Bottrop. Mancher, der auf einen Hund aus dem Tierheim Bottrop hoffte, kritisiert die dortige Vermittlungspraxis. Das antworten die Tierfreunde darauf.

Legt das Bottroper Tierheim zu strenge Kriterien an, wenn es um die Tiervermittlung geht? Haben die Mitarbeitenden am Ende gar kein Interesse daran, einen Vierbeiner in ein neues Zuhause zu geben? Solche und ähnliche Vermutungen werden immer mal wieder geäußert, zuletzt bei unserer „Frage der Woche“ zum Tierheim auf dem Instagram- und dem Facebook-Account der WAZ Bottrop.

Hildegard Tüllmann, Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop, kann das nur verneinen. Allerdings werde bei der Vermittlung darauf geachtet, das Beste für Tier und Mensch herauszuholen. „Wir als Tierschutzverein wollen den Charakter der Tiere zu den Leuten bringen, bei denen es passt“, betont sie. Denn die Vermittlung soll nachhaltig, das neue Zuhause fürs Tier dauerhaft sein.

Tierheim Bottrop: Positive und negative Stimmen zur Vermittlungspraxis

Unsere Frage lautete: Was sind eure Erfahrungen bei der Vermittlung von Tieren aus dem Tierheim Bottrop? Einige Nutzer zeigen sich sehr zufrieden. So schreibt ein Frauchen: „Ich habe dort vor über sieben Jahren unseren Elmo (damals drei Jahre alt) adoptiert! Er ist immer noch bei uns. Die Beratung und Betreuung waren hervorragend.“ Und ein anderes: „Sehr gute Erfahrungen gemacht. Sind erst mit dem ausgesuchten Kandidaten paar mal Gassi gegangen, später haben wir unsere Hunde noch dazu geholt um zu schauen, wie das harmoniert. (...) Würden immer wieder ein Tier aus dem Tierheim Bottrop adoptieren.“

Eine weitere Nutzerin schildert die Unterstützung so: „Ich habe letztes Jahr im Mai drei Katzen zu mir geholt und fühlte mich gut beraten im Tierheim Bottrop. Man hat sich Zeit genommen und mir die Zeit gelassen, um mich zu entscheiden. Eine der Katzen holte sich beim Umzug eine Erkältung, die Tierarztkosten wurden noch vom Tierheim getragen. Auch die Kosten für eine OP, welche noch erfolgte, wurde vom Tierheim übernommen.“

Andere üben teils harsche Kritik: „Wir wollten damals auch einen kleinen Hund adoptieren, wurden jedoch abgelehnt, da wir keinen Garten hatten und arbeiten gehen. Dass der Hund jedoch immer durch eine in der WG lebenden Personen betreut gewesen wäre, war egal.“

Ähnlich ist diese Erfahrung: „Man darf nicht arbeiten, man darf aber auch nicht arbeitslos sein, man muss am besten im Erdgeschoss wohnen und ein Riesenanwesen haben.“

Hildegard Tüllmann, Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop, mit Hündin Else.
Hildegard Tüllmann, Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop, mit Hündin Else. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das „Bottroper Tierheim ist für mich keine Option, einem Hund/Tier ein neues Zuhause zu schenken“, schreibt eine weitere Nutzerin und klagt über Unfreundlichkeit und Überheblichkeit. „Auch ich habe das Gefühl, dass sie eigentlich keine Hunde vermitteln möchten.“

Tierheim-Chefin: Manche möchten einen Hund haben, der nicht zu ihren Lebensumständen passt

Wir haben bei Hildegard Tüllmann speziell zur Hundevermittlung nochmal nachgefragt: Welche Kriterien spielen für die Tierfreunde eine wichtige Rolle? Und aus welchem Grund?

Im Fokus steht, dass Tier, Mensch und Lebensumstände zusammenpassen. „Viele sind berufstätig, gehen den ganzen Tag arbeiten, machen sich aber nicht groß Gedanken darüber, dass ein Hund drei- bis viermal am Tag raus muss“, sagt Tüllmann. Manche Berufstätige wollten dann sogar einen Welpen zu sich nehmen. „Der müsste vielleicht sechs Stunden am Tag alleine bleiben – das können wir nicht zulassen.“

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Verlangt würde von den Interessierten, so sie kein Eigentum haben, immer eine Einwilligung des Vermieters. Ganz sicher müssten nicht alle künftigen Frauchen und Herrchen über einen eigenen Garten verfügen, „das ist Quatsch“, betont Tüllmann. Es müsse allerdings gewährleistet sein, mit Blick auf die berufliche Tätigkeit und die Kondition des Menschen, dass der Hund den Auslauf bekommt, den er braucht.

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Grundsätzlich sei es wichtig, Wunschhund und Lebensbedingungen genau abzugleichen. Wer sich etwa in einen Husky verliebe und den mit nach Hausen nehmen wolle, „muss ein sehr, sehr sportlicher Mensch sein“. Huskys bräuchten nämlich mehrere Stunden Auslauf. Einem Menschen, der am Rollator gehe, könne sie keinen lebhaften, bewegungsfreudigen Vierbeiner anvertrauen, nennt die Tierfreunde-Vorsitzende ein weiteres Beispiel.

Hildegard Tüllmann: „Man muss an die Bedürfnisse des Tieres denken“

„Wir klären die Leute auf“, über die Verhaltensweisen, die bestimmte Rassen mit sich bringen, und die Ansprüche und teils „Macken“, die den einzelnen Tierheimhunden eigen sind. Die Tierfreunde geben aufgrund ihrer Erfahrung ihre Einschätzung dazu ab, ob Mensch und Tier zueinander passen. „Das verstehen viele Leute nicht“, weiß Hildegard Tüllmann. „Sie fühlen sich dann angegriffen.“

„Man muss an die Bedürfnisse des Tieres denken“, unterstreicht Tüllmann. Alles dient letztlich auch dem Ziel, den Hund davor zu schützen, erneut abgegeben zu werden. Und auch die Menschen zufrieden zu machen. Das Tierheim erlebe viele Abgaben, „weil Menschen aus unüberlegten Gründen ein Tier aussuchen“. Man denke nur an all die in der Corona-Pandemie angeschafften Haustiere, die später, als der normale Alltag mit all seinen Verpflichtungen wieder losging, im Tierheim landeten.