Bottrop. Im nächsten Kita-Jahr gehen Einrichtungen in Betrieb, auf die Familien schon gewartet haben. Nicht alle Stadtteile sind gleich gut versorgt.

Werden zum kommenden Kita-Jahr alle Betreuungswünsche – und Rechtsansprüche – Bottroper Familien erfüllt werden können? Dieses Ziel verfolgt die Kita-Bedarfsplanung, die die Stadt jetzt für 2023 vorgelegt hat. „Wir stehen mit unseren Zahlen richtig gut da“, urteilt Abteilungsleiterin Ursula Sommer insgesamt. Zumindest, wenn alle geplanten Einrichtungen in Betrieb gegangen sind. Dennoch gibt es Stadtviertel, in denen Kita-Plätze fehlen.

Kitas in Bottrop: Gute Versorgungsquoten für die gesamte Stadt

Der Blick auf die Gesamtstadt fällt aber zunächst einmal positiv aus. Zum Stichtag 1. August 2023 liegt die Versorgungsquote im Ü3-Bereich bei 102 Prozent. Rein rechnerisch gibt es also für Kinder über drei in Bottrop mehr Plätze als benötigt. Bei Jungen und Mädchen unter drei Jahren liegt die Versorgungsquote stadtweit bei 37,4 Prozent.

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Bisher geht man bundesweit davon aus, dass bei einer Quote von 35 Prozent der Bedarf an U3-Plätzen gedeckt ist. In Bottrop zeigt sich aber, dass die Nachfrage nach Plätzen für die Jüngsten stetig anwächst und diese Quote nicht ausreichen wird. Wobei der Bedarf sich nach Stadtteilen stark unterscheidet, betont Ursula Sommer aus dem städtischen Fachbereich Kindertagespflege: „Im Augenblick ist die Nachfrage im Bottroper Norden höher.“

Die U3-Versorgungsquote in Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen zusammen liege bei über 50 Prozent. Wo die Situation in Feldhausen oder Grafenwald besser sein könne, könne das reiche Platz-Angebot in Kirchhellen Defizite auffangen, betont Ursula Sommer. Das ist im Übrigen vor allem auch bei den Kindern über drei Jahren nötig, für die in Grafenwald 18 und in Feldhausen 22 Plätze fehlen.

Doch zurück zur Betreuung der Jüngsten: Auch den Bottroper Süden behält der Kita-Fachbereich in diesem Zusammenhang im Auge. „Wir sind dabei, die U3-Plätze im Süden auszubauen.“ Denn manchmal sei es ja auch so, dass es genau deshalb eine geringere Nachfrage gebe, weil das Angebot fehle.

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Auf der Seele liegt Ursula Sommer aktuell nach eigenem Bekunden vor allem die Fertigstellung der neuen Kita St. Matthias in Ebel. Der Investor will sie in den alten Kirchenbau integrieren; doch der Umbau verzögerte sich. So wird der Neubau für die katholische Einrichtung nicht wie zuletzt geplant zum 1. August fertig; stattdessen soll die Kita erst im Kindergartenjahr 2024/2025 eröffnen. „Sobald dort die beiden zusätzlichen Gruppen in Betrieb gehen, wird die Versorgung in Ebel richtig gut sein“, betont Sommer.

„Verbesserungsbedürftig: Betreuungssituation in Ebel und Batenbrock-Süd

Doch bis dahin, so heißt es im Bericht, ist die Versorgungssituation im Stadtteil für alle Jungen und Mädchen „bis zum Beginn der Schulpflicht stark verbesserungsbedürftig“. Bei den Kindern U3 fehlen zum Stichtag 1. August 2023 neun Plätze, bei den über Dreijährigen laut Prognose sogar 18. Familien, die in Ebel selbst keinen Kita-Platz bekommen, sollen in angrenzenden Wohnbereichen fündig werden.

„Verbesserungsbedürftig“ ist auch das Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren in Batenbrock-Süd – die Versorgungsquote beträgt nur 9,8 Prozent, was 77 fehlende Plätze bedeutet. Angebote für die älteren Kinder bis zum Schuleintritt gibt es dagegen genug. Eine mittelfristige Lösung könnte an dieser Stelle sein, Gruppen, in denen bislang nur Kinder ab drei Jahren betreut werden (Gruppenform III) zu öffnen für Kinder ab zwei Jahren (Gruppenform I).

