Bottrop-Kirchhellen. Am Schultenkamp beginnt im Juni der letzte Bauabschnitt. Im Rückblick spricht der Oberbürgermeister von einer Erfolgsgeschichte.

Das ist eine lange Geschichte. Vor einem Vierteljahrhundert begannen die Planungen für das Kirchhellener Neubaugebiet Schultenkamp/Dorfheide. Voraussichtlich im Juni beginnt der letzte Bauabschnitt. Fertig ist das Neubaugebiet noch lange nicht: Rund 200 Wohnungen sollen hier noch entstehen. Doch für Oberbürgermeister Bernd Tischler ist das Neubaugebiet schon jetzt eine „Erfolgsgeschichte für die ganze Stadt“, obwohl oder gerade weil dort am Ende deutlich weniger Wohnungen entstehen werden als ursprünglich geplant. Klingt komisch? Er kann‘s erklären.

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Es gibt Dinge, die ändern sich nicht. Nach vier Jahren Debatte wurde 2006 der Bebauungsplan für das 26 Hektar große Gebiet zwischen Rentforter, Hackfurthstraße und Dorfheide rechtskräftig. Wer die Sitzungsprotokolle der politischen Gremien aus diesem Jahr durchblättert, der stellt fest: Drei Fragen haben bis heute die Entwicklung des Neubaugebietes begleitet. Ist das Trumm nicht viel zu groß fürs Dorf? Wie sicher wird mein Kind auf dem weiter gebauten Kirchhellener Ring zur Schule kommen? Was ist mit dem Lärmschutz?

Das war der erste Spatenstich an der Hackfurthstraße. In der Baggerkanzel: Bernd Tischler.
Das war der erste Spatenstich an der Hackfurthstraße. In der Baggerkanzel: Bernd Tischler. © WAZ | Naskrent, Franz

Der Reihe nach. 2009 gab es den ersten Spatenstich an der Hackfurthstraße. Für den setzte sich Bernd Tischler damals höchstselbst in den Bagger und schwang die ganz große Schaufel. 2013 folgte der Spatenstich für den zweiten Spatenstich. In der Zwischenzeit hatten die Menschen mit dem Scheckbuch abgestimmt: Die Nachfrage nach den Neubauten war riesig. Viele Kirchhellener hatten da schon ihren Frieden gemacht mit dem Neubaugebiet. Trotz der Erregung über die „Klagemauer“, wie der ehemalige Bezirksbürgermeister Werner Dierichs die drei Meter hohen, mit Steinen gefüllte Drahtkörbe nannte, die im Sommer 2012 als Lärmschutzwand entlang der Hackfurthstraße emporwuchsen.

Qualität statt Masse ist die richtige Entscheidung gewesen.
Bernd Tischler, Oberbürgermeister

670 Wohnungen sollten im Neubaugebiet nach den ursprünglichen Plänen mal entstehen. Nach sechs Änderungen des Bebauungsplanes werden es am Ende nur 600 werden. Nicht wegen fehlender Nachfrage, sondern weil besonders hochwertiger Wohnraum extrem nachgefragt war. Mehrfach sind die Politiker dem Wunsch von Investor Gebig gefolgt: Lieber weniger bauen, dafür aber hochwertiger. „Qualität statt Masse ist die richtige Entscheidung gewesen“, sagt der Oberbürgermeister im Rückblick. „Auch planerisch haben wir das sehr gut hinbekommen“, sagt er mit Blick auf den Grüngürtel, der sich entlang des renaturierten Schölsbaches durch das Neubaugebiet zieht.

Bottroper Neubaugebiet: 400 Wohnungen sind schon gebaut, weitere 200 sollen folgen

In den fünf Bauabschnitten sind bisher 220 Einfamilienhäuser und 180 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstanden, rechnet Tischler vor. 100 Einfamilienhäuser und 100 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern befinden sich noch in der Planung. Davon liegen im letzten Bauabschnitt 85 Einfamilienhäuser und 15 Wohnungen.

Den letzten Abschnitt vermarktet Investor SWF Projektbau selbst und wirbt mit 80 Prozent Verkaufsquote der bisher 60 gebauten Wohnungen. Die ersten vier Bauabschnitte hat die Sparkasse Bottrop gemeinsam mit dem und für den Investor vermarktet. „Auf dem Markt sind derzeit noch einige wenige Doppelhaushälften aus dem vierten Bauabschnitt“, sagt Susanne Drees von der Sparkasse. Noch nicht gebaut seien Eigentumswohnungen aus dem dritten Bauabschnitt. „Die sind in Planung und kommen nach und nach auf den Markt.“

Kirchhellener Ring: Planung wurde abgespeckt

Zum Kirchhellener Ring: Schon 2006 gab es Bedenken gegen den Weiterbau Richtung Rentforter Straße. Der Ring war, wie der Name schon sagt, ursprünglich als Umgehungsstraße für den Dorfkern geplant. Umgehungsverkehr mitten durch ein neues Wohngebiet? Kein guter Plan, hieß es schon damals. Die Debatte flammte 2021 neu auf, als der Weiterbau in Angriff genommen wurde. Ergebnis: Die Planung wurde abgespeckt. Die Fahrbahn wird fast durchgehend einen Meter schmaler als geplant und durch Mittelinseln und Engstellen beruhigt. Außerdem gilt dort Tempo 30.

Und der Lärmschutz? Wir sprachen schon von der „Klagemauer“ An die erinnerten sich die Bezirkspolitiker mit Schaudern, als der Investor beantragte, den geplanten Lärmschutzwall entlang der Rentforter Straße durch eine Wand zu ersetzen, um mehr Platz für Gebäude und Grün zu haben. Von uns aus macht zum Baugebiet eine Wand, entschied die Politik. Aber zur Rentforter Straße hin wollen wir einen Wall. Und der entsteht gerade auf den letzten Metern Richtung Dorfheide.