Bottrop. Die Bottroper Stadtspitze soll energischer gegen die Autobahn GmbH vorgehen. Ratsvertreter drohen wegen der Verkehrszunahme mit Klagen.
Die Verärgerung über die große Verkehrswelle, die wegen der Sperrung der Autobahn A42 durch Bottrop rollt, ist bei vielen Bürgerinnen und Bürgern sowie Parteivertretern groß. Ratsleute fordern über alle Parteigrenzen hinweg mehr Schutz vor der enormen Verkehrsbelastung und verlangen von der Stadtspitze, Verkehrsminister und Spitzenpolitiker im Bund wie im Land in der Stadt an Ort und Stelle mit den Schäden durch die defekte Autobahnbrücke zu konfrontieren. Auch Klagedrohungen im Alleingang stehen im Raum.
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Die große Empörung entlud sich neulich auch im Bottroper Verkehrsausschuss regelrecht. Beigeordneter Klaus Müller und Verkehrsamtsleiter Fabian Fingerlin sahen sich geballter Kritik an den Behörden ausgesetzt. Alles gar nicht so schlimm – außer auf den Ost-West-Achsen? Es gibt kaum Beschwerden? Von wegen. „Es fließt kein Verkehr mehr, es ist überall rappelvoll. Das ist nicht die Ausnahme, das ist das normale Tagesgeschäft“, sagt Sebastian Damann.
„Wie kann man gegen die Autobahn GmbH vorgehen?“
Der Vorsitzende der CDU in der Unterstadt kritisiert, dass örtlichen Unternehmen große Schäden drohten, weil sie auch auf einen funktionierenden Lieferverkehr angewiesen seien. Die Lieferfahrzeuge kämen aber kaum durch, weder nach Bottrop noch in Bottrop. Damann berichtet auch von Lkw-Irrfahrten. Selbst aus der Sackgasse „Am Hang“ in Vonderort sei ihm ein 40-Tonner entgegengekommen.
Im Rathausviertel sei das Verkehrsaufkommen inzwischen ebenfalls enorm. „Da fahren Fahrzeuge her, die da vorher nichts zu suchen hatten“, sagt er. Das große Verkehrsaufkommen führe zu Zerstörungen an vielen Bottroper Straßen. „Prüfen Sie mit der Stadt Essen, wie man gegen die Autobahn GmbH vorgehen kann“, forderte Damann den Verkehrsdezernenten auf.
„Viele werden länger durch Bottrop brauchen“
Verkehrsamtsleiter Fabian Fingerlin hatte zuvor erneut die Einschätzung der Behörden zur Verkehrslage in der Stadt referiert. Danach sei auf den Ost-West-Achsen in Bottrop wie der Horster Straße, der Prosperstraße, der Peterstraße oder der Osterfelder Straße die höhere Verkehrsbelastung deutlich erkennbar. Auf den Nord-Süd-Verbindungen durch die Innenstadt sei das weniger so. Auch im Süden aber sei das Verkehrsaufkommen vor allem in Höhe des Hauptbahnhofes groß.
„Mir ist klar, dass das subjektiv anders empfunden werden kann. Es werden viele länger brauchen, um durch die Stadt zu kommen; zu bestimmten Zeiten ist das so“, erklärt Fingerlin. Auf der Peterstraße etwa stehen die Fahrzeuge dann so dicht an dicht, dass man kaum eine Lücke finde, um sie zu überqueren, berichtet Grünen-Verkehrssprecher Roger Köllner. Generell meint der Ratsherr der Grünen: „Wir haben einen großen wirtschaftlichen Schaden, auch jetzt schon“.
„Das ist ein Zustand, der ist nicht haltbar“
CDU-Sprecher Frank Kien beschreibt die Zunahme des Verkehrs auf der Hans-Sachs-Straße und im Stadtwald. „So viel Verkehr haben Sie da noch nicht gesehen“, betont er. SPD-Ratsherr Andreas Morisse beobachtet, dass es vermehrt zu Lkw-Fahrten durch die Ebel kommt, obwohl dies nur für Anlieger und Lieferanten erlaubt sei. „Alles nicht so schlimm? Ich sehe das völlig anders. Das sprengt jetzt jeden Rahmen“, kritisiert der Ratsherr aus dem Bottroper Süden.
CDU-Sprecher Kien verlangt ein strikteres Vorgehen gegen Verkehrssünder, die dort herfahren, wo sie es nicht dürfen, und fordert effektive Maßnahmen, um die durch die große Verkehrszunahme hervorgerufenen Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger in Bottrop zu verringern. „Das ist ein Zustand, der ist nicht haltbar“, betont Frank Kien.
Deutsche Umwelthilfe soll Bottrop helfen
Eine Sperrung der Prosperstraße für den Lkw-Verkehr, wie die Linke bereits forderte, wird nach Einschätzung der Verwaltung allerdings kaum gelingen. Denn entlang der Straße seien auch Firmen ansässig, die beliefert werden müssen, außerdem meint Verkehrsdezernent Klaus Müller: „Das ist eine Landesstraße. Das kriegen wir nicht hin“.
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Linke-Ratsherr Niels Schmidt fordert dennoch, entschiedener Maßnahmen gegen die Verkehrsmassen zu ergreifen. Er mahnt, dass viele durch Lärm, Abgase und Feinstaub Gesundheitsgefahren ausgesetzt werden. „Und das über zehn und mehr Jahre“, spielt der Ratsherr auf die Dauer anderer Brückensanierungen wie in Leverkusen an. Schmidt kündigte an, die Deutsche Umwelthilfe um Unterstützung zu bitten und drohte mit Klagen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband hatte zuletzt mehrfach auf dem Klageweg Klimaschutz-Sofortprogramme im Verkehr und im Gebäudesektor durchgesetzt.
„Das geht gar nicht, und das über zehn Jahre?“
Vor allem auch mit der Sperrung der Autobahnauffahrt Bottrop-Süd wollen sich die meisten Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter nicht abfinden. „Das geht gar nicht, und das womöglich auch noch über zehn Jahre“, kritisiert SPD-Vertreter Franz Ochmann. Die entwaffnende Reaktion von Verkehrsdezernent Klaus Müller: „Ich teile ganz viele dieser Äußerungen“.
In puncto Bottrop Süd-Sperrung erklärte Müller, dass die Städte Essen und Bottrop mit gutachterlicher Unterstützung an Alternativlösungen arbeiten, die technisch funktionieren. Er betont allerdings: „Eine juristische Auseinandersetzung macht erst dann Sinn, wenn wir sagen können: Wir haben eine Lösung“ – und die Autobahn GmbH diese ablehne.