Bottrop. Eine Bottroperin wird 95 und lebt noch immer für das Stricken. Wieso sie es so liebt und es ihr in den schwersten Zeiten half, erzählt sie hier.
Von wegen langweilig: Auch im hohen Alter ist das Leben noch aufregend und voller schöner Momente. So denkt zumindest Franziska Rörtgen, die in dieser Woche ihren 95. Geburtstag feiert. Dabei hat die Bottroperin in ihrem Leben eine ganz besondere Leidenschaft: das Stricken.
„Wir sind wie eine große Familie“, sagt Franziska Rörtgen über ihren Strickkreis, den „Strickliesel-Treff“. Zusammen mit ihren Strick-Freundinnen feiert sie ihren besonderen Geburtstag und schwärmt von der harmonischen Gemeinschaft zwischen den Frauen. „Das Stricken klappt immer noch super und macht sehr viel Spaß“, sagt sie.
Im hohen Alter einen Strickkreis gründen: Für Franziska Rörtgen kein Problem
Seit fünf Jahren gibt es den Strickkreis im Martin-Niemöller-Haus im Fuhlenbrock. Dass Franziska Rörtgen den „Strickliesel-Treff“ mitgegründet hat, darauf blickt sie auch heute noch mit strahlenden Augen zurück. „Ich habe damals in der Zeitung gesehen, dass eine Bottroperin jemanden sucht, der ihr in einem Handarbeitskurs das Stricken beibringt“, erzählt sie weiter. Daraufhin habe sie sich gemeldet und angefangen, ihre Strickkenntnisse zu teilen.
So sei mit der Zeit das eine zum anderen gekommen und der wöchentliche Strickkreis entstanden. Dass Franziska Rörtgen ein Händchen für Handarbeiten und vor allem das Stricken hat, ist eine lange und berührende Geschichte. „Schon mit sieben Jahren musste ich das Stricken lernen und vor allem Socken stricken“, erzählt sie. Denn auf dem Dorstener Bauernhof, auf dem sie groß wurde, musste sie auch als kleines Mädchen schon mitarbeiten. Damals sei das nun mal so üblich gewesen, sagt sie. „Ich bin die Älteste von uns Geschwistern und da musste ich eben die Kleidung für uns stricken“, berichtet sie.
Nach dem Krieg wieder Kleidung: Stricken begleitete sie in schwersten Zeiten
Und auch an die Zeit nach dem Krieg erinnere sie sich noch sehr gut. „Wir hatten damals alles verloren und nichts mehr“, erzählt Franziska Rörtgen aus ihrer Vergangenheit. Damals sei man eine enge Gemeinschaft gewesen und habe versucht, sich gegenseitig zu helfen.
„Ich konnte sehr gut stricken, weil ich es schon früh als Mädchen machen musste. Also habe ich nach dem Krieg versucht, dadurch für meine Familie da zu sein und zu helfen“. Durch ihre jahrelangen Strickkünste konnte sie so schnell Kleidung herstellen, die nach dem Krieg dringend gebraucht wurde. „Es war ja alles weg zum Anziehen. So hatten wir dann endlich wieder Kleidung zum Tragen.“
Auch heute möchten die Frauen durch das Stricken etwas Positives bewirken
Bis heute begleitet sie das Stricken durchs Leben. Denn was als Hilfe in der Not begonnen hat, ist für Franziska Rörtgen mittlerweile zum Hobby geworden. „Ich bin wirklich jede Woche hier“, sagt sie stolz. Denn auf ihren Strickkreis zu verzichten, kommt für sie nicht in Frage. Auch wenn die Zeiten sich „Gott sei dank“ geändert haben und das Stricken für sie nur noch zum reinen Vergnügen da sei, darauf verzichten könne sie nie.
Den Gedanken, mit dem Stricken auch heute noch etwas Positives zu bewirken, daran halten die Strickfreundinnen fest. So stricken sie im Laufe des Jahres auch zahlreiche Kleidungsstücke, die zur Weihnachtszeit an die Tafel übergeben werden.
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„Es freut mich auch sehr, dass ich den jüngeren Frauen etwas mitgeben kann“, sagt sie. Dass sie als Älteste der „Strickliesel-Frauen“ auch bei gemeinsamen Unternehmungen und Feiern dabei ist, bewundern vor allem ihre Strick-Freundinnen sehr. „Sie ist so ein positiver Mensch und wirklich jung geblieben“, heißt es. Und vor allem beim Stricken selbst mache der 95-Jährigen niemand Konkurrenz.