Bottrop. Mit dem Frühlingsbeginn startet auch die Fahrradsaison. Doch die Händler können nicht an den Verkaufsboom der Pandemiejahre anknüpfen.

Zum Frühlingsbeginn steigt die Lust aufs Fahrrad. Viele Menschen satteln bei höheren Temperaturen um und lassen das Auto zu Hause stehen. Dann starten auch für die Fahrradhändler die verkaufsstarken Monate. Dort stehen in den Schaufenstern und Ausstellungsräumen beinahe nur noch Fahrräder mit Elektromotor.

Denn durch preiswerte Leasingangebote und flexible Arbeitgeber steigt die Attraktivität der teuren E-Bikes. Von Sporträdern, über Mountainbikes bis zum herkömmlichen City-Bike sind alle Modelle auch als Elektrofahrrad zu haben.

Verkäufe sind nach der Corona-Pandemie wieder rückläufig

Für Thorsten Brinkmann, Geschäftsführer im Zweiradcenter Rück, läutet weniger ein Datum, als das gute Wetter die Verkaufssaison ein: „Wenn die Sonne wieder regelmäßig scheint, denken die Leute wieder ans Fahrrad. Im letzten Jahr hatte die Branche dank des regnerischen Sommers ein eher schwaches Verkaufsjahr.“

Zahlen wie in Zeiten der Pandemie zu schreiben, werde auch bei bestem Wetter schwierig. „Als niemand in den Urlaub fahren konnte, legten sich deutlich mehr Kunden ein E-Bike zu. Diese außergewöhnliche Kaufkraft geht nun zurück“, so Brinkmann.

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Es bestehe generell die Gefahr, die Bestellungen nicht anzupassen und auf vielen unverkauften Rädern sitzen zu bleiben. Deshalb rabattierten Händler schon frühzeitig das Angebot. „Im Grunde sind wir in einer guten Ausgangsposition. Dank der warmen Herbste verkaufen und pflegen wir die Fahrräder bis Mitte Oktober. Wir haben gut gefüllte Lager und können dem Kunden ein breites Angebot präsentieren“, meint Brinkmann.

E-Bikes krempeln die Branche um

Klaus Soblik, Inhaber des Fahrradfachhandels KS Bikes, ist seit beinahe zehn Jahren im Geschäft. Zusammen mit seiner Frau betreibt er den Fachhandel auf der Gladbecker Straße. Sein Geschäft habe Soblik mittlerweile voll auf Elektrofahrräder ausgerichtet: „Wir führen in unserem Sortiment über 90 Prozent Pedelecs.“

Pedelecs sind Fahrzeuge, die durch einen an die Pedale gekoppelten Elektromotor angetrieben werden. „Aufgrund der Ladengröße und unserem Lagervolumen konzentrieren wir uns auf die Verkaufsschlager und Branchen-Trends“, so Soblik. Vermehrt würden Kunden beim Kauf eines E-Bikes die Fachberatung dem Onlinehandel vorziehen.

Thorsten Brinkmann führt das Zweiradcenter Rück am Südring.
Thorsten Brinkmann führt das Zweiradcenter Rück am Südring. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Denn der Wartungsaufwand und die technische Komplexität der Räder erfordern zunehmend Fachkenntnis. „Wer sich ein Fahrrad für vier oder fünftausend Euro zulegt, sollte sich vorab gründlich beraten lassen“, meint Klaus Soblik. Zwar gäbe es selbst bei Discountern Pedelecs für unter 2000 Euro zu kaufen, ein solides und langlebiges Fahrrad koste aber in der Regel das Doppelte.

Der Preis setze sich aus drei Komponenten zusammen. „Motor, Akku, und Fahrradrahmen kommen oft von unterschiedlichen Herstellern und werden uns fertig verbaut geliefert“, so der Fachmann. „Je nach Akkukapazität und Motorleistung macht der Antrieb allein die Hälfte des Kaufpreises aus. Der Rahmen, Schaltung, Bremsen, Reifen und Zubehör den Rest.“

Gute Angebote beim Fachhändler: Leasingangebote machen E-Bikes attraktiver

„Einen richtigen Anschub für den Verkauf bieten die unterschiedlichen Leasingangebote und -firmen. So lässt sich das Arbeitsfahrrad bequem über den Bruttolohn abbezahlen“, erklärt Soblik. Die Zahl der Arbeitgeber, die ihren Angestellten die Option, ein E-Bike über die Firma zu leasen, steige stetig.

Wir haben gut gefüllte Lager und können dem Kunden ein breites Angebot präsentieren
Thorsten Brinkmann, Geschäftsführer im Zweiradcenter Rück

Die E-Bikes mit der unverbindlichen Preisempfehlung eines Gebrauchtwagens werden dem Arbeitnehmer über ein Leasingunternehmen finanziert. „Wir arbeiten mit neun unterschiedlichen Leasingfirmen zusammen. Die Arbeitnehmer können sich auf dem jeweiligen Portal registrieren und sich anschließend in einem lokalen Fachhandel ein Pedelec aussuchen.“

Wenn Arbeitgeber und Leasingfirma zustimmen, wird das E-Bike gekauft und dem Arbeitnehmer übergeben. Dieser bezahle je nach Einkommen und Kaufpreis insgesamt oft weniger, als das Fahrrad ursprünglich koste. Auch die Unterhaltskosten wären im Vergleich zum eigenen Pkw gering. Eine Vollkasko liege bei etwa 15 Euro monatlich. Außerdem könnten Staus, wie der durch die A42 verursachte, umfahren werden.

Fahrräder mit E-Motor: „Inspektion und Wartung machen großen Teil der Arbeit aus“

Ein Großteil der täglichen Arbeit bestehe neben der Kundenberatung in der Wartung und Inspektion der Räder. „Bei einer so wertvollen Anschaffung wie einem E-Bike gehen die meisten Kunden regelmäßig zur Inspektion. Oft ist eine regelmäßige Wartung auch Vorgabe der Hersteller, um die Gewährleistung zu erhalten“, sagt der Fachmann.

„Dann stehen Software-Updates, neue Motoreneinstellungen, Akku-Tests sowie die üblichen Arbeiten an. Jeder Motorenhersteller liefert eine hauseigene Software mit, die regelmäßig Updates erhält, um die Motorenleistung zu steigern, oder die Bedienung zu erleichtern“, so Soblik.

Er und sein Team würden regelmäßig Fortbildungen besuchen, um stets auf dem neuesten Stand zu sein. „Die modernsten Bosch-Motoren für Fahrräder beispielsweise haben ein ABS eingebaut“, so Soblik. Der Aufwand und notwendige Wissensstand sei ähnlich umfangreich wie in einer Kfz-Werkstatt.