Bottrop. Eine Zukunftsvision für die Bottroper Innenstadt will die SPD entwerfen. Dazu wollen ihre Sprecher von den Bürgern wissen, was ihnen wichtig ist.

Wie wollen wir in Zukunft in Bottrop in der Innenstadt leben? Dies Frage treibt auch die SPD um. Die stärkste Fraktion im Bottroper Stadtrat ist dabei, für die City eine Zukunftsvision zu erarbeiten und startet gerade eine Medienkampagne. „Wir müssen reden“, lautet die Schlagzeile. Denn die Ratsvertreter und Ratsvertreterinnen der SPD möchten wissen, wie die Bürgerinnen und Bürgern über ihre City denken. Dabei sprechen sie zwei große Gruppen an: jene Menschen, die in der Innenstadt leben, und jene Menschen, die zum Beispiel zum Arbeiten oder Einkaufen in die Innenstadt kommen.

„Wir wollen wissen, was für die Menschen in unserer Stadt die höchste Priorität hat: Was ist euch wichtig, was muss in Zukunft besser berücksichtigt werden?“, sagt SPD-Ratsherr Oliver Altenhoff. „Wo müssen wir bessere Angebote schaffen: Spielgeräte, mehr Bänke, mehr Verschattung und mehr Wasser in der Stadt?“, fragt der neue SPD-Sprecher im Ratsausschuss für Stadtplanung.

Leerstände zentraler Gebäude sind besorgniserregend

Wie andere Städte des Ruhrgebietes auch stehe Bottrop insgesamt vor bedeutenden Herausforderungen, gerade in der Innenstadt sieht die SPD aber nicht erst jetzt dringenden Handlungsbedarf. „Vor allem die Leerstände zentraler Gebäude und entlang der Hansastraße sind besorgniserregend“, meinte Fraktionschef Matthias Buschfeld mit Blick auf den Karstadt-Bau und das ehemalige Hansacenter. Dennoch geht er den Umbau der City außerordentlich optimistisch an: „Wir streben eine Stadt mit einem prägnanten Kern an, der als leuchtendes Beispiel für andere Städte dienen kann“.

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Als Vorbild führt der Ratsherr das Innovation City-Klimaschutzprojekt an, für das Bottrop zehn Jahre lang die Modellstadt war. „Mit Innovation City haben wir bereits einmal Erfolg gehabt – ein Erfolg, den wir wiederholen können“, meint Matthias Buschfeld. Das Ziel müsse sein, die Vorstellungen für die Bottroper Innenstadt zu einer gemeinsamen Vision zu bündeln. „Hierbei fokussieren wir uns auf eine möglichst optimale Mischung aus Wohnen, Leben, Arbeiten, Kultur, Klima und Nachhaltigkeit - alles an einem Ort“, sagte er.

Das Bottroper Zentrum muss einfach zu erreichen sein

Dazu müsse die Innenstadt als Zentrum allerdings auch sehr einfach zu erreichen sein: vor allem auch durch gut ausgebaute Angebote im öffentlichen Personennahverkehr und Fahrradstrecken, die in die City führen. Außerdem soll ein modernes Parkraumkonzept dabei mithelfen, dass der dauernde Kfz-Suchverkehr nach Parkplätzen in den Innenstadt-Nebenstraßen unterbleibt. Durch neue Wohnungen und Büroräume könne die Innenstadt außerdem mit neuem Leben gefüllt werden, hofft die SPD. Mehr Stellplätze für Fahrräder, E-Bikes und Lastenfahrräder sollte es außerdem geben.

Gefragt seien Wohnungen in allen Preisklassen und für viele Bedarfe: zum Beispiel für seniorengerechtes Wohnungen, aber auch für Studierende und Auszubildende. Das könne einerseits durch die Sanierung vorhandener Häuser erreicht werden; allerdings auch, in dem leerstehende oder heute noch genutzte Einzelhandelsgebäude dazu umgebaut werden. Dabei hofft die SPD darauf, dass durch den Zuwachs an Bewohnerinnen und Bewohnern in der City auch wieder mehr Geschäfte zum Einkaufen gebraucht werden.

Vor dem Bürgerhaus im Volkspark Batenbrock: SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Buschfeld kann sich eine ähnliche Begegnungsstätte auch in der Bottroper Innenstadt gut vorstellen.
Vor dem Bürgerhaus im Volkspark Batenbrock: SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Buschfeld kann sich eine ähnliche Begegnungsstätte auch in der Bottroper Innenstadt gut vorstellen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eigene Akzente auf Basis des Stadtentwicklungskonzeptes

Als Basis ihrer Überlegungen dient der SPD der Maßnahmenkatalog im Stadtentwicklungskonzept, das die Verwaltung zu Beginn des Jahres vorgelegt hat. Das Konzept bildet das Fundament, auf dem die stärkste Ratspartei ihre eigenen Akzente setzen und den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen möchte. Dabei nimmt die SPD-Spitze auch ganz konkrete Vorhaben in den Blick: bis hin zu einer Bibliothek der Dinge etwa, in der nicht nur Bücher und Medien, sondern auch Kameras, Handwerkszeug, Sportequipment oder auch Gartengeräte ausgeliehen werden können.

