Bottrop. Fahrradhändler erleben in Zeiten von Corona einen wahren Boom – auch die Bottroper. So erklären sie sich den Kundenansturm.
Fahrradhändler in Bottrop kommen zurzeit kräftig ins Schwitzen. Die Branche erlebt trotz Corona-Pandemie einen Boom. Die Kunden geben sich in den Geschäften sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Und das liegt nicht nur daran, dass die Temperaturen steigen und mit dem Frühling die Fahrrad-Saison anläuft.
Felix Funke, Inhaber von „Funke’s Fahrräder“, hat festgestellt, dass in diesen Zeiten mit Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen die Bottroper viel häufiger aufs Rad steigen und lieber in die Pedale treten, anstatt Busse und Bahnen zu nutzen, wo ein Mund-Nase-Schutz getragen werden muss. In seinem Geschäft an der Lindhorststraße im Fuhlenbrock hat er alle Hände voll zu tun. Weil auch hier die Zahl der Kunden, die gleichzeitig im Laden sein dürfen, begrenzt ist, müssen die Kunden geduldig draußen auf dem Bürgersteig warten. Wer eine Reparatur benötigt, muss sich einen Termin geben lassen und wieder Geduld mitbringen. „Es kann zwischen zwei bis drei Wochen dauern“, sagt Felix Funke.
Kunden überrennen die Fahrradläden
Auch bei Radsport Bomm an der Johannesstraße in der Boy steht das Telefon kaum still. Wenn die Kunden nicht anrufen, kommen sie persönlich zu einer Beratung vorbei. Sie stöbern durch das Sortiment, kaufen City-, Mountain- oder E-Bikes oder wollen in der Werkstatt ihr Fahrrad reparieren lassen. Wie ein Mitarbeiter telefonisch mitteilt, sind nur wenig bis gar keine Termine für die nächsten Wochen frei.
Stress pur erleben die Mitarbeiter im Zweiradcenter Rück am Südring. Inhaber Thorsten Brinkmann kann noch immer nicht glauben, was in den letzten Wochen seit der Öffnung des Geschäfts am 20. April passiert ist. „Wir wurden überrannt. Es war die Hölle los“, sagt er. Er mache den Job seit geschätzten 25 Jahren. „Aber so etwas habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt.“ Brinkmann berichtet, dass die Kunden sogar Wartezeiten von bis zwei Stunden in Kauf genommen haben. Die Warteschlange ging mehrere Meter den Südring hinauf. Aufgrund einer möglichen Corona-Infektion gab es eine Einlasskontrolle, „um unsere Mitarbeiter zu schützen“, betont der Inhaber des Zweiradcenters. Vier Wochen war der Verkauf wegen der Coronakrise geschlossen. „Man hat gemerkt, die Leute wollten raus aus dem Haus und in die Natur“, sagt Brinkmann.
Inspektion ist möglich in vier Wochen
Vor allem Kinderräder und Mountainbikes für Jugendliche haben sich innerhalb kurzer Zeit zum Verkaufsschlager entwickelt. Aus Gesprächen mit Kunden haben er und seine Mitarbeiter erfahren, dass viele diesmal ihr Geld statt in den Urlaub lieber in Fahrräder und Equipment investierten.
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Erst seit dieser Woche scheint der Alltag und etwas Ruhe nach dem Sturm im Fahrradladen einzukehren. Nach mehr als vier Wochen im Dauerstress kann das Personal im Verkauf zum ersten Mal durchatmen. Im Geschäft gilt nach wie vor die Maskenpflicht für Personal und Kunden. Wobei die Mechaniker in der Fahrradwerkstatt sich nicht über zu wenig Aufträge beschweren können. Bei Rädern, die wieder schnell straßenverkehrstauglich gemacht werden müssen, muss der Kunde nicht lange warten. Anders sieht die Lage bei einer Inspektion aus. „Einen Monat Vorlauf“, sagt Brinkmann. Die Kunden würden aber Verständnis für die Wartezeit zeigen.
Fahrradwerkstätten mussten nicht schließen
Die hauseigenen Fahrradwerkstätten, wie etwa im Zweiradcenter Rück, Funke’s Fahrräder oder Radsport Bomm, waren nicht von den zahlreichen Schließungen in der Corona-Krise im März betroffen.
Die Mechaniker durften weiterhin Aufträge annehmen und ihrer Arbeit nachgehen. Nur die Ladenlokale blieben für die Kundschaft geschlossen. Die Eröffnung der Geschäfte erfolgte am 20. April.