Bottrop. Im Bottroper Morian-Haus sollen männliche Flüchtlinge untergebracht werden. Weil es die dritte in der Nähe ist, fühlen sich Anwohner „umzingelt“.
Anwohnerinnen und Anwohner in dem Wohnviertel um das frühere Morian-Haus sind in großer Sorge, weil die Stadt in ihrer Nähe voraussichtlich eine Unterkunft für geflüchtete Jugendliche einrichten wird. In der ehemaligen RAG-Schulungsstätte sollen dann ausschließlich männliche Jugendliche leben. Es ist vor allem auch die Ungewissheit darüber, wie sich die jungen Männer dann dort verhalten werden, die die Bürgerinnen und Bürger besorgt. Sie stört auch, dass in unmittelbarer Nähe ihres Wohngebietes nun schon wieder eine Unterkunft für Flüchtlinge öffnen soll.
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„Warum werden solche Unterkünfte immer hier in Batenbrock eingerichtet? Warum ist das hier so geballt?“, fragt zum Beispiel Ursula Piechowiak. Im Umkreis ihrer Reihenhaussiedlung an der Morianstraße gebe es inzwischen mehrere Flüchtlingswohnheime: zwei große Unterkünfte an der Glückaufstraße und an der Straße „An der Knippenburg“ und nun komme auch an der Morianstraße noch die Unterkunft für geflüchtete Jugendliche hinzu. „Wir werden davon ja regelrecht umzingelt“, meint auch ihr Ehemann, Michael Piechowiak.
Anwohner im Bottroper Süden fühlen sich benachteiligt
Gemeinsam mit ihren besorgten Nachbarn fordern die Batenbrocker eine bessere Verteilung solcher Unterkünfte über das gesamte Bottroper Stadtgebiet. „In Fuhlenbrock müsste es genauso wie hier größere Flüchtlingsunterkünfte geben, und auch in Kirchhellen“, betont Ursula Piechowiak. Die Bürgerinnen und Bürger im sogenannten Bottroper Süden fühlten sich benachteiligt, betonen die Anwohner. Dabei nehmen sie zur Kenntnis, dass die Stadt auch auf den ehemaligen Zechengeländen in Grafenwald und Kirchhellen Flüchtlingsunterkünfte für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einrichtet. Diese lägen aber anders als in Batenbrock abseits der Wohnsiedlungen.
Im Morian-Haus gegenüber der früheren Zeche Prosper II schafft die Stadt auch anders als etwa in Kirchhellen nicht etwa Platz für Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine, sondern für männliche Jugendliche, die aus Syrien, Afghanistan oder Nordafrika ohne Eltern auf der Flucht sind. Die Jugendlichen seien zwischen 14 und 17 Jahre alt, heißt es. Schon löst das bei den Bürgerinnen und Bürgern die Frage aus, wie denn garantiert werde, dass es sich bei den künftigen Heimbewohnern tatsächlich auch um minderjährige Männer handele.
Bürger wollen vor Wohnheim-Entscheidung gefragt werden
„Was machen die denn da den ganzen Tag über? Müssen sie auch zur Schule oder halten sie sich die ganze Zeit im Morianhaus auf? Wer kümmert sich dort um sie?“, fragt Gabi Tanz. Die Stadt spreche zwar von einer Übergangslösung, doch was bedeute das konkret, möchte sie wissen. Bekannt sei bisher, dass die einzelnen jungen Männer in dem Morian-Haus untergebracht werden sollen, bis für sie ein Platz in einer Jugendeinrichtung frei sei. Werde das Wohnheim selbst nach einer Übergangszeit dann auch wieder geschlossen?, fragen die Anwohner.
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„Wir sprechen hier für das Gros der Leute, zur Anwohnerversammlung werden bestimmt viel mehr kommen“, sagt Michael Piechowiak. Die Bürgerinnen und Bürger stört es jedoch, dass die Stadt erst jetzt zu dieser Versammlung einlade. Die Entscheidung zur Eröffnung der Unterkunft sei ja offensichtlich bereits getroffen - über ihre Köpfe hinweg; und das von Leuten, die in der Mehrzahl, nicht in der Nähe solcher Unterkünfte wohnen, kritisieren die Batenbrocker. Die Anwohnerinnen und Anwohner wollen aber nach ihrer Meinung gefragt werden, bevor die Entscheidung falle.
Einige Nachbarn haben jetzt einfach Angst
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Die Batenbrocker Bürger berichten, dass einige Nachbarn sich auch davor fürchten, dass es zu Übergriffen, Konflikten und Gewaltausbrüchen kommen könne. Einige Familien hätten schon angekündigt, dass sie ihre Töchter nicht mehr unbegleitet zur Schule gehen lassen wollen. „Man hat ja schon so viel über so etwas gelesen oder davon gehört. Deshalb hat man jetzt einfach Angst“, sagt Gabi Tanz. Bei den Anwohnern kommen daher Zweifel auf, ob es richtig ist, männliche Jugendliche in größerer Zahl in ein Wohnheim zu bringen, zumal diese in „einem schwierigen Alter“ mit einigem Aggressionspotenzial seien.
„Wer passt auf die Jugendlichen denn auf? Werden sie sich überhaupt untereinander verstehen? Die können da doch nicht alle allein bleiben, ein Sicherheitsmitarbeiter pro Schicht ist damit doch bestimmt überfordert. Das reicht nicht aus“, befürchtet Michael Piechowiak. Auch seine Nachbarinnen halten eine Betreuung der jungen Männer für nötig. „Die brauchen doch sicherlich mehr psychologische Unterstützung und weniger materielle Hilfen“, ist sich Darika Potocnik sicher. „Die sind alle traumatisiert und kommen aus problematischen Verhältnissen. Wir wollen nicht alle über einen Kamm scheren, aber oft sind es dann ja ein, zwei wenige, die allen anderen schaden“.