Vor 25 Jahren war klar, dass bald die S-Bahn zur City gelegt wird. Deshalb wurden schon Vorbereitungen für ihren Anschluss getroffen
Mit dem ZOB-Tunnel verschwindet demnächst auch ein Stück Bottroper Eisenbahn-Geschichte - oder vielmehr Nicht-Geschichte. Denn beim Bau des Tunnels waren damals, vor 25 Jahren, schon Vorbereitungen getroffen worden für Bottrops S-Bahn-Anschluss in der City. Aus dem nichts wurde.
Der Tunnel am ZOB war nämlich auch als Verteilerebene für Züge gedacht. Von dort aus sollte es noch eine Etage tiefer gehen zur S-Bahn. Deren Anschluss vorzubereiten, war auch eigentlich der Grund, warum der Tunnel überhaupt gebaut wurde. Nun gut, er sollte auch die Fußgänger gefahrlos und ohne lästiges Warten vor roten Ampeln auf die andere Seite der City-Tangente bringen, „aber Hauptzweck des Tunnelbaus war es, eine Vorstufe für die S-Bahn-Anbindung zu schaffen”, erinnert sich Norbert Wallmann, ehemaliger Baudezernent und Stadtdirektor Bottrops.
Wie das so war (und je nach politischer Ausrichtung auch heute noch so ist): Mal wollte die Politik die autogerechte, mal die nahverkehrsgerechte Stadt. Die Bottroper Planung für einen zentralen Verkehrsknotenpunkt erwischte damals gerade die Zeit, in der man den öffentlichen Nahverkehr favorisierte. „Nach dem Busbahnhof sollte, da waren wir uns alle sicher, schnell die S-Bahn gebaut werden.” Deshalb wurden die Pfähle bei der Tunnelbaustelle gleich ganz tief gesetzt, so dass sie für einen S-Bahn-Anschluss geeignet gewesen wären. Dann hätte man später einfach weiter bauen können. „Wir hatte uns vorgestellt, dass man mit einer Vollschnittmaschine vom Ehrenplatz her zum Berliner Platz vorstoßen könnte.” Mit dem ZOB hatte die Stadt einen zentralen Umsteigepunkt für die Busse geschaffen - eine Zugverbindung, wenn auch nur mit der S-Bahn, wäre das Sahnehäubchen gewesen. Die Bahn, in Bottrop am Stadtrand gelegen, wäre im Mittelpunkt der Stadt angekommen.
Die S-Bahn-Pläne beschäftigten diese Stadt über Jahrzehnte - vor und nach dem ZOB-Bau und in allen möglichen Varianten. Zu Anfang sollte die Bottroper City sogar im Schnittpunkt von zwei S-Bahnen liegen. „Eine sollte von Duisburg über Bottrop-City nach Gelsenkirchen führen, eine zweite von Essen über Bottrop-City nach Gladbeck und weiter nach Marl.” Der Plan für die erst genannte Verbindung wurde aufgegeben - die andere S-Bahn-Verbindung sollte kommen.
Aber auch diese Planung, die die S-Bahn-Führung vom Bahnhof her in einem großen Bogen zur Bottroper Innenstadt und dann über die Boy nach Gladbeck (und dann Marl) vorsah, wurde nicht verwirklicht. Und auch die abgespeckte Version, die nur einen Stich, eine Art Pendelbahn vom Bottroper Hauptbahnhof zur City enthielt und ansonsten die Bahn weiter auf der angestammten Trasse nach Gladbeck fahren ließ, wurde nicht verwirklicht.
Warum nicht? „Weil es letztlich an der Abstimmung in der Regionalpolitik fehlte”, sagt Norbert Wallmann. Die Bahn habe schon gewollt, die Wirtschaftlichkeit dieser Linie sei nachgewiesen worden. Gebaut wurde nicht - es fehlte der politische Wille. Noch lange blieb die S-Bahn-Trasse im Flächennutzungsplan Bottrops vorgesehen, erst im jüngsten wurde sie gestrichen.
Dabei möchte Norbert Wallmann nicht ausschließen, dass es mal wieder Bahnpläne geben könnte. „Das kommt immer mal wieder hoch. Auf Dauer kommt keiner ohne schienengebundenes Verkehrsmittel aus, wenn er Massenverkehr haben will.” Der fährt - oder steht - im Moment aber vor allem auf Asphalt.