufmann ist als Ausbilder auch im Prüfungsausschuss, hat aber zur Zeit nur einen Auszubildenden. Manche jungen Menschen schrecke die Arbeit bei allen Wetterlagen ab: „Körperlich anstrengende Handwerksberufe sind wohl heute nicht mehr so gefragt.“ Oft fehle aber auch das Verständnis für Abläufe. „Alles muss vorgegeben werden“, haben die Arbeitgeber festgestellt. Auch früher Selbstverständliches wie Ordnung und Sauberkeit sei heute auch nicht mehr so selbstverständlich.

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Zwar hat Sohn Jonas hat seine Lehrzeit abgeschlossen und arbeitet als Geselle im Betrieb mit, plant aber schon sein Studium der Arbonistik (Baumpflege). Frauen seien in diesem Beruf zwar inzwischen öfter anzutreffen und erzielen nach Kaufmanns Erfahrungen die besten Ergebnisse, wollten aber meist nur vor dem Studium Praxiserfahrungen sammeln.

Der Klimawandel ist in diesem Beruf spürbar

Der allzeit gegenwärtige Klimawandel zeigt in diesem Gewerbe besonders seine Auswirkungen. Die Sommer würden heißer, Starkregen nehme zu , das bedeute schwierigere Arbeitsbedingungen, manche Arbeiten können bei bestimmten Wetterlagen nicht durchgeführt werden.

Traditionsunternehmen in Bottrop

Viele Bäume würden leiden, es bilde sich viel Totholz, man müsse zügig auf klimaresistentere Gehölze umstellen. Schottergärten und die Verarbeitung von Tropenholz lehnt Kaufmann schon bei der Kundenberatung ab. Es sei auch eine andere Wasserwirtschaft notwendig, das Regenwasser dürfe nicht abgeführt werden, sondern in der eigenen Umgebung gehalten werden und versickern. Die Auswirkungen falscher Maßnahmen habe man am schlimmen Beispiel Ahrtal gesehen.

Beim Wort Bürokratie bekommt Kaufmann schon „Gänsehaut, wenn das Thema angesprochen wird.“ Die Bürokratie verschlinge immer mehr Arbeitsstunden, die man nicht auf die Kunden abwälzen könne: „Seit Jahren ist vom Abbau der Bürokratie die Rede, aber es erfolgt nur eine Erweiterung.“ Die Anforderungen des Finanzamtes oder Ausschreibungen der Kommunen seien immer aufwändiger zu bearbeiten, Genehmigungen dauerten sehr lange.

Bottroper betreiben Damwildzucht im Nebenerwerb

Im Nebenerwerb betreiben die Kaufmanns einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Damwildzucht, Weihnachtsbaum- und Kaminholzverkauf. Für ein weiteres Standbein lässt sich Dorothe Kaufmann gerade zur Imkerin ausbilden. Neben der geplanten Honigproduktion soll dies auch Auswirkungen auf die Pflanzenbestäubung auf der eigenen Streuobstwiese haben: „Bei uns steckt immer irgendwie der Umweltschutzgedanke mit drin.“

Lindenbäumchen für die Schulanfänger in Grafenwald: Gespendet werden die Bäumchen vom SPD-Ortsverein.
Lindenbäumchen für die Schulanfänger in Grafenwald: Gespendet werden die Bäumchen vom SPD-Ortsverein. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Jedes Jahr dürfen der Kinderschutzbund und die Bewohnerinnen des Frauenhauses mit den Kindern die Streuobstwiese „plündern“, dort spielen und am Lagerfeuer sitzen. Für die Schulanfänger in Grafenwald stehen schon mehrjährige Lindenbäume zur Anpflanzung bereit, die vom SPD-Ortsverein Grafenwald gestiftet wurden, in dem die Bezirksvertreterin und der Ratsherr aktiv sind. Linden sind nach Ansicht der Fachleute die idealen Bäume für den Klima- und Insektenschutz. Auf dem Hof werden auch pflanzliche Materialien recycelt, Rindenmulch und Gartenerden werden gesiebt, zur Wiederverwendung in den Kreislauf zurückgeführt und sind „Super Humus Material.“ Als zusätzlicher Bonus bleiben auch die Kosten für die Entsorgung niedriger.

Garten- und Landschaftsbau Markus Kaufmann, Lehmschlenke 43, Kirchhellen; 02045 5319, info@galabau-kaufmann.de