Bottrop. Die SPD drückt beim Umzug der Verwaltung aufs Tempo. Darum hält auch die CDU den Kauf für günstiger, als die Büros zu mieten.
Die Stadt soll Miteigentümerin des früheren Karstadt-Gebäudes in der Bottroper Innenstadt werden. Darauf dringt die SPD im Stadtrat. Dazu soll die Stadt der „Bottrop Immobilien GmbH“, die das alte Kaufhaus bekanntlich kaufen will, wiederum jene Räumlichkeiten abkaufen, die sie in den oberen Etagen des Gebäudes für ihre Büros selbst benötigt. „Wir wünschen uns, dass das so schnell wie möglich geschieht“, sagte SPD-Fraktionschef Matthias Buschfeld zur WAZ. Auch die CDU zieht einen schnellen Kauf einem längeren Mietverhältnis vor. Das sagte CDU-Bezirkschef Frank Kien bei einem Besuch in der WAZ-Redaktion.
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Bisher hat die Verwaltung den Auftrag der Ratsparteien erhalten, gut 230 Arbeitsplätze in dem früheren Kaufhausgebäude in der Fußgängerzone unterzubringen. Danach kann sie die dafür nötigen Flächen, die auf der zweiten, dritten und vierten Etage liegen, anmieten oder kaufen. „Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Gemeinsam mit Oliver Helmke können wir uns endlich für eine Belebung der Hansastraße und dieser wichtigen Immobilie einsetzen“, sagte Ratsherr Buschfeld.
Eine Ankermieterin wie die Stadt soll Kaufchancen erhöhen
Oliver Helmke ist Geschäftsführer der Bottrop Immobilien GmbH. Er sieht gute Chancen dafür, dass der frühere Karstadt-Bau in Bottroper Hände kommen kann. Eine Ankermieterin wie die Stadtverwaltung sei sicherlich hilfreich, wenn es darum gehe, die Chancen auf den Zuschlag bei dem Kauf des Gebäudes zu erhöhen, sind sich auch die Vertreter von SPD und CDU einig. Aber: Für seine Partei sei die Zustimmung eine schwere Entscheidung gewesen, erklärt CDU-Ratsherr Kien.
CDU-Vertreter hatten sich zuvor mit einer Reihe von Detailfragen zu dem Immobiliengeschäft an die Verwaltung gewendet. Auf Details des Immobiliengeschäftes ging der CDU-Ratsherr nicht ein, da im Wirtschaftsförderungsausschuss darüber hinter verschlossenen Türen beraten wurde. Dies diente auch dazu, dass die konkurrierenden Kaufinteressenten nicht durch Diskussionen in aller Öffentlichkeit tiefere Einblicke in die Bottroper Pläne erhalten.
Publikumsstarke Ämter bringen Bewegung in die City
Die CDU stimmte den Karstadt-Plänen trotz einiger nicht ausgeräumten Bedenken aus übergeordneten Interessen aber doch zu. Oberstes Ziel sei es, den Leerstand des wichtigen Innenstadtgebäudes endlich zu beenden und die City dadurch neu zu beleben. Zwar hat die Verwaltung bisher noch keine Auswahl jener Ämter und Dienststellen vorgenommen, die später in das frühere Karstadt-Gebäude einziehen sollen, SPD-Fraktionschef Matthias Buschfeld rät aber schon dazu, möglichst solche Abteilungen auszuwählen, die viel Publikum haben. „Dann kommt schließlich auch mehr Bewegung in die Stadt“, sagte er.
Als Ausweg aus ihrem Dilemma bei den Details des Karstadt-Geschäftes bietet sich der CDU der schnelle Kauf der von der Verwaltung benötigten Etagen außerdem offenbar geradezu an. Zwar kann sich die Stadt nach den Vertragsbedingungen für den Ankauf bis zu zehn Jahre Zeit lassen, auch die SPD hat es damit aber ja eiliger - aus guten Gründen. So macht auch SPD-Fraktionschef Matthias Buschfeld klar: „Ein Kauf wird für uns als Stadt günstiger sein, als die Flächen erst über viele Jahre anzumieten“.
SPD: Kauf wird auf lange Sicht günstiger als ein Mietverhältnis
Die Stadt müsse gerade wegen der Finanzkrise darauf achten, sparsam zu wirtschaften. Denn prinzipiell seien eigene Büros auf Dauer wirtschaftlicher als angemietete. „Wir hatten deshalb ja das Ziel, die von der Verwaltung gemieteten Büros abzustoßen und stattdessen Eigentum zu schaffen“, erklärt der Ratsherr. Dies sei auch der Grund für die letztlich gescheiterten Anbaupläne an das historische Rathaus gewesen.
Der Rat hatte die Neubaupläne auf dem Saalbau-Gelände bekanntlich aber wieder gestoppt, weil die dringend nötigen Neubauten von zwei Feuerwachen und von Schulgebäuden letztlich Vorrang hatten. Der große und teure Verwaltungsneubau, in den allerdings mehr als doppelt so viele Beschäftigte wie jetzt auf den Karstadt-Etagen arbeiten sollten, sitze für die überschuldete Stadt da vorerst nicht mehr drin, argumentierte die Ratmehrheit.
Steigt die Miete der Stadt entsprechend der Inflationsrate?
Bei dem Karstadt-Geschäft geht es um zurzeit gut 6400 Quadratmeter Büroflächen. Matthias Buschfeld geht davon aus, dass die Bottrop Immobilien GmbH als Käuferinteressentin des gesamten Karstadt-Komplexes die Etagen für die Stadtverwaltung bis Anfang 2026 nach den Bedürfnissen der Verwaltung umbauen kann, wenn sie den Zuschlag erhält. Die Zuversicht ist auch unter den Vertretern der Ratsparteien groß, dass dies gelingen kann. Idealerweise soll die Stadt die benötigten Etagen dann auch schon kaufen. Buschfeld spricht sogar gleich von Anfang 2026.
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Die Eile mit den Kaufplänen hängt auch damit zusammen, dass die Mietkosten rasant steigen können. Zwar sollen laut Vertragsentwurf die Mietzahlungen der Stadt auf den späteren Kaufpreis angerechnet werden, nach Information der WAZ soll zwischen Stadt und potenzieller Vermieterin aber eine sogenannte Indexmiete vereinbart werden. Das bedeutet im Prinzip, dass die Mieten um die jeweiligen Inflationsraten angehoben werden. Je höher aber die Jahresmieteinnahmen sind, um so mehr steige am Ende auch der Kaufwert, heißt es.
Kaufpreis wird niedriger ausfallen als Kosten für Sanierung oder Neubau
Für den schnellen Kauf der Etagen durch die Stadt sei ein Preis bereits so gut wie vereinbart, heißt es. Der Kaufpreis sei deutlich geringer als die Investitionskosten für einen städtischen Neubau in gleicher Größe auf einem eigenen Grundstück oder für die Sanierung der städtischen Altgebäude Am Eickholtshof und an der Prosperstraße.
Auch die künftige Ratsgruppe „Bottroper Sozialisten“ unterstützt die schnellen Kaufpläne von SPD und CDU. Linke-Ratsherr Niels Schmidt zieht es vor, dass die Stadt die Flächen direkt kauft und dazu nicht Mitgesellschafterin der „Bottrop Immobilien GmbH“ wird. Allerdings müsse die Stadt wegen ihrer hohen Haushaltsdefizite letztlich auch die Finanzaufsicht überzeugen, dass der Kauf der Karstadt-Etagen die wirtschaftlichere Lösung sei, sagen andere Insider.