Bottrop. Vor fünf Jahren begann die Erfolgsgeschichte ums Bottroper Bier. Wie die kleine Brauerei jetzt dasteht und wie es weitergehen soll.

Bottroper Bier gibt es jetzt auch in der Getränkewelt am Raiffeisenmarkt in Kirchhellen. Braumeister Arthur Riedel hat die Bierkisten höchstpersönlich dort abgeliefert. Vom nächsten Meilenstein, den ihre kleine Brauerei an der Sterkrader Straße damit gesetzt habe, reden die Bottroper Bier-Freunde, dabei ist das fast schon ein kleiner Tabubruch für sie.

Denn in Getränkemärkten soll es das Bottroper Bier eigentlich ja eben nicht geben. „Wir wollen nicht als Bier Nummer 17 in irgendeinem Regal stehen“, betont Geschäftsführer Markus Gehring. Das gilt grundsätzlich auch im fünften Jahr nach dem ersten selbst gebrauten Bier noch immer. Die Belieferung der Kirchhellener Getränkewelt ist somit eine Ausnahme von der Grundregel. Doch Marktleiter Sven Hausmann genießt als Bierkenner das Vertrauen der Bottroper. Außerdem stellte Braumeister Riedel den besonderen Saft für‘t Leben ja auch in ein eigens dafür bereit gestelltes Regal.

Insgesamt 15 Verkaufsstellen im ganzen Stadtgebiet verteilt

Auf eine gewisse Exklusivität legen die Brauereigründer also Wert. „Unser Bier findet man in inhabergeführten Unternehmen, die Wert auf Regionalität legen“, erklärt Markus Gehring. Die auf inzwischen 15 angewachsenen Verkaufsstellen reichen zum Beispiel vom Marktviertel-Kiosk auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus und die Bio-Metzgerei Scharun auf der Poststraße über das Mio 1889 und Pikilia to Go auf der Gastromeile bis zum Grafenwald-Kiosk an der Schneiderstraße und sogar bis zum Kiosk am Heidhof in Kirchhellen. Auch unter dem Tetraeder, in der Eck-Perspektive auf dem Eigen, auf dem Liesenfeldhof ist das Bier aus dem kleinen Brauhaus zu haben und im Königs-Eck an der Tannenstraße frisch gezapft.

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Mehr Lokalkolorit geht kaum noch. Die Brauerei-Inhaber bleiben ihrem Slogan treu: Wir sind Bottroper, brauen in Bottrop für Bottrop! Wir machen Bottroper Bier! Das sei ihr Anspruch und die Crowdfundingaktion, mit der sich viele Bottroper zu einem vorher festgeschriebenen Betrag an der Finanzierung des Ausbaus der Brauerei beteiligen durften, habe die Bindung an ihre Heimatstadt eher noch gestärkt, meint Markus Gehring. „Am Anfang sind wir ja schon etwas belächelt worden“, sagt der Geschäftsführer, um so toller sei der Zuspruch zu der Bottroper Marke jetzt.

Bottroper Bier - Über den Namen haben wir nie diskutiert

Den Impuls zum neuen Bottroper Bier gab es bei einer Wiedersehensfeier. „Wir kennen uns von Kindesbeinen an“, erzählt Markus Gehring. Braumeister Arthur Riedel habe in einer großen Brauerei gearbeitet. Ganz in der Nähe mieteten die Freunde für ihr Treffen ein Ferienhaus in Olpe und Arthur Riedel hatte nebenher einfach einmal ein eigenes Bier für seine Freunde gebraut. Spätestens zurück in Bottrop stand von da an die Frage im Raum: Wie wäre es, wenn auch in Bottrop wieder Bier gebraut würde? Und: Warum machen wir das nicht einfach selbst? „Nur über den Namen haben wir nie diskutiert“, betont Gehring.

Zum Mai-Feiertag 2019 gab es zum ersten Mal selbst gebrautes Bottroper Bier. Bei Mitgeschäftsführer Peter Busch im Keller sei das noch gewesen. „Wir haben einige kleinere Brauereien besucht, um zu lernen und zu sehen, wie sie das machen“, berichtet Markus Gehring. So sicher konnte sich der Freundeskreis da noch nicht sein, dass ihr Bier so eine Erfolgsgeschichte werden würde. Die Frage, die vor allem bewegte, lautete: „Sind die Leute überhaupt bereit, mehr dafür zu bezahlen, um ein in Bottrop gebrautes Bier trinken zu können.“ So günstig wie in Getränkemärkten kann so eine kleine Brauerei schließlich ihr Bier nicht anbieten. Viele sind es aber durchaus, wie sich ziemlich schnell zeigte.