In die Innenstadt gehöre aber auch eine Begegnungsstätte, in der sich Kinder, Jugendliche und ältere Menschen treffen können. „Gerade diese Bevölkerungsgruppen nehmen einen besonderen Stellenwert in der Innenstadt ein“, meint Matthias Buschfeld. Jeweils ein Fünftel der Bevölkerung der Altstadt sei unter 18 Jahre und über 67 Jahre alt. Gerade in der Altstadt lebten viele eingewanderte Familien. Leider lebe der Großteil eben dieser Bevölkerung aber auch in Armut. Vorbild für die Begegnungsstätte in der City ist das neue Bürgerhaus im Volkspark Batenbrock.

Bürger wünschen sich mehr Schatten in der Bottroper City

Klar sei, dass sich Bürgerinnen und Bürger in der Innenstadt mehr schattige Plätze und mehr Grün wünschen. Bäume zu pflanzen, sei wegen des oft ungeeigneten Untergrundes, in dem Kabel und Rohre liegen nicht möglich oder auch, weil so wichtige Rettungswege für die Feuerwehr zugestellt würden. „Deswegen müssen Alternativen gefunden werden“, betont der SPD-Fraktionschef. Dazu gehören für die SPD neben der Begrünung von Fassaden und Dächern zum Beispiel auch Sonnensegel, die zwischen die Häuser gespannt und begrünt werden können.

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Auch Wasser sei für die Klima-Anpassung sehr wichtig. Es gebe zwar bereits eine gar nicht so kleine Anzahl von Brunnen in der Innenstadt, doch die meisten funktionierten seit einiger Zeit nicht, wie auch die SPD-Bezirksvertreterin, Sandra Behrendt, schon bedauert hatte. Die SPD schlägt vor, auch Wasserspielplätze in der City aufzubauen und Sprühnebelanlagen einzurichten, die zur Kühlung zum Beispiel auf dem Berliner Platz oder dem Kirchplatz der Cyriakuskirche einen feinen Wasserregen versprühen.

SPD-Kampagne über soziale Medien ist gerade angelaufen

Weitere Innenstadt-Ideen

Die Grünen schlagen mit Blick auf die nächste Kommunalwahl 2025 die Bildung eines Innenstadt-Ausschusses vor, der die Erneuerung der Bottroper City begleitet. Dabei sollen Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter sowie Beschäftigte der Verwaltung auch mit den Interessengemeinschaften in der Innenstadt zusammenarbeiten.

Die Bürgerinitiative „Neustart Bottrop“, die sich aus den Interessengemeinschaft im Marktviertel und im Rathausviertel heraus gebildet hatte, macht in einem Offenen Brief an den Stadtrat klar, dass für sie ein professionelle Innenstadtmanagement zu den Aufgaben der Bottroper Wirtschaftsförderung gehöre.

Das neue Innenstadtmanagement müsse für alle, die in Bottrop investieren wollen, Pfade durch die Verwaltung organisieren und Konzepte zur Belebung der Innenstadt beschaffen. Vor allem der Bottroper Wochenmarkt sowie die wichtigsten Bottroper Feiern wie die Kneipennacht, der Pferdemarkt, das Stadtfest oder der Michaelismarkt sollten auch über die Stadtgrenzen hinaus beworben werden.

Die Kampagne, mit der die SPD die Bürgerinnen und Bürger zum Mitreden aufruft, ist gerade angelaufen. Auf dem Instragram-Kanal der Bottroper SPD laden Fraktionsvorsitzender Matthias Buschfeld und Vize-Vorsitzender Oliver Altenhoff für Donnerstag, 30. November um 18 Uhr zu einer Bürgerversammlung im Stückgut-Raum der Cyriakus-Gemeinde am Kirchplatz 3 ein, um über die zukünftige Innenstadt miteinander ins Gespräch zu kommen.

„Wir wollen allen die Möglichkeit bieten, uns ihre wichtigsten Forderungen mit auf den Weg zu geben“, sagt Matthias Buschfeld. Die Innenstadt-Debatte sei der Auftakt der„Wir müssen reden“-Kampagne, über die die SPD mehrmals im Jahr die Bürgerinnen und Bürger auch bei weiteren wichtigen Zukunftsthemen ansprechen wolle. Dabei ruft die SPD dann jeweils im Vorfeld einer solchen Bürgerversammlung dazu auf, sich über Social-Media-Kanäle oder über die SPD-Homepage in die Debatte einzubringen.