Bottrop. Am letzten Augustsonntag feiert das soziale Netzwerk „amBOTioniert“ zehnjähriges Bestehen. Der Verein möchte auch einen neuen Schwerpunkt setzen.
Bock auf Bottrop, so könnte kurz und etwas salopp das Motto des Vereins „amBOTioniert“ lauten. Was vor zehn Jahren aus einer Facebook-Gruppe heraus entstand, hat sich seither zu einem regelrechten Netzwerk in der Stadt entwickelt. Aus zunächst wenigen Akteuren, die man damals an zwei Händen bequem abzählen konnte, sind nun 120 bis 140 Aktive geworden, die nicht nur schauen, wo in Bottrop der Schuh drückt, sondern auch, was sich dagegen tun lässt.
So charakterisiert Mitbegründerin und Vorsitzende Melanie Kleewald den längst als gemeinnützig eingetragenen Verein, in dem sich „ambitioniert“ und „Bottrop“ nicht nur dem Namen nach fantasievoll wie effizient verbinden. Mit Gabriele Stein und André Dreiskämper gehört sie zum Vorstand, den Nicole Eilfeld und Thomas Holecz unterstützen. Eigentlich hört Melanie Kleewald „Vorstand“ nicht so gerne. Klingt irgendwie nach „von oben“ oder Hierarchie.
Auch interessant
„AmBOTioniert existiert durch alle, die sich einbringen, die mitmachen, hier in Bottrop helfen und etwas bewegen möchte“, so die 52-Jährige. Sie steht wie die meisten anderen der über 100 Engagierten mitten im Berufsleben. Schon ungewöhnlich für einen Verein aus lauter Ehrenamtlichen, sind es in vielen anderen Vereinen doch oft die, die nicht mehr mitten im Berufs- und Familienleben an vorderster Front Verantwortung übernehmen müssen, die aktiv sind.
Viele Selbstständige und Unternehmer setzen sich ehrenamtlich für Bottroper ein
Ungewöhnlich ist auch, dass weit über die Hälfte der Aktiven Selbstständige und Unternehmer sind. Das heißt aber nicht, das andere Alters- oder Berufsgruppen im Verein nicht vertreten sind. „Allein unsere Kreativgruppe, die Handgemachtes aller Art für unsere Stände auf dem Weihnachtsmarkt oder demnächst im September wieder auf der Charity-Meile in der Innenstadt anbietet geht altersmäßig quer durch die Jahrgänge“, so Kleewald.
Neben Kindern, zum Beispiel im Kinderdorf Bottrop, und allgemein sozial Bedürftigen, die bei Kolüsch ihre Mahlzeiten bekommen, Kulturprojekten oder den beliebten Geschenkaktionen will sich „amBOTioniert“ im Jubiläumsjahr vor allem des Themas Altersarmut annehmen. „Angesichts immer mehr Menschen, nicht nur älterer Frauen, die trotz lebenslanger Arbeit von ihrer Rente kaum noch leben können, ein total wichtiges Thema, das auch immer mehr sozialen Sprengstoff birgt“, weiß Melanie Kleewald.
Lesen Sie auch diese Berichte aus Bottrop:
- Easy Fitness im Karstadt-Gebäude:„Liebe diesen Standort“
- Seniorin (88) nach Sturz im Bus:„Keiner kümmert sich“
- Lennox (12): Auf Du und Du mit dem Bundeskanzler
- „Schönes Wohnen“:Gerüchte um Schließung
Mittlerweile habe ja selbst die Mittelschicht, wenn sie nicht verbeamtet oder privat gut abgesichert ist, beim Blick auf den Rentenbescheid größte Sorgen. Von in etwa gleichen Lebensbedingungen im Alter könne ja schon jetzt keine Rede mehr sein, geschweige denn bei weiteren Kürzungen, so die einsatzfreudige Bottroperin, die selbst angestellt arbeitet.
Darüber, wie dieser neue Schwerpunkt Altersarmut konkret ausgestaltet werden soll, machen sich die Vereinsmitglieder gerade Gedanken. „Noch im September, bald nach der Jubiläumsfeier im Cottage, wollen wir aber Projekte benennen“, sagt Melanie Kleewald. Dies heiße aber nicht, dass bisherige Partner und Einrichtungen von „amBOTioniert“ durchs Raster fallen, das wäre nicht im Sinn des Vereins.
Das Besondere ist neben dem Bottrop-Schwerpunkt auch, dass es bei Hilfe nicht allein um Finanzspritzen handelt. Vielmehr bringen Firmen oder Betriebe oft genug ihr Fachwissen, Menschen ihre persönlichen Stärken und Fähigkeiten für den guten Zweck ein.
Verein als Vermittler und Ideengeber für Firmen, die sich sozial engagieren möchten
„Andersherum verstehen wir uns auch als Vermittler und Ideengeber für Firmen, die beispielsweise statt Kundengeschenke zur verteilen, lieber Gutes tun möchten“, so Melanie Kleewald. „Wir geben Tipps, wo gerade etwas gebraucht wird, bringen beide Seiten zusammen, so wie wir es zum Beispiel bei den Tierengeln, 7-Freunde e.V. oder auch Markus Elstner gemacht haben, der gegen die Verjährung von Missbrauch kämpft.“ Dabei wolle man nicht das Rad, also Projekte, unbedingt neu erfinden, sondern schauen, wo man sinnvoll eingreifen könne.
+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden! +++
An eine Erweiterung über Bottrop hinaus denkt „amBOTioniert“ auch nach zehn Jahren nicht. „Wir sind alle Bottroperinnen und Bottroper, lieben und vor allem kennen unsere Stadt und können so Dinge inzwischen auch einigermaßen einschätzen“, begründet die Vorsitzende die geografische Grenzziehung. „Das kann man nicht ohne Weiteres übertragen.“ Und in Bottrop gebe es genug zu tun, sicher auch in den nächsten zehn Jahren.
Dort ist „amBOTioniert“ demnächst zu treffen
Das Minigolf-Charity-Turnier am 27. August (15 Uhr) ist Teil der Jubiläumsparty mit vielen befreundeten Gruppen von „amBOTioniert“ im Cottage, langjähriger Unterstützer des Vereins. Alle Interessierten sind an die Herzogstraße 58 eingeladen.
Auf der Charity-Meile am 17. September im Rathausviertel und an der Alten Börse ist „amBOTioniert“ ebenfalls mit einem Stand vertreten.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt zeigt der Verein wieder Präsenz. Wer sich interessiert oder mitmachen möchte, findet Infos auf ambotioniert.de oder kann mailen an: bottrop@ambotionert.de.