Bottrop-Kirchhellen. Im Repair-Café in Bottrop-Grafenwald soll nichts weggeworfen werden. Nichts landet in der Mülltonne. Ein Besuch bei den ehrenamtlichen Helfern.
Hier wird nichts weggeworfen. „Begegnen, reparieren und Lebensmittel retten“ heißt es beim „Treffpunkt Grafenwald.“ Seit Ende 2022 reparieren Ehrenamtliche im Pfarrheim Heilige Familie unter dem Motto „miteinander-füreinander“ einmal im Monat Haushaltsgeräte, erledigen Näharbeiten und verteilen für die Entsorgung bestimmte Lebensmittel.
Die Idee sei in der Gemeinschaft gewachsen, sagt Pastoralreferent Werner Koschinski: „Jede einzelne Sache hätte vermutlich nicht lange Bestand gehabt, aber in der Kombination funktioniert es. Die Mitarbeiter mit den unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzen sich wunderbar.“
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An den Reparaturinseln „mit Kabel“ und „ohne Kabel“ wird alles repariert „was die Menschen anschleppen. Alles, was im Haushalt kaputtgehen kann und zeitlich machbar ist“, sagt Ingenieur Rudolf Altenkamp. Hobbybastler Lutz Laarmann flickt etwa den Luftreifen eines Kinderwagens, der für die Flüchtlingshilfe repariert wird.
Der gelernte Nachrichtentechniker Achim Steeger repariert alles Elektrische und Elektronische „quasi querfeldein.“ An einem elektrischen Wischmopp, der kein Wasser zieht, findet er den Fehler am blockierten Ventilverschluss. Anschließend steht eine „Vintage“-Stehlampe bereit, von der sich die 90-jährige Besitzerin nicht trennen will.
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Da sie mit dem alten Rollschalter nicht mehr zurechtkommt, wird dieser durch einen Kippschalter ersetzt. Klaus Dietzel repariert derweil einen Plattenspieler. Die ehrenamtlichen Helfer betonen, dass sie den ansässigen Händlern nichts wegnehmen wollen, aber oft könne man mit wenig Aufwand Kleinteile ersetzen: „Ein anderer Stecker dran und der Fall ist erledigt.“
An der „Nähinsel“ sitzen die Hobbynäherinnen vor ihren eigenen Nähmaschinen. Jessica Chowanetz und Ria Fockenberg, die das Nähen noch von ihrer Mutter gelernt hat, kürzen Kleidung, nähen Knöpfe an, Flicken und Stopfen oder helfen als Puppendoktorinnen: „Wir machen aber nur, was wir hier fertigkriegen können, wir nehmen nichts mit nach Hause.“
Auf einem Tisch liegen einige Lebensmittel, die von den Besuchern kostenlos mitgenommen werden können. Hier gibt es Obst und Gemüse teils mit leichten Blessuren, aber auch Spekulatius und Brownies, die ansonsten im Müll gelandet wären. Man wolle keine Konkurrenz zur Tafel sein, erklärt Maria von der Organisation „Food-Sharing: ‚Wir holen aus kooperierenden Geschäften nur das ab, was die Tafel nicht nimmt, aber noch genießbar ist.‘
Eine Besucherin: „Es ist wichtig, dass man nicht alles sofort wegwirft“
Nicht zu vernachlässigen sei bei dem Dreiklang auch der Gedanke der Begegnung, das Zusammenbringen von Menschen, betont Pastoralreferent Werner Koschinski. Bei frischen Waffeln und Kaffee sei eine gute Atmosphäre zum ungezwungenen Austausch gegeben. Man könne mit Gesprächen die Wartezeit während der Reparatur verkürzen, aber auch einfach „nur so“ hereinschauen: „Wenn die Leute zusammensitzen und miteinander reden, haben wir schon viel richtig gemacht.“
So sehen es auch die Menschen am „Kaffee-Treff.“ Annegret Scholkemper hat einen defekten Allesschneider mitgebracht und hofft, dass „man mir hier helfen kann.“ Ihre Freundin hat sie begleitet, um sich den Betrieb mal anzuschauen: „Es ist wichtig, dass man nicht alles sofort wegwirft, sondern erst einmal versucht zu reparieren.“ Eine Grafenwälderin freut sich, dass „man Gegenstände, die sonst weggeworfen würden, wieder nutzen kann.“
Alle Angebote, inklusive Kaffee und Waffeln, sind kostenfrei. Wer möchte, kann sein Dankeschön in der Spendendose ausdrücken. Im Jahr 2023 kamen so rund 500 Euro Überschuss zusammen, die auf Wunsch der Ehrenamtlichen an das Kinderhospiz, den Wünschewagen und ans Tierheim verteilt wurden.
Weitere Informationen zum Repair-Café in Grafenwald
Das Repair-Café findet jeden dritten Montag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Pfarrheim Heilige Familie statt. Am Mittwoch, 17. Januar, 19 Uhr, ist ein Austauschtreffen für Menschen, die sich engagieren wollen. Helfer werden beim Repair-Café gebraucht, ebenso in der Flüchtlingshilfe in verschiedenen Gruppen. Eigeninteressen und Ideen sind willkommen.