„Wir produzieren jetzt auf unseren eigenen Deckel“

Ende 2019 kauften die Freunde dann ihr Gebäude und Gelände an der Sterkrader Straße 177, im Corona-Jahr 2020 haben sie umgebaut und im August 2020 kam die Brauanlage mit den ersten vier Tanks für je 1000 Liter. Die Biertrinker in Bottrop waren schließlich sogar so sehr hinter dem Hellen und dem Dunkeln her, dass die kleine Brauerei schnell an ihre Grenzen kam. „Wir haben hier ja zunächst jede Flasche einzeln abgefüllt und jede Flasche ist dabei 15-mal in die Hand genommen worden“, sagt Markus Gehring.

Durch den Bau der neuen Halle mit ihren größeren Tanks hat die Bottroper Bier-Brauerei ihre Kapazität mehr als verdreifacht.
Durch den Bau der neuen Halle mit ihren größeren Tanks hat die Bottroper Bier-Brauerei ihre Kapazität mehr als verdreifacht. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Da das Bier ziemlich schnell ausverkauft war, mussten Biertrinker dann einige Wochen lang auf die nächste Ration warten. „Auch wenn jemand zum Beispiel gesagt hat, dass er Geburtstag feiere und hundert Liter Bier braucht, mussten wir leider sagen: Wir haben nichts mehr“, bedauert der Geschäftsführer.

Den Bier-Freunden wurde so schnell klar, dass es sich bei dem Run aufs Bottroper Bier nicht nur um einen kurzen Hype handelte. Mit dem Ausbau der Brauerei um eine neue Halle mit sechs neuen Tanks und einer Abfüllanlage haben sie die Kapazitäten mehr als verdreifacht: auf insgesamt 14.000 Liter. „Wir sind jetzt im ersten Jahr, in dem wir auf unseren eigenen Deckel produzieren“, sagt Markus Gehring. Aber die befreundeten Brauerei-Inhaber mussten ja auch ordentlich Kredite aufnehmen. Mit dem erwirtschafteten Geld können sie jetzt diese Verbindlichkeiten bedienen und wollen langfristig ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen aufbauen. Ein zu schnelles Wachstum sei da nun auch wieder nicht gut, bremst er allzu große Erwartungen. In den Versandhandel etwa steige die Brauerei ganz bewusst nicht groß ein. Obwohl: Auf die Karibikinsel Aruba haben sie ihre Biere schließlich auch schon mal verschifft.

„Wenn der erste den Grill anzündet, geht die Saison so richtig los“

„Wir wollen einfach nur gutes Bier machen. Wir bleiben dabei erst einmal in Bottrop. Unser Bier gibt es nur hier“, sagt der Geschäftsführer und weist auf eine weitere Besonderheit der Brauerei hin: Ihr einziger festangestellter Beschäftigter sei Braumeister Arthur Riedel selbst. Er sei gelernter Brauer und Mälzer und habe sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Der Bottroper Braumeister sei außerdem inzwischen auch zum Biersommelier ausgebildet. Die weiteren neun Brauerei-Betreiber arbeiteten dagegen anderswo weiter in ihren Hauptberufen.

Klar sei, dass sich viele mit dem Bottroper Bier als Marke identifizieren können. Es gebe viele Kundinnen und Kunden, so ab 35 Jahren, die sich angesprochen fühlen. „Wenn der erste den Grill anzündet, geht die Saison auch für uns so richtig los. März, April, Mai sind der Peak“, weiß Markus Gehring inzwischen. Erst einmal wollen sich die Bottroper mit ihrem Hellen und Dunklen sowie ihren Sonderbieren wie dem neuen Doppelbock eine Zeit lang noch fester in der Stadt etablieren: etwa mit dem Feierabend-Freitag in der eigenen Kneipe, im „Theos“ oder mit der Bier-Mühlenparty an der Gastromeile, die innerhalb von zwei Tagen ausverkauft war, und dem Bier-Tasting in der Alten Börse zum Beispiel.

„Für uns ist das alles immer toll‘“, freut sich der Geschäftsführer, auch wenn ihr Ding vor allem sei, Bier zu brauen. Eigene Gastronomien betreiben, das wollen die zehn Bier-Freunde abgesehen vom Theos eher nicht, erklärt Markus Gehring und blickt in Sachen Bottroper Bier-Zukunft insgesamt auch schon ein wenig voraus: „In 2025 oder 2026 sehen wir weiter“.