Bottrop. Wie zukunftsfit ist der Markt in der Bottroper City? Die meisten Marktgäste sind 70 und älter. Das belegt nun auch das Marktkonzept mit Zahlen.
Der Wochenmarkt in der Fußgängerzone mit den beiden Markttagen am Mittwoch und Samstag gilt in Bottrop als Attraktion. Ist er das aber wirklich noch für alle? Für wen ist er das noch? Welche Zukunftsperspektive hat der Bottroper Markt tatsächlich? So viel ist klar: Wenn es der Stadt und den Markthändlern nicht gelingt, ein wesentlich jüngeres Publikum zu gewinnen, wird die Bottroper Innenstadt einen ihrer letzten attraktiven Publikumsmagneten in absehbarer Zeit verlieren.
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Mit ihrem Innenstadt-Wochenmarktkonzept unterlegten die Agentur CK Media & Events in Kooperation mit Prof. Jens Watenphul jetzt mit Zahlen und Grafiken, was bei einem Bummel durch die Innenstadt an Markttagen auch einer Reihe von Ratsleuten und Bezirksvertretern schon aufgefallen war: Zu den Besucherinnen und Besuchern der Wochenmärkte gehören vor allem ältere Menschen. Alles in allem sei das Publikum mit dem Innenstadtmarkt zufrieden, stellte das Team um Agenturinhaber Holger Czeranski und Jens Watenphul bei Befragungen der Marktgäste außerdem fest.
„Wir brauchen auch jüngere Besucher auf dem Markt“
Dennoch hielt FDP-Ratsherr Oliver Mies im Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss fest, dass er sich mit dem Wochenmarktkonzept schwer tue. „Mich hat gestört, dass wir uns nur auf die Zielgruppen fokussiert haben, die sowieso da sind“, sagte der Kirchhellener. Das reiche aber nicht aus. „Wir müssen viel mehr Menschen auf den Markt holen als die Gruppen, die aktuell dort sind“, sagte Oliver Mies. So arbeitete Czeranskis und Watenphuls Team auch heraus, dass der Innenstadtmarkt vor allem ein Angebot für Bewohner und Bewohnerinnen der Innenstadt ist, die dann auch zu Fuß zum Markt kommen.
Grünen-Bezirksvertreter Karl-Heinz Hulisz schloss sich der Forderung des Liberalen an und brachte sie so auf den Punkt: „Der Hauptanteil der Marktbesucher ist älter, mehr als 70 Jahre alt. Wir brauchen auch jüngere Besucher“. Die Grünen waren es ja auch, die als eine der ersten Ratsparteien die Initiative zur Zukunftssicherung des Innenstadt-Marktes ergriffen hatten. Als vorbildlich für die Innenstadt sahen sie vorausschauend die Wiederbelebung des Marktes in Bottrop-Boy an, auch wenn die Märkte in der City jetzt noch weitaus besser besucht sind, als es auf dem lange leeren Marktplatz in der Boy der Fall war.
Auf dem Boyer Markt gab es so einen Kümmerer längst
Dort war es Feierabendmarkt-Miterfinder Dirk Helmke gelungen, den Stadtteilmarkt wieder zum Leben zu erwecken. „Wir brauchen einen Kümmerer für den Markt wie beim Boyer Markt“, forderte Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda bereits vor über einem Jahr auch für die Innenstadt. Beigeordneter Klaus Müller riet bereits im Herbst 2022 ebenfalls, sich bei der Belebung und Sicherung der City-Wochenmärkte vor allem am Boyer Markt zu orientieren. „An diesem Beispiel kann man sehen, was man alles bewegen kann“, so Klaus Müller dazu.
Die vom Amt für Wirtschaftsförderung beauftragte Agentur schrieb diese längst vorhandene Erkenntnis folgerichtig jetzt auch als eine wesentliche Empfehlung ins neue Innenstadt-Marktkonzept. „Der Markt ist ein Event, das muss besser gemanagt werden“, unterstrich Jens Watenphul. Ein eigenes Marktmanagement, das sich zum Beispiel um die Anwerbung neuer Markthändlerinnen und Markthändler oder um Werbung für den Innenstadt-Markt durch Plakatierungen oder in sozialen Medien kümmern soll, will das Wirtschaftsförderungsamt nun auch einführen. Dafür signalisierten die Ratsleute bereits ihre Zustimmung.
Ungeklärt ist noch, woher das Geld für die Verbesserungen kommt
Auch Empfehlung wie die Schaffung eines eigenen Marktgürtels für Veranstaltungsformate auf der Hansastraße und auf dem Weg zwischen Gemeindezentrum und Kirche von St. Cyriakus befürworten sie ausdrücklich. Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda machte aber klar, dass sich die Grünen mehr Ideen für den Markt erhofft hatten. Einen Vorschlag unterbreitete sie daher selbst: kostenlose Busfahrten an Markttagen. Solche Gratis-Fahrten waren während der Corona-Pandemie ab Herbst 2020 an Samstagen in Bottrop ja bereits möglich gewesen.
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Offen bleibt, was das alles kostet und woher das Geld kommen soll. Die Stadt ist mit ihrem 60 Millionen-Defizit im Etat schließlich so gut wie pleite. SPD-Fraktionschef Matthias Buschfeld hatte daher noch im Herbst die Devise ausgegeben, dass nur solche Vorhaben verwirklicht werden können, für die es ausreichende Fördergelder des Landes, Bundes, oder Brüssels gebe. Auch CDU-Ratsherr Volker Jungmann sagte daher mit Blick auf das Marktkonzept: „Es gibt eine uralte Forderung der CDU, so etwas auch finanziell zu unterlegen. Uns fehlt genaus dies“.
Irgendwie kommt auch der Berliner Platz wieder ins Spiel
Da der Markt jetzt grundsätzlich da bleiben soll, wo er ist, steht der Stadt noch eine Menge Arbeit bevor. Entlang der Hochstraße etwa liegen die benötigten Stromleitungen und Stromanschlüsse nicht. Baudezernent Klaus Müller signalisierte, dass dies womöglich auch mit Fördergeldern für die Modernisierung der Innenstadt insgesamt finanziert werde könne. Auch Marktmanager, Veranstaltungsangebote, Kinderbetreuungen oder mehr wollen aber bezahlt werden. Nicht nur die Union fordert da harte Zahlen, auch die Grünen scheinen skeptisch, ob sich dafür immer Sponsoren finden ließen. Andrea Swoboda betonte, dass das Kulturamt und auch das Wirtschaftsförderungsamt kein Personal übrig habe.
Ohnehin wird der Wochenmarkt nicht immer bleiben können, wo er jetzt ist. Spätestens wenn der Umbau der Innenstadt in diesem Sektor beginne, müsse der Markt dort verschwinden, merkt CDU-Ratsherr Frank Kien an. Als alternativer Marktplatz ins Spiel kommt dann doch wieder der Berliner Platz.
Der war früher einmal ohnehin der Bottroper Marktplatz schlechthin und ist ein Beispiel dafür, wie sich die Meinungsbilder ändern können. CDU-Ratsherr Volker Jungmann jedenfalls erinnert sich an dessen einst guten Ruf unter Händlern und Kunden: „Der Berliner Platz - damals war das der beste Platz der Welt“.