Bottrop. Überraschung in Zeiten von Inflation und Preisanstieg: Erzeuger- und Gastropreise für Gänse steigen nicht. Aber wo gibt es die noch in Bottrop?

Das hört man eher selten, sowohl in der Gastronomie als auch bei Händlern oder Erzeugern: Der Preis für die klassische Martins- oder Weihnachtsgans bleibt konstant in diesem Jahr oder ist, wie beim Fleisch- und Geflügelspezialisten Kevin Küsters sogar um etwa zehn Prozent gesunken. Küsters hat vor zwei Jahren einen Standplatz auf dem Bottroper Wochenmarkt übernommen und verkauft seither dort mittwochs und samstags Fleisch und Geflügel der gehobeneren Qualität, also mindestens aus artgerechter Tierhaltung, überwiegend aber aus Freilandhaltung oder in Bioqualität. Seit einiger Zeit ist er auch auf dem Kirchhellener Markt präsent.

Bottroper Markthändler kann Preise für Gänse um etwa zehn Prozent senken

„Unsere Gänse kommen alle von einem Hof im Münsterland, die dort frei leben.“, sagt Küsters. Eigentlich Luxus – und doch sind die Verkaufspreise im Vergleich zum letzten Jahr etwas niedriger. Wie passt das in die aktuelle Situation von steigenden Lebensmittelpreisen, immer noch hoher allgemeiner Inflation? „Die Kosten für Energie und Futtermittel sind in der Tat etwas gesunken, so dass wir das auch an die Kundschaft weitergeben können“, so Küsters. Er betreibt neben Bottrop auch Marktstände in Ratingen, Dülmen und Dortmund sowie einen festen Laden am bekannten Düsseldorfer Carlsplatz – dort, „wo die Kundschaft im Grunde immer kauft, auch wenn’s teuer ist.“

Aber auch die drei Bottroper Standorte bezeichnet er als gutes Pflaster, als attraktive Wochenmärkte. Aber: Man müsse auch dafür sorgen, dass es so bleibt, sagt Küsters. Der Druck steige, immer mehr Händler gäben auf. Der Verkauf, auch was die Gänse betrifft, sei in Bottrop bisher gut angelaufen, so der Händler, der neben Qualität auf individuelle Beratung setzt.

Wo morgens Brot oder Kuchen gebacken werden, garen ab Mittags die Gänse: Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger begießt das Saisongeflügel gerade in der zur Küche umfunktionierten Backstube.
Wo morgens Brot oder Kuchen gebacken werden, garen ab Mittags die Gänse: Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger begießt das Saisongeflügel gerade in der zur Küche umfunktionierten Backstube. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Was kostet denn nun die gute Gans? Für ein ordentliches Tier von vier Kilo plus komme man schon auf einen dreistelligen Eurobetrag. Aber natürlich reicht eine Gans auch für mindestens vier Personen. Tipp: Wer es doch etwas günstiger mag, kann eine schöne Ente zubereiten. Die sei ebenso schmackhaft, liege aber im Schnitt etwa 30 Prozent unter dem Gänsepreis, so Kevin Küsters.

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Ähnlich das Preissegment beim Kirchhellener Bauern Thomas Overgünne. Auch dort schlägt die Weihnachtsgans in diesem Jahr mit 19 Euro pro Kilo zu Buche. Eine große Gans mit über 5 Kilogramm kann dann auch einen dreistelligen Betrag kosten, gewöhnlich bleibt man aber etwas darunter. „Wir haben die Preise im Vergleich zum Vorjahr gehalten“, so der Landwirt, der immerhin bis Weihnachten zwischen 500 und 600 Gänse zum Verkauf anbietet, die das Jahr über dort herumlaufen.

Die Martinsgans um den 11. November herum spiele bei ihm eher eine geringere Rolle. „Das ist eher ein Thema in der Gastronomie, wir verkaufen aber fast ausschließlich an private Kunden in der Region. Die essen ihre Gans eher im Dezember, klassisch zu Weihnachten.“ Auch da kann Thomas Overgünne die Liebhaber beruhigen: „Bis Mitte Dezember sind erfahrungsgemäß immer noch ganze Tiere, aber auch Keule oder Brust zu bekommen.“

Gastronomie entspannt beim Gänsepreis - Das Drama: die Erhöhung der Mehrwertsteuer

Auch auf der Gastronomieseite klingen in puncto guter Gans die Nachrichten zunächst entspannt – sieht man einmal von der nun wohl von der Politik beschlossenen Anhebung der Mehrwertsteuer für Speisen im Restaurant von jetzt sieben auf wieder 19 Prozent ab. „Wir halten im Vergleich zum Vorjahr die Preise fürs Gänsemenü stabil“, sagt Stefan Bertelwick vom Gasthof Berger in Feldhausen. Die liegen dann zwischen 38 und 46 Euro pro Gast. Letzteres muss der für das Nachlege-Menü zahlen. Und dann gibt es natürlich die „Gans to go“ zum Abholen und Servieren am heimischen Tisch.

Allerdings meldet man bei Berger auch „ausgebucht“ bis Weihnachten. Da spürt man dann auch den Verlust des Forsthaus Specht, einer ebenso guten wie klassischen Bottroper Gänseadresse über Jahrzehnte. Aber einige wenige Orte für das beliebte Saisongeflügel gibt es weiterhin.

Wo es sonst in Bottrop noch Gans gibt...

Weitere Gänseadressen in Alt-Bottrop sind weiterhin das Restaurant Große-Wilde an der Gladbecker Straße 207. Dort steht Gänsebrust mit klassischen Beilagen für 33 Euro auf der Karte. Info: 02041-94022 oder hotel-grosse-wilde.de. Der Overbeckshof im Stadtgarten bietet Gänsekeule und Co für 28,90 an.

In Kirchhellen lädt der Schmücker Hof an den Novembersonntagen ab 12.30 Uhr zum Gänse-Mittagsbüffet ein. Info u. Reservierung: 02045-40188-100 oder schmuecker-hof.de.