Bottrop. Schon zu Beginn ihrer Tätigkeit vor 30 Jahren war Ingrid Gromoll bei den Familien gefragt. Die Bottroperin erzählt, warum sie ihren Job so liebt.
„Kinder lachen viel mehr als Erwachsene“, sagt Ingrid Gromoll. Das ist ein Grund dafür, dass sie die Arbeit mit Kindern so liebt. Vor 30 Jahren entschied sich die Sozialpädagogin, in die Kindertagespflege einzusteigen. Die 67-Jährige ist damit eine von Bottrops Tagesmüttern der ersten Stunde.
Bottroper Tagesmutter: Garten gleicht einem Spielparadies
Ihr Garten gleicht einem Spielparadies. Sandkasten, Bobby-Cars in mehreren Farben (samt Anhänger), Rutsche, Wippe, Klettergerüst. In Matschhosen und Gummistiefeln erobern drei Jungen und ein Mädchen das Terrain. Emilia (2) hält sich eng an „ihre“ Tagesmutter. So viele fremde Besucher im Garten, und dann soll zur Feier des 30-Jährigen auch noch ein Foto für die Zeitung gemacht werden. Ingrid Gromoll hat schon Eliah (2) auf dem Arm, aber der kleinen Emilia bietet sie dennoch an: „Ich habe noch einen Arm frei“.
Die Sozialpädagogin ist wertschätzend und zugewandt. Und sie setzt Grenzen. „Du hast was gemacht, was nicht erlaubt ist“, mahnt sie zum Beispiel den kleinen Bobby-Car-Fahrer mit dem gefüllten Anhänger. „Der Sand bleibt im Sandkasten.“ Konsequent sein, dass fällt vielen Eltern schwer, beobachtet Ingrid Gromoll, die selbst zweifache Mutter ist. Das sei aber kein neues Phänomen, das kenne sie schon seit 30 Jahren.
Jeden Tag geht es mit den Tagespflege-Kinder raus an die frische Luft
Ihr Grundsatz laute Fördern und Fordern. „Wenn ein Kind einen ganzen Satz sprechen kann, bestehe ich auch darauf. Dann soll es nicht einfach ,Tee’ oder ,Wasser’ sagen, wenn es Durst hat“, nennt sie ein Beispiel. Ihr pädagogisches Credo laute: „Immer wieder loben, loben und nochmals loben und anregen, es selbst zu tun.“
Zudem geht’s jeden Tag raus an die frische Luft, „bei strömendem Regen, bei strahlendem Sonnenschein – und auch bei 20 Grad Minus.“ Für längere Wege hat sie extra einen Maxi-Kinderwagen angeschafft, den „Turtle Bus“.
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Natürlich ist in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht immer alles glatt gelaufen. „Wenn man ein schwieriges Kind dazwischen hat, kann das die ganze Gruppe schmeißen.“ Das habe dann schon so manches Mal ihren Blutdruck in die Höhe getrieben. Doch grundsätzlich unterstreicht Ingrid Gromoll: „Ich liebe die Arbeit mit Kindern.“
Kinder machen jeden Tag einen neuen Schritt – und die Tagesmutter ist immer dabei
Jeden Tag machen die Jungen und Mädchen einen neuen Schritt, und als Tagesmutter ist die Bottroperin immer dabei. Wenn die KIeinen ein neues Wort können, plötzlich das Hüpfen für sich entdecken, beim Schneiden helfen. „Wenn sie in den Kindergarten wechseln, können sie zum Beispiel eine Schere halten, die Hände waschen oder aufräumen.“
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In der Regel betreut sie von 8 bis 13 Uhr Kinder im Alter von zwei und drei Jahren. Sie habe auch schon öfter Vierjährige bei sich gehabt, die nach Bottrop gezogen sind und keinen Kindergartenplatz bekommen haben.
„Ein Jahr mache ich noch“, meint Ingrid Gromoll. Spätestens mit 70 „will ich nicht mehr auf den kleinen Stühlchen sitzen“. Sie sagt das mit einem Lächeln, doch dass die Arbeit mit kleinen Kindern auch körperlich anstrengend ist, steht außer Frage. Das Heben, das Tragen, das Umziehen, . . . Zudem wird sie es genießen, nicht mehr um 6 Uhr aufstehen zu müssen.
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Fehlen werden ihr die Kinder aber bestimmt. Schließlich nehmen sie schon die Abschiede jedes Jahr, wenn die Dreijährigen in die Kita wechseln, emotional sehr mit. „Mir geht es dann immer so schlecht – ich bin immer sofort danach in den Urlaub gefahren“, erzählt sie. Direkt nach dem gemeinsamen Abschiedsfest, „meistens war das ein Ausflug“. Die Bindung zwischen ihr und den Kleinen sei einfach sehr stark, „das ist ein Zwischending zwischen Eltern und Erzieherinnen im Kindergarten“.
Organisation der Kindertagespflege liegt beim Sozialdienst katholischer Frauen Bottrop
Anfangs lag die Organisation der Kindertagespflege in Bottrop noch beim Jugendamt, ging später auf den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) über. Vertreterinnen aus beiden Bereichen gratulierten Ingrid Gromoll jetzt zum 30-Jährigen – und bedankten sich für ihre Arbeit. Birgit Czapek-Rau hörte schon von der Tagesmutter, da war sie noch gar nicht beim SkF beschäftigt, sondern selbst auf der Suche nach Betreuung für ihren Nachwuchs. „Als ich mit meinem Sohn damals in den Spielgruppen war, hieß es schon, sie sei die beste Kinderfrau im Eigen.“
SkF sucht weitere Tagespflegepersonen
Derzeit sind in Bottrop insgesamt rund 80 Tagespflegepersonen aktiv (inklusive Großtagespflege-Stellen).
Wer sich dafür interessiert, selbst Tagesmutter oder Tagesvater zu werden, kann am Donnerstag, 15. Juni, um 9.30 Uhr zum Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Unterberg 11b, kommen. Der Fachbereich Kindertagespflege lädt dann zu einem Informationsgespräch ein.
Interessierte können selbst entscheiden, in welchem Rahmen sie arbeiten möchten: mit Kindern unter drei Jahren oder auch Schulkindern, im Haushalt der Familien oder in ihrem eigenen, oder auch in angemieteten Räumlichkeiten mit einer anderen Kollegin oder einem Kollegen.
Anmeldung zur Infoveranstaltung: rita.rabe@skf-bottrop.de. Allgemeine Infos: 02041 186 63 75; www.skf-bottrop.de/kindertagespflege