Bottrop. Eine dritte Gesamtschule wollen alle im Bottroper Schulausschuss, die CDU sogar eine mehr. Diese Schulstandorte werden jetzt geprüft.
Die Bottroper CDU will mehr Gesamtschulen in der Stadt haben. Ihre Bezirkschefs, Frank Kien und Dominik Nowak, schlagen sowohl für Kirchhellen als auch für den Bottroper Süden den Aufbau einer Gesamtschule vor. Im Süden könnte danach eine Gesamtschule dann die wegfallende Hauptschule Welheim ersetzen, und in Kirchhellen soll nach CDU-Wünschen die Sekundarschule zu einer neuen Gesamtschule aufgewertet werden. Auch die Schulpläne der Stadt, über die hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, sehen den Bau einer neuen Gesamtschule vor, erfuhr die WAZ.
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„Der Kirchhellener CDU-Bezirk hat sich entschlossen, für Kirchhellen eine Gesamtschule zu fordern“, sagte Dominik Nowak während eines Besuchs der WAZ-Redaktion. Der Schulleiter wies darauf hin, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in der Stadt in den kommenden Jahren weiter ansteigen werde. Die Stadt müsse aufgenommene Kinder aus der Ukraine, in der noch immer Krieg herrscht, und aus anderen zugewanderten Familien in ihre Schulen aufnehmen. „Es muss etwas passieren“, fordert der Kirchhellener Bezirksvertreter.
„Der Bottroper Süden ist abgehängt vom Schulsystem“
Dominik Nowak wies ausdrücklich darauf hin, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den fünften Jahrgängen bis zum Schuljahr 2028/2029 um gut 280 Kinder ansteigen werde. „Damit fehlen zehn Klassen“, betonte er. Die Konsequenz für die Stadt sei, dass sie mindestens eine weiterführende Schule mehr brauche und weitere ausbauen müsse. Das zeigen auch die Daten der Schulverwaltung. Danach gibt es im Schuljahr 2022/23 noch 979 Bottroper Schülerinnen und Schüler, doch im Schuljahr 2028/29 werden es voraussichtlich schon 1242 sein.
Auch Frank Kien unterstützt den Vorstoß seiner Parteifreunde aus Kirchhellen. „Wir nehmen die gesamte Stadt in den Blick“, betont der CDU-Bezirksvorsitzende aus Bottrop-Mitte. Eine zu starke Konzentration weiterführender Schulen in der Stadtmitte sehe die Union kritisch. Ziel müsse es sein, für jeden Stadtbezirk ein passendes Schulangebot zu finden, erklärte der CDU-Ratsherr. Dies müsse gerade auch für die südlichen Stadtteile gelten. „Der Bottroper Süden ist doch längst abgehängt vom Schulsystem“, kritisierte Kien.
Stadt Bottrop bestätigt Pläne für eine dritte Gesamtschule
Gerade erst hatten dies auch Vorstandsmitglieder des neuen CDU-Bezirks Bottrop-Süd beklagt. Süd-Vorsitzender Fabian Brix forderte, den Schulstandort in Welheim unbedingt zu erhalten, wenn die Hauptschule dort geschlossen ist. „Wir wollen Qualität in den Wohngebieten und dort, wo die Menschen wohnen, auch ein gutes schulisches Angebot schaffen“, unterstrich jetzt auch Ratsherr Frank Kien. In Welheim könne auch eine Zweigstelle einer vorhandenen Gesamtschule aufgebaut werden, meint Dominik Nowak.
Die Stadtverwaltung bestätigt inzwischen die Pläne für mindestens eine dritte Gesamtschule. Der Schulausschuss habe der Verwaltung in nicht-öffentlicher Sitzung einstimmig den Auftrag erteilt, nach einem geeigneten Standort für den Neubau der Gesamtschule zu suchen. In der engeren Auswahl sind das Saalbau-Gelände, der Sportplatz an der Paßstraße und auch der Standort der Hauptschule Welheim. Außerdem soll die Verwaltung auch Kirchhellen gezielt in den Blick nehmen, „um die bestehenden Schulkapazitäten auszuweiten und gegebenenfalls zu optimieren“, heißt es.
„Sekundarschulen sind kleine Schwestern von Gesamtschulen“
Die CDU hat klare Vorstellungen darüber, wie dies geschehen sollte. „Sekundarschulen sind doch die kleinen Schwestern von Gesamtschulen“, sagt Dominik Nowak. Für die Sekundarschule in Kirchhellen sei ein Ausbau zur Gesamtschule eine Aufwertung. Gute Schülerinnen und Schüler können dann an ihrer vertrauten Schule bleiben, um das Abitur zu machen. Jetzt müssen sie dazu an andere Schulen wechseln, die meisten angehenden Abiturientinnen und Abiturienten aus der Sekundarschule gingen dazu dann ans Bottroper Berufskolleg.
Die neue Gesamtschule für Kirchhellen sollte vierzügig sein, damit sie auch so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich aus dem Ort aufnehmen könne. Der Kirchhellener Bezirksvertreter erinnert daran, dass die Sekundarschule besonders viele Schulkinder aus Kirchhellen abweisen musste, weil der Andrang so groß war. Nowak kommt so auf mehr als 100 Schulkinder, die aus Gladbeck nach Kirchhellen kommen.
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Anderseits gebe es mehr als 220 Auspendler. 147 Schülerinnen und Schüler besuchten Realschulen in Dorsten und 81 in Gladbeck. Es gebe Eltern, die sich bewusst für die angesehene Realschule St. Ursula in Dorsten entscheiden, weiß der Schulleiter, doch viele Kirchhellener Eltern seien verärgert darüber, dass ihre Kinder keine Plätze in einer der weiterführenden Schulen am Ort finden. Der Ausbau der Sekundarschule zu einer etwas größeren Gesamtschule biete die Chance, daran etwas zu ändern.
Kurze Schulwege seien nicht nur für Grundschüler wichtig, sondern sicherlich auch für Kinder in den fünften oder sechsten Jahrgängen, unterstützt CDU-Ratsherr Frank Kien die Überlegungen seines Parteikollegen. Dominik Nowak war bis zu diesem Schulhalbjahr selbst Lehrer an der Kirchhellener Sekundarschule. Er wisse daher, wie gut die Kolleginnen und Kollegen dort arbeiten. Fast 34 Prozent der Schülerinnen und Schüler qualifizierten sich für den Besuch der Oberstufe.
Eine Gesamtschule mit Oberstufe biete außerdem den Schülerinnen und Schülern des nahen Vestischen Gymnasiums bessere Möglichkeiten, wirbt der Bezirksvertreter für den Aufbau der Kirchhellener Gesamtschule. Eine Kooperation beider Oberstufen erhöhe womöglich an beiden Schulen die Fächerauswahl auf dem Weg zum Abitur, „Eine Win-win-Situation“, findet Nowak. Und Platz für den Aufbau einer Gesamtschule gebe es am Kirchhellener Schulzentrum durchaus. Die alte Feuerwache ziehe ja bald um.