Bottrop. Wenn immer mehr Großbaustellen in Bottrop auftauchen, muss die Stadt Prioritäten setzen. Das hat sie jetzt getan: 25 Punkte stehen auf der Liste.

Die Stadt Bottrop wird in den nächsten drei Jahren so viel Geld verbauen wie wohl noch nie. Der Fachbereich Immobilienwirtschaft muss nicht nur drei Großprojekte stemmen wie den Neubau der beiden Feuer- und Rettungswachen in Bottrop und Kirchhellen sowie den Rathausausbau, in welcher Form auch immer er kommt.

Zudem müssen die Schulen fit gemacht werden für die Rückkehr zum Abi in neun Schuljahren an weiterführenden Schulen (G9) und den Ausbau der offenen Ganztagsbetreuung (OGS). Kein Wunder, dass auf den ersten 15 Plätzen der Prioritätenliste für die nächsten Jahre Schulbauten stehen.

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„An unseren Schulen gibt es viele Maßnahmen, die schnell passieren müssen“, sagt Baudezernent Klaus Müller. Wie schnell, dafür ist das Bündelungsgymnasium ein gutes Beispiel, sagt Fachbereichsleiter Peter Sommer. Wegen der Rückkehr zu G9 werden Bottroper Schüler erstmals wieder ein 10. Schuljahr in der Sekundarstufe I absolvieren. Also wird es eigentlich keine Jahrgangsstufe 11 geben.

Bottrops Baudezernent Klaus Müller: „An unseren Schulen gibt es viele Maßnahmen, die schnell passieren müssen.“
Bottrops Baudezernent Klaus Müller: „An unseren Schulen gibt es viele Maßnahmen, die schnell passieren müssen.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dennoch werden Schüler von anderen Schulen in die gymnasiale Oberstufe wechseln und Elftklässler aus dem letzten G8-Jahrgang die Jahrgangsstufe wiederholen müssen. Diesen „Bündelungsjahrgang“ für Bottroper und Gladbecker Schüler wird das Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) aufnehmen, das haben die Städte schon im Frühjahr 2022 vereinbart.

Planungssicherheit hat die Stadt aber erst seit dem 18. April. An diesem Tag hat das Schulministerium die Standorte verbindlich festgelegt. Nicht mal vier Monate hatte die Stadt also Zeit, für diesen Jahrgang Container zu beschaffen und aufzubauen, weil der Erweiterungsbau am HHG nicht rechtzeitig fertig sein wird.

„Das Problem sind ja nicht nur die Container selbst“

„Das Problem sind ja nicht nur die Container selbst“, sagt Michael Monden, Abteilungsleiter der Immobilienwirtschaft. „Schüler und Lehrer brauchen Strom, Wasser, Heizung, Lüftung und sanitäre Anlagen. Natürlich haben wir uns vorbereitet, aber dennoch war die Aufgabe sportlich.“

Eine weitere Herausforderung an den Schulen wartet durch die OGS-Ausweitung. Ab 2026 gibt es einen Rechtsanspruch auf diese Betreuung. Peter Sommer: „Wir warten jetzt auf den Schulentwicklungsplan, der vorgeben wird, wo über die schon zusätzlich geschaffenen Plätze hinaus noch ausgebaut werden muss.“

Stadt verbessert Brandschutz an Bottroper Schulen

An Schulbauten lässt sich gut aufzeigen, aus welchen Gründen die Stadt Vollgas geben muss beim Planen und Bauen. Zeitdruck entsteht nicht nur durch rechtliche Vorgaben wie G9 oder OGS-Ausbau. Auf Sicherheitsmängel muss die Stadt sofort reagieren wie an der Richard-Wagner-Schule, Nikolaus-Groß-, Rheinbaben- oder Konradschule.

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Zeitdruck entsteht auch durch Fördermittel. Die sind gebunden an Fristen und andere Auflagen. „Wenn wir Fördermittel nicht rechtzeitig abrufen, verfallen sie nicht nur“, sagt der Baudezernent. „Der Fördergeber kann auch schon ausgezahlte Mittel zurückfordern.“

So lenkt das Land jetzt 90 Millionen Euro an Fördergelder zur Entwicklung von Bergbauflächen ins nördliche Ruhrgebiet mit der Forderung: Bis Mitte 2026 müssen drei Viertel der Summe verbaut sein. „Das wird den Zeitplan des Fachbereichs Tiefbau gehörig durcheinanderwirbeln“, sagt Müller.

Noch eine zusätzliche Aufgabe seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine: Aufbau und Ausstattung von Containerstandorten für Flüchtlingen. Auf unserem Archivbild aus Mai 2022 hilft die Ortswehr Kirchhellen bei Aufbau von Betten im Containerdorf am Tollstock.
Noch eine zusätzliche Aufgabe seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine: Aufbau und Ausstattung von Containerstandorten für Flüchtlingen. Auf unserem Archivbild aus Mai 2022 hilft die Ortswehr Kirchhellen bei Aufbau von Betten im Containerdorf am Tollstock. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Außerdem muss der Fachbereich Immobilienwirtschaft noch Platz für Flüchtlinge schaffen. Vier bis sechs Monate dauert der Auf- und Ausbau eines Containerstandortes, sagt Sommer: „Auch das bindet Mitarbeiter.“

Und dann sind da noch immer höhere Anforderungen an Vergabeverfahren und Gebäudestandards. Teils von außen vorgegeben, teils vom Rat beschlossen bei Themen wie Dämmung oder Gründach. Oder auch selbst gemacht, sagt Fachbereichsleiter Peter Sommer: „Bei den Projekten müssen wir auch in die Zukunft schauen und fragen: Was wird hier wohl in zehn Jahren zusätzlich gebraucht?“

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Wie lässt sich der Druck abbauen? In Einzelfällen durch vereinfachte Ausschreibungen, die Planungsaufgaben dem Bewerber überlässt, sagt Sommer. Bei den Großprojekten Rathauserweiterung und Feuerwachen wird die Stadt Aufgaben an einen Generalplaner und einen Generalunternehmer vergeben. Sommer: „Aber die müssen wir natürlich auch begleiten und überwachen.“

„Vor 20 Jahren haben wir mit weniger Leuten mehr umsetzen können“, fasst Michael Monden zusammen. Dennoch ist die Verwaltungsspitze mit der Arbeit der Immobilienwirtschaft „extrem zufrieden“, sagt Müller. „Bei hoher Qualität haben wir deutlich mehr Quantität hinbekommen.“ Monden gibt das Lob an seine Mitarbeiter weiter: „Meine Leute sind zum Glück hochmotiviert. Ich bin froh, dass wir sie haben.“