Bottrop. Rahim Roohnikan schließt seine Galerie in der City. Was der Wahl-Bottroper mit dem Gebäude vorhat, ist offen. Es soll etwas Qualitätvolles sein.

Rahim Roohnikan hat sich nie in die erste Reihe gedrängt – er ist einfach da, mit seiner Galerie und Rahmenwerkstatt. Seit Jahrzehnten in der Bottroper Innenstadt. Seit 57 Jahren aber bereits in Deutschland. Jetzt schließt der gebürtige Iraner seine Galerie an der Kirchhellener Straße. Was danach kommt, ist noch ungewiss. Der Zeitplan auch.

Denn Rahim Roohnikan hat es nicht eilig. Ihm gehört das Haus mit dem malerischen Hinterhof, den viele Bottroper auch von Konzerten oder Veranstaltungen kennen, die er zuletzt zusammen mit der Unternehmervereinigung „Konjungtur“ dort organisiert hat. Eins steht aber fest: „Es soll etwas Schönes und Sinnvolles hier entstehen, dieser Ort ruft förmlich nach einer innovativen Lösung und ich wünsche mir einen ideenreichen Nachfolger oder eine Nachfolgerin“, sagt Rahim Roohnikan.

Galerist verlegt seinen Lebensmittelpunkt von Bottrop an die Nordsee

Ihn selbst zieht es nach Klanxbüll, den letzten Ort auf dem Festland, bevor es auf den Damm rüber nach Sylt geht. Dort besitzt er ein hübsches Haus, hat bereits ein Netzwerk aufgebaut und würde gerne im Bereich Kunst, Philosophie, mit Kursen oder Workshops weitermachen. „Alles natürlich etwas kleiner, so wie es passt, wenn man schon die Mitte 70 überschritten hat.“ Aber Bottrop werde ihn nicht loslassen.

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Von Dirk Aschendorf

„Ich werde immer ein Auge darauf haben, nicht nur wegen der Immobilie.“ Als er während des Studiums an der Essener Folkwang Hochschule im Studentenwohnheim seine spätere Frau kennenlernte, war die Verbindung zu Bottrop hergestellt. „Sie stammte aus Grafenwald, was ja erst Jahre später offiziell zu Bottrop kam, die ,Glabotki-Diskussionen’ habe ich miterlebt, grauenhaft“, erinnert sich der Kunstpädagoge und Designer.

Früh hat er zu malen begonnen, schon während der Schulzeit. Sein Vater hatte im Iran eine Bilderrahmenfabrik, da war die handwerkliche Grundlage gelegt. Und: „Meine Eltern hatten schon während des Zweiten Weltkriegs und später auch Kontakt zu Deutschen, die vor dem NS-Regime geflohen waren, es gab also immer schon Berührungspunkte zur deutschen Kultur.“ Mitte der 60er Jahre kommt Rahim Roohnikan nach Deutschland, macht sein Abi, eröffnet ein erstes Geschäft in Kirchhellen, mit dem er sein Studium finanziert. Design fasziniert ihn. In seiner Galerie hängen Bilder eines orangefarbenen Kleinbusses, der auch aus den 2020er Jahren stammen könnte.

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„Ein moderner Transporter für neun Personen, bequemer Einstieg, energiesparend, es gab sogar Prototypen“, so der Designer, der dieses Fahrzeug maßgeblich mitentworfen hat. Die ersten Wagen habe man im Verbund mit dem österreichischen Fahrzeug- und Maschinenbauer Steyr-Puch hergestellt. Einige wurden sogar nach Teheran ausgeliefert. Dann kam der Umsturz, der Schah war weg, das Mullah-Regime da, die Idee eines praktischen Stadttransporters für Teheran passé, für Rahim Roohnikan auch.

Rahmin Roohnikan (Mitte), hier mit Roberto Giavarra (l.) und Dirk Helmke vom Verein „Konjungtur“, im malerischen Hof der Galerie an der Kirchhellener Straße. Für Konzert oder Gastronomie ist der Ort absolut geeignet.
Rahmin Roohnikan (Mitte), hier mit Roberto Giavarra (l.) und Dirk Helmke vom Verein „Konjungtur“, im malerischen Hof der Galerie an der Kirchhellener Straße. Für Konzert oder Gastronomie ist der Ort absolut geeignet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Seither betreibt er seine Galerie und die Rahmenwerkstatt in Bottrop. Zunächst an der Osterfelder Straße, dann an Brauerstraße bei der alten Post und nun seit vielen Jahren an der Kirchhellener Straße. Bottrop sei ihm immer mehr zur Heimat geworden, was sicher auch an den drei Kindern liegt, die hier aufgewachsen sind. Der Tod seiner Frau im vergangenen Jahr sei schon ein Schlag für ihn gewesen – aber nicht der Grund, sich auch geografisch noch einmal umorientieren zu wollen.

Langsam trennt sich der Eigentümer von seinen Bildern in der Galerie

Neben Kunst setzt er sich seit Jahren auch mit Philosophie und den drei großen monotheistischen Weltreligionen auseinander. Roohnikan scheint eine Art Wanderer zwischen den Welten zu ein, was sich in seinen eigenen Bildern widerspiegelt, in denen immer wieder auch kalligrafische Elemente orientalischer bis fernöstlicher Prägung aufscheinen.

Die sind neben anderen Arbeiten auch in der Galerie in der City zu sehen. Langsam trennt sich der Besitzer von den Werken, aber auch von den unzähligen Bilderrahmen, die noch vorhanden sind. „Irgendwann muss ja alles raus sein, sonst kann ja hier nichts Neues entstehen.“

So lange gibt es die Galerie noch

Bis Mitte des Jahres möchte Rahim Roohnikan seine Galerie an der Kirchhellener Straße 7 noch öffnen. Es gibt immer noch unzählige Bilder, Fotografien, aber auch zahlreiche Zeichnungen oder Stiche mit Ansichten aus Alt-Bottrop zu kaufen.

Auch Arbeiten von Heinz Voss sind darunter. Der Inhaber hat die Idee, dass die Leute das zahlen, was ihnen das Bilder oder ein schöner Rahmen wert sind.

Ob er das Haus anschließend vermietet oder verkauft, hängt von der neuen Nutzung ab. Die sollte innovativ und gut ein. Ein Konditorei-Café mit Kunst und Veranstaltungen wäre eine neue Nutzung, die der Besitzer sich vorstellen könnte. Geöffnet: Mo-Fr, 9.30 bis 18 Uhr, Sa. 9.30 bis 14 Uhr.