Bottrop. Easy Fitness leidet unter der Diskussion ums Karstadt-Gebäude. Das Fitnessstudio will am Standort bleiben – trotz Streits mit Inhaber Devello.

Neben dem Eingangsbereich standen bis vor kurzem noch die Bauzäune der Netto-Baustelle, auf der sich nichts tut, das Unkraut wuchert, die Decken vor dem Gebäude wölben sich nach unten, dort haben sich Tauben eingenistet. Einladend ist er nicht, der Zutritt zum Easy Fitness-Studio. Trotzdem sagt Geschäftsführer Willi Leithoff: „Ich liebe diesen Standort.“ Doch er leidet unter den Diskussionen um das Karstadt-Gebäude.

Nicht nur, dass es seit zwei Jahren Kontroversen und Verzögerungen um die geplante Netto-Filiale gibt, dass das Hotel, das schon vor vier Jahren an dem Standort entstehen sollte, sich immer noch im Rohbau befindet. Nun verunsichert seine Kunde die Idee, dass die Stadtverwaltung in Teilen in das Karstadt-Gebäude ziehen könnte. Leithoff sieht sich als „Kollateralschaden“ dieser Diskussion.

„Ich werde immer wieder gefragt: Wann schließt ihr, wie lange bleibt ihr noch hier?“, sagt der Franchise-Unternehmer. Dabei will er gar nicht schließen. Und muss es auch nicht.

Easy Fitness in Bottrop: Mitgliederzahlen stagnieren wegen Karstadt-Debatte

Seit März stagnieren seine Mitgliederzahlen. Willi Leithoff zeigt auf seinem Laptop die Kurve seit dem Start des Fitnesscenters im Februar 2021: Sie geht kontinuierlich nach oben bis zu diesem Frühjahr, sackt seitdem auch immer wieder ein Stück ab. „Wenn wir Promo machen, sagen die Leute: Euch gibt es ja nicht mehr lange.“

Da ist zum einen das schlechte Image des Karstadt-Gebäudes und des Inhabers, der Devello AG. Easy Fitness ist seit dem Auszug von Home 24 zusammen mit der von der Hochstraße zugänglichen Rossmann-Filiale der einzige Mieter. Drumherum stehen Tausende Quadratmeter leer.

Kein schöner Anblick: Bis vor Kurzem stand der Bauzaun der ruhenden Netto-Baustelle noch bis an die Eingangstür von Easy Fitness.
Kein schöner Anblick: Bis vor Kurzem stand der Bauzaun der ruhenden Netto-Baustelle noch bis an die Eingangstür von Easy Fitness. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Zum anderen glauben einige, dass für das Fitnessstudio kein Platz mehr wäre, würde die Stadtverwaltung in Teilen dorthin ziehen. Dazu stellt Baudezernent Klaus Müller aber klar: „Für die hypothetische Annahme, dass die Stadtverwaltung ins Karstadt-Gebäude ziehen würde, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Etage von Easy Fitness nutzen, deutlich geringer als die, dass wir in die darüberliegenden zwei Etagen ziehen.“

Mögliche Stadtverwaltung-Büros würden Fitnessstudio nicht verdrängen

Über dem Fitnessstudio liegen die Räume, in denen Best Western angekündigt hatte, ein Hotel zu eröffnen. Der Trockenbau ist gemacht, der Ausbau fehlt weitestgehend. Dort ist aber ein Lichthof eingebaut, der für Arbeitsplätze zwingend notwendig wäre.

Wegen des angestrebten Bürgerbegehrens gegen den Rathaus-Neubau war die Stadtverwaltung verpflichtet, alternative Optionen zu überprüfen. Nach den bisher vorliegenden Überlegungen wäre es möglich, rund 300 Arbeitsplätze im ehemaligen Karstadt-Gebäude anzusiedeln – oberhalb des Fitnessstudios. „Warum sollten wir einen Mieter, der Frequenz in die Innenstadt bringt, dort rausschmeißen“, sagt Klaus Müller. „Außerdem wäre das Fitnessstudio eine gute Möglichkeit für die Mitarbeiter, dort Sport zu machen.“

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Auch die Netto-Fläche wäre von einem Einzug der Stadtverwaltung nicht tangiert, betont Stadtsprecher Andreas Pläsken und widerspricht damit einer Berichterstattung in der Bottroper Online-Zeitung, in der eine Sprecherin mit den Worten zitiert wird: „Netto wird da nicht reinkommen.“ Zu der Neueröffnung einer Netto-Filiale, deren Ausbau seit Monaten stagniert, könnten sich nur Netto und Devello äußern, so Andreas Pläsken. Beide Parteien sagen offiziell, dass sie an den Planungen festhalten.

Karstadt-Gebäude in Bottrop: Unkraut, Tauben und ungeputzte Fenster

Für Willi Leithoff wären sowohl ein Supermarkt als auch ein Hotel Frequenz-Bringer, von denen er profitieren würde. Sein Fitnessstudio ist das einzige direkt in der Innenstadt; auf 2400 Quadratmetern Fläche können Sportler trainieren, es gibt einen eigenen Damen-Bereich, ein Solarium, Massageliege, Sauna.

Derzeit kämpft er mit mehreren Widrigkeiten, befindet sich im Rechtsstreit mit Devello, weil das Unternehmen Mietabsprachen nicht einhält. Zum Beispiel sollten mit dem Fitnessstudio Parkplätze gegenüber dem Bauknecht-Quartier bereitgestellt werden. Weil Devello nicht zahlte, fielen die Parkplätze weg. Willi Leithoff musste sie nun selbst von der Stadt anmieten.

Ebenso wenig kümmert sich Devello um das Unkraut vor der Tür, um die Reinigung der Fenster von außen. Auch der Aufzug ist nicht nutzbar, so dass die Fitnessstudio-Kunden die Treppen zwei Stockwerke nach oben nehmen müssen.

Devello Bottrop scheint das Geld auszugehen

Der Devello AG & Co. EKZ Bottrop KG, dem für das Karstadt-Investment gegründeten Ableger der Devello Immobilien AG aus Hamburg, geht augenscheinlich das Geld aus, wenngleich Geschäftsführer Christian Zöll im Gespräch abstreitet, dass der Netto-Ausbau aus finanziellen Gründen stagniert. Die Kreditwürdigkeit der Firma wird allerdings als miserabel eingestuft: Der Bonitätsindex der Creditreform liegt bei 600 und somit auf dem schlechtmöglichsten Wert. Damit bekommt das Unternehmen keine Bankkredite.

Für Willi Leithoff bringt die Situation Unsicherheiten mit sich: Was, wenn er einen Wasserschaden hat, was, wenn etwas mit dem Brandschutz nicht in Ordnung ist? Könnte Devello dafür aufkommen, wie sie verpflichtet ist?

Für ihn steht jedenfalls fest, dass er in Bottrop bleiben will, sogar seinen Firmensitz aus Dortmund hierher verlegen würde. „Ich bin zu allem bereit, was dem Eindruck entgegenwirkt, wir gingen hier raus.“