Bottrop. Familie Ukolkin aus Bottrop hat lange um einen Kita-Platz für Sofia gebangt. In der ersten Vergaberunde ging sie leer aus. Was dann passiert ist.
Dmitriy Ukolkin konnte es nicht verstehen. Er suchte für seine Tochter Sofia, die im Juli drei Jahre alt wird, einen Kindergartenplatz. Doch bisher ging die Familie in der Vergaberunde für den 1. August leer aus. Wie kann das sein, fragt der Familienvater, wenn die offizielle Versorgungsquote für Ü3-Kinder in Bottrop doch 102 Prozent beträgt?
Nadine Granow-Keysers, Leiterin des Fachbereichs Schule und Kindertagesbetreuung, versteht die Sorge der Familie. Gleichzeitig machte sie der Familie Mut, dass für Sofia bis Augst noch ein Platz gefunden werden kann. „Wir sind noch dabei, Kindergartenplätze zu verteilen“, sagt Granow-Keysers.
Kita-Plätze: Gute Versorgungsquote in Bottrop
Zur Versorgungsquote erläutert die Fachbereichsleiterin: „Die Quote wird zum 1. August berechnet.“ Immer zu diesem Stichtag startet das neue Kindergartenjahr, für das die Quote gilt. „Wir haben aber immer noch die Situation, dass nicht alle neuen Einrichtungen zum 1. August fertig werden.“ Als Beispiel nennt sie die Kita „An der Arche“, die am Südring neu entsteht. Aufgrund von Bauverzögerungen wurde bereits vergangenen November ein Provisorium in der ehemaligen Goetheschule an der Blankenstraße eröffnet. „In der Übergangszeit sind das aber nur drei Gruppen, später werden es fünf sein“, verdeutlicht Nadine Granow-Keysers einen Grund für (noch) fehlende Plätze.
Einzelne Familien erhalten auch deshalb keinen Kita-Platz im Sommer, weil sie nicht von ihrer Wunsch-Kita abweichen wollen oder können, berichtet die Fachbereichsleiterin. Das war für Dmitriy Ukolkin und seine Frau Irina aber kein Thema. Natürlich wäre eine Einrichtung im Fuhlenbrock, wo die Familie wohnt, besser. „Aber wir wären mit einem Platz irgendwo in Bottrop zufrieden, es muss keine bestimmte Kita sein“, unterstrich Dmitriy Ukolkin.
Er ist mit seiner Frau Irina und Töchterchen Sofia im vergangenen Sommer aus Russland nach Bottrop gezogen; aus beruflichen Gründen. Während er schon mitten im Job steht und 2016 bereits einmal in Deutschland war, sind Frau und Tochter noch dabei, sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren. „Irina muss zum Integrationskurs. Ohne Kinderbetreuung für Sofia ginge das nicht“, so Dmitriy Ukolkin.
Kita-Platz in Bottrop: Den Eltern ist Sofias Integration wichtig
Derzeit hat Sofia einen Platz bei einer Tagesmutter in der Boy. Dort hätte das Mädchen zur Not auch noch bleiben können, wenn es tatsächlich erst einmal keinen Kindergartenplatz gegeben hätte. Das wäre für die Familie alles andere als ideal gewesen. Dabei spielten Zeitumfang und Entfernung eine Rolle – „meine Frau braucht fast anderthalb Stunden mit dem Bus, um Sofia abzuholen“.
Aber vor allem wünschten sich die Eltern auch, dass Sofia zwecks sozialer Integration, Förderung in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und Vorbereitung auf die Grundschule möglichst bald den Kindergarten besuchen kann. Das war der Familie so wichtig, dass sie sich frühzeitig um einen entsprechenden Platz bemüht hat.
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Gleich nach dem Umzug nach Deutschland war das erste, was Dmitriy Ukolkin tat, seine Tochter bei Kita-Online anzumelden. „Schon Anfang des Jahres haben wir einen Brief bekommen, dass wir in keiner der Kitas, für die wir uns beworben hatten, einen Platz bekommen haben.“ Daraufhin haben die Eltern ein weiteres Formular ausgefüllt, nach dem Motto „Geben Sie uns bitte einen Platz, wo auch immer.“
Eine Rückmeldung darauf gab es zunächst nicht, „das finde ich nicht so schön“, so der Familienvater. Nadine Granow-Keysers bestätigt, dass Eltern in der Regel nicht ad hoc eine Antwort auf dieses Formular, das Dringlichkeiten abfragt, erhalten, „das würde die Kapazitäten sprengen“. Denn: „Das ist ein zusätzlicher Service von unserer Seite über Kita-Online hinaus.“
Bottroper Eltern: Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz
Auf Nachfrage, sagt Dmitriy Ukolkin, habe er im April dann die Auskunft bekommen, dass zunächst alle Plätze vergeben seien, aber weiter nach einer Möglichkeit geschaut werde. Aber ob das noch im kommenden Kindergartenjahr klappe und wenn ja, dann zu welchem Datum, dazu seien keine Angaben gemacht worden. „Wenn jemand mir gesagt hätte, im August klappt es nicht, aber im Herbst, dann wäre ich zufrieden gewesen“, meint Dmitriy Ukolkin, der darauf verweist, dass seine Tochter ja einen Rechtsanspruch auf Betreuung und Förderung im Kindergarten habe. Die Ungewissheit machte der Familie spürbar zu schaffen.
Nadine Granow-Keysers riet Familie Ukolkin, „abzuwarten und mit uns im Gespräch zu bleiben“. Im Moment bewege sich einfach noch einiges im Bereich der Kindergartenplätze. Zum Beispiel gebe es auch Eltern, die doch woanders einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen, so dass wieder etwas frei werde. Und dann, kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe, die Überraschung und das Happy End für Sofia: „Ich habe einen Anruf von kita-online bekommen und sie haben einen Platz in einem Kindergarten in der Nähe gefunden. Ich danke Ihnen sehr!“, so der erleichterte Vater.
Noch knapp 50 Kinder sind unversorgt
Insgesamt gibt es nach Auskunft der Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers derzeit knapp 50 Kinder über drei Jahren, die fürs kommende Kindergartenjahr angemeldet, aber noch unversorgt sind. „Spätere Kita-Fertigstellungstermine werden noch dazu führen, dass Plätze frei werden“, stellt Nadine Granow-Keysers in Aussicht.
Fünf dieser rund 50 Kinder sind derzeit noch in Brückenangeboten für junge Flüchtlinge. Sieben bis zehn Familien wiederum sind kürzlich zugezogen und noch gar nicht im aktuellen Vergabeverfahren.