Bottrop-Kirchhellen. Über ein Onlineportal liefern Landwirte und Betriebe Waren nach Hause. Auch auf dem Wochenmarkt gibt es Nachfrage nach Gutem aus Kirchhellen.

Auf ihren Hofmärkten und auf Wochenmärkten verkaufen Kirchhellener Landwirte und Lebensmittelerzeuger ihre Waren direkt an die Privatkunden. Zudem entschlossen sich einige Betriebe, den Wochenmarkt in die digitale Welt zu holen. Zu Pandemiezeiten sei dieser Schritt dringend erforderlich gewesen. So wurde das Bestellportal ‚Wochenmarkt24.de‘ gegründet, auf dem die Betriebe ihre Produkte direkt den Kunden anbieten.

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Auf „Wochenmarkt24“ können Kunden bis 18 Uhr ihre Waren online bestellen. Am Folgetag stehen diese dann vor der Haustür. „Wir sind ein Zusammenschluss vieler regionaler Familien- und Handwerksbetriebe wie Hofläden, Metzgereien und Bäckereien. ‚Wochenmarkt24‘ ist eine Genossenschaft. Das Unternehmen gehört den Landwirten und Herstellern selber. Ihre Umsätze kommen direkt bei uns an“, so die Selbstbeschreibung des Unternehmens. Damit werde eine direkte Verbindung zwischen regionalen Kunden und den Herstellern geschaffen.

„Wir sind seit Juli 2021 dabei“, sagt der Kirchhellener Landwirt Jörg Umberg

Der Hof Umberg bietet auf dem Onlineportal das Sortiment seines Hofladens an. „Wir sind seit Beginn, also Juli 2021, mit dabei. Das Angebot besteht größtenteils aus unseren eigenen Erzeugnissen. Zusätzlich nehmen wir auch Produkte anderer Erzeuger und Lebensmittel, die wir zukaufen, mit auf“, so Stefanie Bitters, die auf dem Hof für das Versandgeschäft zuständig ist. Je nach Jahreszeit wechseln die angebotenen Früchte und das Gemüse durch. Die zugekauften Produkte gebe es, außer im eigenen Hofladen, oftmals nur auf der Webseite zu kaufen, da die Menge für reguläre Supermärkte zu klein wäre.

„Wochenmarkt24“ übernimmt die Logistik

‚Wochenmarkt24‘ übernehme die gesamte Logistik und stelle auch eigene Fahrer zur Verfügung. Die bestellten Produkte würden vorab von den Höfen eingesammelt, in einem eigenen Lager umverpackt und anschließend als fertige Bestellung morgens ausgeliefert. 20 Prozent des Umsatzes gehe an das Bestellportal, um die anfallenden Kosten zu decken. Wie viele Bestellungen anfielen, schwanke je nach Wochentag und Jahreszeit. In der Regel bestellen täglich um die zwanzig Kunden über das Versandportal Produkte vom Hof Umberg. Zum Wochenende hin seien es dann auch mal über fünfzig Bestellungen pro Tag.

Schwere Zeiten für Manufakturen

Christoph Gläßer, Alt-Bottroper Betreiber der Ruhrmühle mit Sitz an der Tannenstraße, vertreibt seine Produkte ebenfalls über ‚Wochenmarkt24‘. Auch er ist seit Beginn mit dabei. „In traditioneller Handarbeit stelle ich hochwertigste Öle in Rohkostqualität her. Hierfür verarbeite ich verschiedenste Ölsaaten, angefangen bei Klassikern wie Sonnenblumen- und Kürbiskernöl über selten gewordene Leindotteröle bis hin zu Hanf- oder Kokosöl“, so der ehemalige Manager, der seine Leidenschaft zum Beruf machte.

Insgesamt sei es eine schwierige Zeit für regionale Erzeuger von Luxusartikeln, die sowohl online als auch in den Supermarktregalen gegen günstigere Massenwaren bestehen müssen. Konsumlaune und Kaufkraft gehe durch die inflationsgetriebenen Lebensmittelpreise zur Neige. Die ,Wochenmarkt24‘-Pauschale von 20 Prozent sei fair, in Anbetracht der durch den Versandhandel erbrachten Leistungen. „Es gibt andere Modelle, wie Marktschwärmer, bei denen ich meine Artikel an einem vorher vereinbarten Sammelplatz selber ausliefern muss. Das ist deutlich aufwendiger“, so Gläßer.

Konkurrenz zu hauseigenen Lieferdiensten

Die Biometzgerei Scharun betreibt neben ihren Läden in Kirchhellen und Alt-Bottrop auch einen hauseigenen Liefer- und Cateringservice. Das Onlineportal hätte daher nur geringe Vorteile für den Betrieb. „Auf ,Wochenmarkt24‘ können wir nur einen Teil des eigenen Sortiments anbieten, da wir durch das Portal feste Vorgaben für Verpackungsgrößen und Gebinde haben“, so Scharun. Die meisten Kunden würden ohnehin über den hauseigenen Lieferservice bestellen, über welchen ebenfalls eine Liefergebühr anfalle. Dafür seien aber durch den direkten Kundenkontakt die Bestellmöglichkeiten flexibler und individuell bearbeitbar. Viele Kunden würden daher den eigenen Lieferservice dem Onlineportal vorziehen.

Seit Start des Onlineportals ist Scharun trotzdem dort vertreten. Dieser Schritt hin zu einer stärkeren Onlinepräsenz sei gerade in den Pandemiezeiten überlebensnotwendig gewesen. „Als das Portal endlich auch in unserer Region an den Start ging, war die Zeit der Lockdowns schon vorbei und der Filialbetrieb setzte wieder ein“, so Ulrich Scharun, der den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder führt. So seien die härtesten Monate nur bedingt aufgefangen worden.

Übrigens: Auch auf dem Bottroper Wochenmarkt gibt es eine Nachfrage nach mehr Produkten aus Kirchhellen. Bei der Besucherbefragung für das neue Wochenmarktkonzept, welche zusätzlichen Waren sie sich rund um den Kirchplatz wünschten, nannten Besucher Eingemachtes sowie Wild aus Kirchhellener Hofläden. mit ks