Bottrop.

St. Paul ist die erste Bottroper Kirche, die abgerissen wird. Die Abbrucharbeiten sind in diesen Tagen angelaufen. Die Fenster werden für ein Wohnprojekt gerettet. Nicht ganz einfach wird es, den Turm für sich stehen zu lassen.

Zurzeit wird noch mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgegangen, denn es gilt, Dinge aus dem Gotteshaus zu retten, die vielleicht in den neuen Häusern ihren Platz finden werden. In der geplanten Begegnungsstätte oder in den Fluren der Seniorenwohnungen und Behindertenappartements, die auf dem Kirchengrundstück binnen eines Jahres entstehen sollen.

Vor allem die Kirchenfenster wollen Bauherrin Irmtraud Gormann-Ernst und Architekt Ricardo Langer erhalten. So viele wie möglich. Auch wenn das Herausnehmen schwierig ist, wenn Steine einbetoniert sind. Es war noch möglich, die Firma und dabei auch den „Einbauer“ in Kevelaer zu finden. „Er hat erzählt, dass das sein erste Gesellenstück war“, berichtet Ricardo Langer. Zehn Fenster zeigen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Sie sind gut zu halten. Ob die Chor-Fenster zu retten sind, bleibt abzuwarten. Ausgebaut wird auch das Tauffenster, versuchen will man’s auch mit dem „Auge“, dem großen, runden Fenster.

Weihwasserbecken werden aufbewahrt

Kerzenleuchter werden aufbewahrt, alte Kreuze, Weihwasserbecken. „Was wir wieder verwenden, wissen wir noch nicht. Wir werden schauen, wo wir etwas sinnvoll einsetzen können.“

Er wolle etwas vom Geist von St. Paul retten und in die neue Wohnanlage bringen, sagt Ricardo Langer und weiß schon, dass das etwas pathetisch klingt. Aber er sieht eben, dass das nicht irgendeine Baustelle ist. Schon mit dem Erhalt des alten Kirchturms, dessen Glocken bleiben und dessen Uhr auch wieder ans Laufen gebracht werden soll, bleibt die Erinnerung an die Kirche wach, die ja nun nicht gerade eine Schönheit war, eher ein Zweckbau, weitgehend von der Gemeinde in Eigenarbeit erbaut.

Nicht ganz einfach wird es, den Turm für sich stehen zu lassen. „Es ist noch nicht klar, wie wir ihn nutzen wollen. Was machen wir zum Beispiel mit der alten Küsterwohnung unten?“ Es wird ein Konzept für die Nutzung geben. Klar ist das für die 41 Miet-Wohnungen, die auf dem Kirchengrundstück entstehen, darunter 12 Appartements für Behinderte. Ohne Heimcharakter - die Menschen mit Behinderungen sollen noch weitgehend eigenständig bleiben und sich ihre Betreuung aussuchen können.

Sie habe schon viele Anmeldungen, sagt Irmtraud Gormann-Ernst, auch aus Nachbarstädten. „Unser Konzept kommt gut an.“ Und findet möglicherweise an St. Barbara Nachahmung, berichtet Ricardo Langer von Interesse am Unterberg.