Bottrop. Die Weihnachtsgans ist teuer wie nie. Der Kilopreis hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Aber: Viele Bottroper kaufen trotzdem Gans.
Es kommt viel zusammen für die Liebhaber der Weihnachtsgans in diesem Jahr. Die Züchter waren verunsichert nach dem Vogelgrippe-Ausbruch in Niedersachsen, wo 2021 6000 Tiere gekeult worden waren. Dazu kommt der Krieg in der Ukraine mit explodierten Kosten für Energie und Futtermittel. Das macht die Gans knapp und teuer. Aus Berlin melden Medien eine Verdreifachung der Preis, Erzeuger in NRW sagen, die Preise hätten sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Eine Stichprobe in Bottrop: Wo und zu welchem Preis ist Gans noch zu haben?
Weihnachtsgänse: Die Direktvermarkter in Bottrop-Kirchhellen
420 Martins- und Weihnachtsgänse werden die „Dreibauernjungs“, also die Gebrüder Overgünne, in diesem Jahr verkauft haben, sagt Thomas Overgünne vom Geflügelhof an der Hackfurthstraße. Den ersten Vogelgrippe-Ausbruch in Bottrop hat die Herde unbeschadet überstanden. Aber ein unerwarteter Feind hat dieses Jahr reichlich Schaden angerichtet. „Krähen haben 50 bis 60 unserer Jungvögel kaputtgepickt. Ein befreundeter Züchter aus Gelsenkirchen hatte dasselbe Problem. Ich weiß nicht, was mit den Viechern in diesem Jahr los war.“
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Die Preisexplosion hat unter anderem dazu geführt, dass die Züchter aus Kirchhellen und Gladbeck trotz angehobener Preis bei der Direktvermarktung im Preisvergleich günstig liegen. 19 Euro das Kilo für die ganze Kirchhellener Weidegans, gefüttert nur mit Getreide, altem Brot, Äpfeln und Möhren. Wer sich die noch für Weihnachten reservieren will, muss jetzt schnell sein, sagt Overgünne: „Ich schätze, ganze Gänse gibt es bei uns nur noch bis Ende der Woche.“ Reichlich auf Lager seien noch Brust (32 Euro) und Keule (37 Euro das Kilo). Wenn Gans aus ist, haben Overgünnes noch anderes Geflügel im Angebot: Pute, Ente, Hähnchen.
Der Vorkocher: Gans to go
Der Partyservice von Rainer Grönner an der Johannesstraße 58 in der Boy bietet wie im Vorjahr Gans to go an. Allerdings ebenfalls zu erhöhten Preisen. Die Portion Gänsekeule oder Brust mit Rotkohl und Kartoffelklößen hat er für 28 Euro im Abgebot, die etwa fünf Kilo schwere ganze Gans mit Rotkohl und zehn Kartoffelklößen für 149,50 Euro. Außerdem gibt es noch weitere Weihnachtsmenüs.
Die Markthändler in Bottrop: Frische Gans zum Zubereiten
Der Verkaufswagen des Gelsenkirchener Großhändlers Anton Heitz steht auf dem Wochenmarkt vor der Cyriakuskirche. Für Bestellungen ganzer Gänse hat Heitz „wegen der knappen Bestände“ um Vorbestellungen bis Ende November gebeten: „Spätere Bestellungen können nur noch unter Vorbehalt angenommen werden.“ Wenn er noch ganze Gänse hat, kostet das Kilo 30 Euro, das Kilo Gänsebrust ist noch zu haben für 28,99 Euro.
Um die Ecke steht der Geflügelspezialist Küsters. Er hat eigentlich den vergangenen Samstag als Frist gesetzt für die letzte Bestellung ganzer Gänse. Aber fragen kostet ja nichts. Wenn noch vorhanden, kostet das Kilo Freilandgans aus dem Kreis Borken 34,90 Euro pro Kilo. Auf jeden Fall noch vorhanden: Gänsebrust für 39,90 Euro das Kilo.
Der Gastronom: Gäste zahlen auch für teurere Gans
Angesichts der explodierten Preise hätten viele Gastronomen Gans von der Speisekarte genommen, berichtet der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Sie seien unsicher, ob die Gäste die hohen Preise bezahlen würden. Unsicher war auch Stefan Bertelwick, Küchenchef im Gasthof Berger, weithin bekannt für seine Gans aus Papa Theos Backofen. Bertelwick hat das Naheliegende getan: Er hat frühzeitig seine Stammgäste über die Preisentwicklung informiert und sie gefragt: Würdet ihr 40 Euro zahlen für eine Portion Gans? „80 Prozent haben gesagt: ja, wenigstens einmal.“
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Im Vertrauen auf seine Gäste ist Bertelwick ins Risiko gegangen und hat die teuren Gänse geordert. Das Ergebnis: Seit dem 6. November ist der Gasthof täglich ausgebucht – bis zum 22. Dezember, dann sind Betriebsferien. Und ganz viele Gäste bestellen die Gänsebrust (mit Apfelrotkohl und Klößen) für 39 oder die Keule für 38 Euro. Zu seinem und der Gäste Glück konnte der Küchenchef noch Gans nachordern: „Mit meinem ursprünglichen Kontingent wäre ich letzte Woche leer gelaufen. Jetzt habe ich noch ein wenig Puffer.“