Bottrop. Ein Vortrag im Lions-Club gab 1999 den Gründungsimpuls für den Hospiz-Förderverein. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Hospizgründung.

Es gäbe sicherlich viele Namen, die genannt werden müssten, wenn es darum geht, die Vorgeschichte bis zur Einweihung des Hospizes vor zehn Jahren zu erzählen. Den Impuls zur Gründung eines Fördervereins setzte aber eindeutig eine Frau: Erika Niggemeier. „Sie hat auf einem Lions-Clubabend unter meiner Präsidentschaft einen Vortrag über die Hospizarbeit gehalten, so empfindsam und eindrucksvoll, dass dies für mich eine der wichtigsten Erfahrungen meiner Lions-Zeit war“, erinnert sich Dr. Jürgen von der Gathen noch ein gutes Vierteljahrhundert später.

Mit seiner Frau Antje, weiteren Lions-Freundinnen und -Freunden gehört der Zahnarzt gewissermaßen zu den Ur-Mitgliedern des Fördervereins, der die Arbeit der ambulanten Hospizgruppe unterstützt und von Anfang an aber auch die Gründung einer stationären Einrichtung im Blick hatte. Natürlich ist das kein Lions-Club-Anhängsel. „Es haben sich von Anfang unzählige Menschen aus Bottrop für die Palliativarbeit stark gemacht, Spenden gesammelt oder gegeben, Aktionen ins Leben gerufen und geholfen, Widerstände zu überwinden“, so Antje von der Gathen.

In der Planungsphase hat es durchaus Widerstände gegen das stationäre Hospiz gegeben

Die Widerstände gegen das stationäre Hospiz waren in der Planungsphase nicht unerheblich. Als die Pläne konkreter wurden, schrieb sogar der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VDAK) an den damaligen Leiter des Gesundheitsamtes und Fördervereinsmitglied Dr. Klaus Dieter Erkrath, dass man doch von der Einrichtung eines Hospizes in Bottrop Abstand nehmen solle, da es besonders im Ruhrgebiet ein Überangebot gäbe. Zeitweilig „schoss“ man auch vom kurz zuvor gegründeten Hospiz Oberhausen gegen das neue Bottroper Haus.

Um die Abneigung seitens des VDAK weiß Prof. Markus Hollenbeck, langjähriger ärztlicher Direktor des Knappschaftskrankenhauses. Der Verband sei ja die Antragsstelle für einen Aufenthalt im Hospiz, so der Nephrologe, der seit 2008 selbst Mitglied im Förderverein ist. Aber die Entwicklung, auch der Auslastung, bis heute zeige ja, dass diese Häuser gebraucht werden, die Einschätzung von damals also daneben lag, sagt Markus Hollenbeck. Ein Lebensende in Würde, möglichst schmerzfrei, gut betreut: Dafür steht ein Hospiz. „Die Professionalität und Ruhe der Betreuung eines Hospizes kann im Krankenhaus oder Pflegeheim kaum geleistet werden“, so der Arzt, der selbst in seiner Düsseldorfer Zeit das dortige Kinderhospiz maßgeblich mitinitiiert hat.

In seine aktive Zeit (Hollenbeck ist seit einigen Monaten im Ruhestand) fällt die Planungs- und Bauphase des Hospizes. Der Standort steht früh fest. Es wird die alte Chefarztvilla von 1956 neben dem Knappschaftskrankenhaus (KKH). Die steht seit dem Weggang von Hollenbecks Vorgänger in der Nephrologie, Dr. Ernst-Rüdiger Debusmann, leer. Ein anderer Standort, das Quantumhaus schräg gegenüber, ist schnell aus dem Rennen, vor allem wegen dessen Größe.

Von außen und im Eingangsbereich des Hospizes ist die Anmutung der früheren KKH-Chefarztvilla von 1956 erhalten geblieben. Der moderne Anbau ist erst von der Seite zu sehen.
Von außen und im Eingangsbereich des Hospizes ist die Anmutung der früheren KKH-Chefarztvilla von 1956 erhalten geblieben. Der moderne Anbau ist erst von der Seite zu sehen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die direkte Nachbarschaft zum KKH, mit dem das Hospiz (wie übrigens auch mit dem Marienhospital) auch seitens der Verwaltung von Anfang an gut zusammenarbeitet, hat noch einige Vorteile. „Von der nahen Notfallambulanz bis hin zum Wäschedienst oder dem Fernwärmeanschluss“, betont Christoph Voegelin, ehemaliger KKHler und seit 2014 Pflegedienstleiter des Hospizes. „Wir haben bis heute so gut wie keine Mitarbeiterfluktuation“, bestätigt auch Geschäftsführer Jürgen Münnich. Er folgte 2014 auf den wenige Monate nach Eröffnung des Hospizes verstorbenen Paul Mensing-Göke.

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Bis 2014 die ersten Gäste einziehen konnten, war es ein schwieriger Weg. Man sei nur auf Spenden angewiesen, bis heute, betont Antje von Gathen. Die kämen aus allen Bereichen in Bottrop. „Den einen Großspender, die eine Firma, die alles ermöglicht, hat es nie gegeben, es sind immer viele Einzelspenden gewesen.“ Man erinnert sich an die großen Aktionen wie den Stadtlauf, initiiert und maßgeblich unterstützt vom ehemaligen Apotheker Peter Stadtmann - dessen Einsatz hier nicht verschwiegen werden soll - aber auch die Zahngoldsammlungen der Zahnärzteschaft, unzählige Konzerte, Benefizveranstaltungen, bis hin zu Sachspenden und Dienstleistungen örtlicher Handwerksunternehmen.

Als es darum ging, das alte Wohnhaus zum Hospiz umzubauen, war schnell klar: Acht Plätze sind für Bottrop ausreichend und man wollte den ersten Eindruck eines Privathauses, ohne die Substanz zu verändern, erhalten, erinnern sich Antje von der Gathen und Christoph Voegelin. Die zündende Idee habe schließlich Immobilienentwickler Oliver Helmke gehabt, der auch den Architekten stellte und fand: Die Villa bleibt, dazu gibt es einen modernen Anbau. So ist es bis heute geblieben. Als die Bauentscheidung 2012 fiel, hatte der Förderverein 350.000 Euro gesammelt.

Nach dem Spatenstich und noch einmal seit der Eröffnung vor zehn Jahren sei die Spendenbereitschaft deutlich gestiegen. „Die Leute konnten sehen, dass es voran geht“, erinnern sich Antje und Jürgen von der Gathen. Inzwischen sei das Hospiz gefühlt mitten in der Stadtgesellschaft angekommen. Aber ohne die 150.000 Euro Spenden pro Jahr wäre dessen Arbeit auch heute nicht möglich.

Info und Kontakt: hospizbottrop.de.