Bottrop. Die Neuordnung von Bottrops City ist das große Thema der 60er- und 70er-Jahre. Nicht alles wird umgesetzt. Ein wichtiges Projekt fehlt bis heute.
Böse Zungen sagen: Nach dem Krieg sind in Bottrop mehr Häuser untergegangen, als im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs. Das stimmt wahrscheinlich. Waren doch die ersten Jahrzehnte nach 1945 die Zeit, als es darum ging, eine moderne Großstadt zu werden – 1953 „knackte“ Alt-Bottrop die 100.000-Einwohner-Marke –, den Dienstleistungssektor zu stärken und vor allem eine verkehrsgerechte, damals natürlich autofreundliche, City zu schaffen.
Da sind winkelige Hinterhöfe, Gärten und Gassen natürlich nicht angesagt. Mit dem Abriss der alten Bebauung zwischen Kreuzkamp, Gladbecker-, Friedrich-Ebert- und Horster-Straße beginnt vor 50 Jahren Bau eines Großprojekts, das die Stadt allerdings bis heute in Atem hält: das Trapez.
Das Trapez als Teil einer großen Innenstadtmodernisierung Bottrops nach dem Krieg
Der Kirchplatz neben St. Cyriakus ist da bereits „freigerissen“, der Gleiwitzer Platz als moderner Platz funktioniert. In dieser Zeit verschwindet auch die alte Westfalia-Brauerei am Berliner Platz. Es folgt das Hansa-Center, das bis heute die Gemüter noch mehr erhitzt als das Trapez.
Das hat 1973 bereits einige Planungsjahre auf dem Buckel. Gilt es doch, die verschachtelten Grundstücke und Besitzverhältnisse zu sondieren, Eigentümer an einen Tisch zu holen, Wohn- und Geschäftsbedürfnisse zu harmonisieren. Schnell steht fest: Es soll eine Tiefgarage geben.
Auch von teilweise unterirdischen Zugängen zu einem neuen tiefen S-Bahnhof „Berliner Platz“ ist die Rede – ein Vorhaben, das noch lange nach Fertigstellung des Trapezes auf der Wunschliste einer besseren Anbindung der City steht und erst viel später, mit der Fertigstellung des heutigen ZOB wohl für immer in der Schublade unerfüllter Wünsche verschwindet. All das ist nachzulesen in alten Zeitungsbänden der WAZ oder in Unterlagen im Stadtarchiv, das seit Kurzem auch das alte WAZ-Text- und Fotoarchiv der Bottroper Lokalredaktion beherbergt.
Schon die frühen Pläne sehen für das große Trapez-Areal eine vier- bis achtgeschossige Bebauung und einen Innenhof vor. Immerhin geht es um gut 200 Wohnungen und 3000 Quadratmeter Fläche für gewerbliche Räume einschließlich Tiefgaragen, wie die WAZ 1966 berichtet. Anfang der 70er Jahre steigt das Land NRW mit seinem Sanierungs- und Wohnungsbauförderprogramm ein, mit rund einer Million D-Mark.
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Wie euphorisch dieses neue Quartier nebst S-Bahn-Halt begrüßt wird, liest sich so: „Wenn hier der Großteil der bald im Nahbereich des Stadtkerns wohnenden 40.000 Menschen ankommen und wegfahren wird, dann ist an diesem Platz der Pulsschlag der Stadt zu vernehmen, ganz sicher ausstrahlend auf den Trapez-Bereich, der nach verstärkter gewerblicher Nutzung schreit.“
Bottroper Trapez: Schon in den 70er-Jahren Beschwerden über Müll
Die Abrissarbeiten gehen mit der Neubebauung Hand in Hand. Noch 1977 wird am Kreuzkamp fleißig weggebaggert. Die Idee dahinter: Nie das gesamte Gebiet „trockenlegen“, sondern stückweise voranzugehen, damit Geschäftsleben und Kundschaft dem Viertel erhalten bleiben. In dieser Zeit entsteht dort das Haus der Kreishandwerkerschaft und der letzte Abschnitt der Tiefgarage. Schon als die ersten Mieter und Eigentümer einziehen, gibt es Beschwerden über Müll. Denn auf dem neuen Trapezhof liegt noch der gesamte Bauschutt und Anderes.
Aber bald folgen – ganz im Stil der späten 70er – die markanten Laternen mit ihren „Lichtkugeln“, Sitzgelegenheiten mit Grün sollen die Aufenthaltsqualität sichern und es kommt der „Kühlturm“. Das hohe Gerüst mit Membranbespannung soll für ein günstiges Kleinklima sorgen.
Wie das funktioniert, beschreibt die WAZ damals so: „Ein Druckrohr bringt das Wasser zu einem Wasserverteiler-Stern in 7,50 Meter Höhe. Über 16 Düsen werden 25 Liter Waser in der Minute versprüht. Die Wasserumlaufmenge beträgt 24 Kubikmeter pro Stunde. Tank und Pumpenaggregat stehen in der Tiefgarage.“ Die „Begrünung“ des Innenhofes muss sich auf Pflanzkübel und Klettergerüste beschränken, da große Bäume wegen der Tiefgarage dort bis heute nicht gepflanzt werden können.
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Übrigens: Die aktuell wieder stattfindende Umgestaltung des Trapez ist nicht die erste. Bereits zehn Jahre nach Eröffnung der Anlage gab es 1989 Pläne zur Neugestaltung. Vandalismus und Müll sind seither immer wieder Probleme des Platzes, das üppige Wasserspiel des „Kühlturms“ dagegen schon lange Vergangenheit. Dabei wäre die Idee von einst in den heutigen Hitzesommern aktueller denn je.