Bottrop-Kirchhellen. Die Grafenwälder Kirche besitzt Ausstattungsstücke aus 120 Jahren. Zuletzt kamen Leuchter aus einer ehemaligen Gladbecker Kirche dazu.
Von der inzwischen abgerissenen St.-Johanneskirche in Gladbeck ist inzwischen kaum noch etwas zu sehen. Die Ausstattung einschließlich Orgel und Glocken ist buchstäblich in alle Winde verstreut. Überwiegend Richtung Bochum (Glocken), Polen, Rumänien (Orgel). Sechs große bronzene Leuchter aus dem Chorraum der Gladbecker Kirche sind allerdings in der Nachbarschaft geblieben. Sie stehen nun - wenn nicht gerade wie jetzt Fastenzeit ist - im Altarraum der Kirche Heilige Familie in Grafenwald.
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Damit soll nicht die in über 120 Jahren gewachsene Ausstattung willkürlich vergrößert werden. Vielmehr handelt es sich dabei um eine sinnvolle Ergänzung, wie Pfarrer Christoph Potowski betont. „Denn die sechs hohen, schlanken Leuchter sind Entwürfe des Künstlers Hein Wimmer, der in den 70er Jahren auch die Ausstattung der damals neu erbauten Grafenwälder Kirche gestaltet hat. „Daher passen die Leuchter in unseren Altarraum, als ob sie dafür geschaffen worden wären“, sagt der Kirchhellener Geistliche.
Der Kölner Bildhauer Hein Wimmer (1902-1986) hat sich 1969 mit seinem Wettbewerbsentwurf für die Ausstattung der Heiligen Familie durchsetzen können. Wimmer ist zu der Zeit längst kein Unbekannter mehr. Seine gestalterische Handschrift tragen seit den 50er und 60er Jahren viele neue oder auch nach den Kriegszerstörungen wiederaufgebaute alte Kirchen, darunter in Essen, Duisburg und eben auch die frühere Gladbecker Johanneskirche.
Gladbecker Leuchter ergänzen die Kirchenausstattung in Grafenwald ideal
Wer sich in Grafenwald die später geschaffenen Teile des Interieurs oder Ausstattungsteile der abgerissenen alten neugotischen Kirche wegdenkt, entdeckt nicht nur eine moderne Kirche wie aus einem Guss, sondern auch einen Raum, der die theologischen und pastoralen Neuansätze der Zeit kurz nach dem II. Vatikanischen Konzil widerspiegeln.
„Nicht die strenge Längsausrichtung mit stark erhöhtem, abgetrennten Chorraum, sondern die Idee vom Versammlungsraum um den Altar, die Kirche als Zelt Gottes, sind die neuen Ideen, die sich auch im Kirchenbau damals fortsetzen“, sagt Christoph Potowski. So habe auch das münstersche Architektenbüro Kösters und Balke den Bau geplant. Schlichte Schönheit sei Trumpf gewesen. Das zeige auch die übrige liturgische Ausstattung wie Altar, Tabernakel, Sedilien oder der Taufstein. Wie stark der Kontrast den Grafenwäldern damals vorgekommen sein muss, zeigt ein Blick auf den alten neugotischen Taufstein des Bildhauers August Schmiemann (1846-1927) aus Münster, der heute mit seinem üppigen Blatt- und Rankwerk aus Sandstein gut restauriert in der Werktagskapelle steht.
Die liturgischen Geräte der Kirche spiegeln den sich wandelnden Zeitgeschmack wieder. Ein neugotischer Kelch oder ein Ziborium (Deckelkelch) aus der Entstehungszeit der ersten Kirche finden sich ebenso sicher verwahrt in der Gemeinde wie eine neobarocke Monstranz. Deren prachtvolle Strahlensymbolik lässt die zeitgenössische Monstranz aus der Goldschmiedewerkstatt Polders in Kevelaer fast schlicht erscheinen. „Die Geräte aus dem Historismus sind zwar alle handwerklich gearbeitet, man konnte sie aber nach Katalog aussuchen, ob mit oder ohne Knauf oder Edelsteinverzierungen: alles ließ sich je nach Geschmack und Finanzkraft ordern“, weiß Pfarrer Potowski. Oft seien es aber die älteren Stücke, die bei den Gläubigen besonders beliebt seien.
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Ein Stück wird in Grafenwald besonders in Ehren gehalten: Der ebenfalls zeitgenössisch gestaltete Kelch des früheren - und sehr beliebten - Pfarrers Bernhard Fögeling (1967-2006) in dessen Zeit auch der Kirchneubau fiel. Ihm hat die Gemeinde sogar 2021, zwei Jahre nach dessen Tod, einen Gedenkstein errichtet.