Mülheim/Bottrop. Nach der Cyberattacke versuchen Verantwortliche in Bottrop und Mülheim zu retten, was zu retten ist. Wer jetzt ermittelt und was Studenten sagen.

Nach dem mutmaßlichen Cyberangriff ist die IT-Abteilung der in Bottrop und Mülheim ansässigen Hochschule Ruhr West intensiv damit beschäftigt, die Gefährdungslage und die Folgen der Attacke zu analysieren und zu beheben. Laut Pressesprecherin Beatrice Liebeheim-Wotruba wurden externe IT-Sicherheitsberater hinzugezogen. Die Staatsanwaltschaft Köln, bei der die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime angesiedelt ist, leitet die Ermittlungen. Sie hat alle Hände voll zu tun; parallel zur HRW soll auch die Europäische Fachhochschule in Brühl von Cyberkriminellen angegriffen worden sein.

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Noch könne man nichts Näheres über Folgen oder Täter sagen, so Liebeheim-Wotruba am Mittwoch. „Wir hoffen aber, dass wir noch Glück hatten und ohne Schäden davonkommen.“ Aus Sicherheitsgründen waren am Dienstagmittag alle Systeme vom Netz getrennt worden. Die meisten Dienste sind weiterhin nicht erreichbar. Aktuell ist es etwa unmöglich, E-Mails zu schreiben oder die Telefonanlage zu benutzen. Das Intranet steht ebenso wenig zur Verfügung wie die Lernplattform Moodle. „Wir haben allen Beteiligten gesagt, dass sie ihre Rechner ausgeschaltet lassen sollen.“

„Es war nicht mehr die Frage, ob es passiert, sondern nur noch wann“

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Da es jüngst vermehrt zu Cyberattacken auf Hochschulen gekommen war, habe man in Mülheim und Bottrop fast schon damit gerechnet, auch eines Tages an der Reihe zu sein. „Es war nicht mehr die Frage, ob es passiert, sondern nur noch wann.“ Am Dienstag hätten die IT-Kollegen dann tatsächlich etwas bemerkt, was einen Angriff von Hackern vermuten ließ.

Am Mittwoch wurde ein Krisenstab eingesetzt. Trotz der weiterhin unklaren Umstände sei Präsidentin Prof. Dr. Susanne Staude „optimistisch“, so die Pressesprecherin, „auch weil die IT so entschlossen reagiert hat“. In einer Videobotschaft auf der Homepage äußert sie sich zum Vorfall.

Hochschuleigene Homepage steht weiter voll zur Verfügung

Die IT-Abteilung arbeitet mit Hochdruck daran, alle Systeme wieder zur Verfügung zu stellen. Dass die Website hochschule-ruhr-west.de weiterhin intakt ist, sei „ein glücklicher Umstand“, so Liebeheim-Wotruba. Die Homepage laufe nicht auf dem Server des hochschuleigenen Rechenzentrums, sondern bei einem externen Host. Alle Interessierten finden dort bis auf Weiteres wichtige Infos.

Auf dem Campus war es am Mittwochnachmittag eher ruhig, was nicht zuletzt daran liegt, dass in der Prüfungsphase keine Vorlesungen stattfinden. „Ich habe noch gar nichts mitbekommen. Ich habe mich nur gewundert, dass ich die Lernplattform nicht aufrufen konnte“, sagt etwa Lukas (25), der im sechsten Semester Sicherheitstechnik studiert. Deutlich nervöser reagieren Camal (22) und Azad (19). Die Studenten im Fach Wirtschaftsinformatik haben am Mittwoch eine Klausur geschrieben und finden es fatal, dass aktuell keine Lernunterlagen von Moodle aufgerufen werden können. „Da sind alle Folien und alle Unterlagen von den Professoren abgespeichert, die man zum Lernen braucht“, sagt Camal. Wer in den nächsten Tagen einen Klausurtermin hat, dem gehe nun wertvolle Lernzeit flöten.

Mülheimer Student fürchtet Klausuren-Stau durch Verschiebungen

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„Es gibt auch die Angst, dass sich jetzt Lernzeiten summieren“, sagt ein Student, dessen für Donnerstag angesetzte Klausur verschoben wurde. Einerseits findet er es gut, dass er sich nun länger auf die Prüfung vorbereiten kann. Da bei ihm bis März aber noch drei weitere Klausuren anstehen, rechnet er damit, dass einiges zusammenkommt. „Ich kann auch nur hoffen, dass das Problem rechtzeitig zum neuen Semester behoben ist, damit wir unsere neuen Semestertickets bekommen.“

Wer Genaueres wissen will, geht ins Büro des Studierendenservice. „Die meisten Studenten haben Fragen zu ihren Prüfungen oder zur Abgabe ihrer Bachelor-Arbeit“, sagt eine Mitarbeiterin. Einige Fragen gibt es auch zum Semesterbeitrag, der jedes Halbjahr neu berechnet wird – und dessen Bescheid online abgerufen werden muss. „Kein Problem. Wir haben alle Beiträge und auch unsere Bankverbindung auf der Webseite stehen“, beruhigt die Mitarbeiterin.

Bis 4. Februar fallen alle elektronischen Prüfungen aus

Die meisten Klausuren werden an der HRW in Präsenz geschrieben; sie finden wie geplant statt. Alle elektronischen Prüfungen dagegen fallen bis Samstag, 4. Februar, aus.

Studierende, die in ihrer Klausurvorbereitung eingeschränkt sind, weil sie etwa nicht auf Moodle-Unterlagen zugreifen können, können formlos von der Prüfung zurücktreten. Fällt ein Fristende – etwa zur Abgabe einer Abschlussarbeit – in die Zeit der technischen Störung, so verlängere sich die Frist automatisch bis zur Wiederherstellung der Systeme.

Auf der Homepage gibt es auch Kontaktdaten, eine Mailadresse sowie eine Handynummer, die ausschließlich während der technischen Störung verwendet werden sollen.