Fertig im Laufe des Kita-Jahres: „Rottmannsmühle“ und „An der Arche“

Fertig werden soll im kommenden Kindergartenjahr im Wohnbereich Mitte-Süd die DRK-Kita Rottmannsmühle mit vier Gruppen. „Dies verbessert die Versorgung mit Betreuungsplätzen sowohl für die dreijährigen als auch für die unter dreijährigen Kinder“, heißt es im Bedarfsplan. Die Kita ist bereits seit längerem in Planung.

Das gilt auch für die evangelische Kita „An der Arche“ am Südring, in der eigentlich schon seit dem 1. März reges Leben hätte herrschen sollen. Vor allem Lieferschwierigkeiten verzögerten die Bauarbeiten. Fertig werden soll die neue, fünfgruppige Einrichtung im Wohnbereich Süd nun zum 1. Januar 2024. Für die Übergangszeit sind seit November schon einmal drei Gruppen in ein Provisorium in der ehemaligen Goetheschule an der Blankenstraße gezogen.

Die evangelische Kirche als Träger eröffnet zudem im Laufe des Kindergartenjahres neue Einrichtungen in Boy an der Paul-Gerhardt-Allee (neun U3-Plätze, 33 Ü3-Plätze) und in der Welheimer Friedenskirche (16 U3-Plätze, 36 U3-Plätze).

Die evangelische Kita „An der Arche“ ist im vergangenen November in einem Provisorium in der ehemaligen Bottroper Goetheschule an der Blankenstraße gestartet. Der Kita-Neubau am Südring wird nämlich erst verzögert fertig.
Die evangelische Kita „An der Arche“ ist im vergangenen November in einem Provisorium in der ehemaligen Bottroper Goetheschule an der Blankenstraße gestartet. Der Kita-Neubau am Südring wird nämlich erst verzögert fertig. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Sorgen macht so manchem Batenbrocker die Tatsache, dass der katholische Kita-Zweckverband die Trägerschaft für die Einrichtung St. Joseph zum 1. August 2024 aufgeben wird. Ursula Sommer versichert: „Eine Schließung dieser Kita steht nicht zur Debatte.“ Es werde nach einem neuen Träger gesucht, die Erweiterung der Kita von derzeit drei auf fünf Gruppen durch einen Investor ist geplant.

Wenn alle geplanten Einrichtungen in Betrieb gegangen sind, sieht Ursula Sommer drängenden Bedarf im Bereich Eigen/Stadtwald. „Da sind wir noch auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen Kita-Bau.“ Im Wohnbereich Stadtwald fehlen laut Kita-Bedarfsplan zum 1. August 13 U3-Plätze und 28 Ü3-Plätze. Ist das Grundstück gefunden und das Projekt am Ende realisiert, „dann bin ich wirklich zufrieden“, sagt Ursula Sommer.

Ausblick: Weiterer Ausbau und flexible Lösungen nötig

Was nicht heißt, dass der Ausbau der Kita-Plätze damit abgeschlossen wäre. Unter anderem, weil es noch Provisorien und Überbelegungen gebe und die Nachfrage nach Plätzen gerade für die Jüngsten weiter steigen werde.

Darüber hinaus behält der Fachbereich unter andrem stets im Blick, wo Neubaugebiete entstehen, die weitere Betreuungsplätze nötig machen. Wobei ein Neubaugebiet nicht gleich heißt, dass auch sofort eine neue Kita gebaut wird. „Vonderort zum Beispiel ist von der Kinderzahl her klein. Selbst ein Neubaugebiet generiert dort keine ganze Einrichtung“, erklärt Ursula Sommer mit Verweis auf die Planungen „Am Freitagshof“. Hier – wie etwa auch in Feldhausen – kann die Abteilungsleiterin sich eine innovative Planung, eine flexible Betreuungseinrichtung vorstellen. Mehr will sie dazu aber noch nicht verraten.