Bottrop. Mit Hund oder Katze aus der Ukraine bis Bottrop geflüchtet: Die Versorgung der Tiere ist nicht so einfach. Die Unterbringung erst recht nicht.

In einem Aufruf, verfasst auch auf Ukrainisch, bietet der Verein Tierengel Bottrop geflüchteten Menschen seine Hilfe an: „Liebe ukrainische Neubürger der Stadt Bottrop und Umgebung. Wir begrüßen Sie bei uns recht herzlich. Wenn Sie auf ihrem schweren Weg hierhin auch ihr Haustier mitgebracht haben, erhalten Sie von uns kostenlos das Futter für ihre Tiere.“ Erste Ausgabe: Samstag, 10 bis 12 Uhr an der Scharnhölzstraße 69.

Tierengel Bottrop: Flüchtlinge überqueren mit Hunde und Katzen in Taschen die Grenze

„Ich habe die Nachrichten verfolgt und gesehen, wie Mütter mit Kindern und Taschen, in denen Hunde und Katzen waren, die Grenze überquert haben“, berichtet Tierengel-Helfer Udo Strothmann. „Daraus entstand die Überlegung, wie wir mit unseren Möglichkeiten unterstützen können. Auch im Ruhrgebiet sind Ukrainer mit Haustieren angekommen.“ In den Taschen hätte er keine Leinen gesehen, „und Futter brauchen die Tiere eh“, so Strothmann.

Neben Futter will der Verein also auch Zubehör ausgeben. Absolut kostenfrei sei das Ganze in jedem Fall, so lange die Ukraine-Flüchtlinge nicht registriert seien; das steht noch in dem Aufruf der Tierengel.

Tierengel-Helfer Udo Strothmann bei einer samstäglichen Futterausgabe in Bottrop (Archivbild). Auch Flüchtlinge aus der Ukraine, die mit ihren Haustieren nach Bottrop kommen, will der Verein unterstützen.
Tierengel-Helfer Udo Strothmann bei einer samstäglichen Futterausgabe in Bottrop (Archivbild). Auch Flüchtlinge aus der Ukraine, die mit ihren Haustieren nach Bottrop kommen, will der Verein unterstützen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Der Verein, der auf Spenden angewiesen ist, ist aktuell in der erfreulichen Situation, ein volles Lager zu haben. Deshalb könne man die Unterstützung der Ukraine-Flüchtlinge zusätzlich stemmen. Denn auch so ist die Bottroper Tiertafel stark nachgefragt, berichtet Strothmann. 140 Hunde und 180 Katzen aus Bottrop, Gladbeck, Oberhausen sind demnach Stammkunden. Beziehungsweise deren Halter, die ihre Bedürftigkeit aufgrund von Hartz-IV oder knapper Rente nachweisen müssen.

Flucht mit Haustier: Tierheim Bottrop registriert noch keine Anfragen

Bei Tierheim-Chefin Hildegard Tüllmann sind bis dato weder Haustiere von Flüchtlingen noch entsprechende Anfragen gelandet. Sie würde bei Bedarf auch Transportboxen oder Schlafkörbchen zur Verfügung stellen. „Die Flüchtlinge haben schließlich nur ihren Hund dabei, und nicht unbedingt noch ein Körbchen mitnehmen können.“

Hildegard Tüllmann unterstreicht noch einmal: „Alle diese Tiere müssen über das Veterinäramt gemeldet werden.“ Dort soll der Gesundheitsstatus der Tiere im Hinblick auf Tollwut bestimmt und gegebenenfalls Maßnahmen eingeleitet werden. Dazu können eine Isolierung, eine Tollwut-Schutzimpfung oder Mikrochipping zählen. Entsprechende Hinweise hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf seiner Internetseite veröffentlicht. Dort heißt es auch: „Insgesamt wird aber davon ausgegangen, dass das Risiko einer Tollwuteinschleppung durch Hunde und Katzen im Zuge der zu erwartenden Flüchtlingswellen gering ist.“

In Bottroper Gemeinschaftsunterkünften sind keine Tiere erlaubt

Ein Problem für viele Flüchtlinge ist: „In den Gemeinschaftsunterkünften können wir keine Familien mit Haustieren unterbringen – und dies aus zwei Gründen: Erstens aus medizinisch-hygienischen Gründen würde sich dies verbieten. Zweitens müssen die Geflüchteten und auch ihr mitgebrachtes Haustier zur Ruhe kommen können“, erläutert der stellvertretende Stadtsprecher Ulrich Schulze. „In Unterkünften, in denen die Familien abgeschlossen für sich leben können, würden wir dies einstweilen akzeptieren. Wir suchen hier aber dringend nach einer befriedigenden Lösung.“

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Bislang hätten Geflüchtete aus der Ukraine in „einzelnen, wenigen Fällen“ Haustiere nach Bottrop mitgebracht; Hunde, Katzen, einzelne Kleintiere. Wobei die Stadt nicht wisse, wie es bei denjenigen aussehe, die „ungesteuert“ privat untergekommen sind. Schulze: „Die Ideallösung wäre, wenn wir sofort eine Wohnung zur Verfügung stellen könnten, in der der Vermieter auch mit der Haltung von Haustieren einverstanden wäre. Leider sieht die Realität anders aus.“ Bislang hätten Mensch und Tier „in den wenigen Einzelfällen“ noch untergebracht werden können.

Bottroper Stadtsprecher: „Haustier ist ein wichtiges Bindungselement und Trost“

Schulze: „Unser Sozialamt steht in enger Kooperation mit dem Veterinäramt, um für die Zeit bis zur Vermittlung einer Wohnung eine für alle erträgliche Lösung zu finden. Wir sehen sehr wohl, dass gerade ein Haustier eine wichtige sozial-stabilisierende Funktion hat. Gerade für Menschen, die auf der Flucht sind, ist das Haustier, dass man vielleicht noch gerade retten konnte, ein wichtiges Bindungselement und Trost.“

Die Stadt verweisen auf die Vermittlungsplattform von Tasso e.V. für Unterkünfte für Mensch und Tier. Unter help.tasso.net sind derzeit sechs Anbieter in Bottrop gelistet, die teils aber ausschließlich Tiere (vorübergehend) in ihren Haushalt mit aufnehmen würden. Was dann allerdings auch eine Trennung vom tierischen Familienmitglied bedeuten würde.

Anlaufstellen

Tierengel e.V.: Scharnhölzstraße 69, 02041 78 38 70, Futterausgabe samstags von 10 bis 12 Uhr (Corona-Regeln beachten!).Tierheim Bottrop: für Besucher corona-bedingt noch geschlossen; Info/Anfragen unter 02041 9 38 48.Veterinäramt: Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt sitzt in der Bezirksverwaltungsstelle Kirchhellen. E-Mail: fb30-3@bottrop.de