Bottrop. Mehrere Todesfälle haben in diesem Jahr Bottrop erschüttert, darunter der Mord an Emma (6). Manche Geschichte hat aber auch positiv berührt.

Das Jahr beginnt mit einer Schreckensnachricht: Am 28. Januar wird die sechsjährige Emma tot in einer Kirchhellener Wohnung aufgefunden. Dringend tatverdächtig: Ihre damals 46-jährige Mutter. Ende September wird sie vom Landgericht Essen zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Richter Jörg Schmitt spricht bei der Urteilsverkündung von einer „grausamen Tat“. Die Mutter hatte zunächst versucht, das Mädchen in der Badewanne zu ertränken. Anschließend hat sie Emma mit einem Küchenmesser tief in den Hals geschnitten.

Der Fall löst in Bottrop tiefe Bestürzung aus, vor allem auch an der Grundschule Grafenwald, wo die Sechsjährige die erste Klasse besuchte. Hintergrund der Tat war ein Sorgerechtsstreit zwischen den Eltern, die Mutter soll sich an dem Vater habe rächen wollen.

Larissa H. ist vom Landgericht Essen zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Sie hat ihre Tochter Emma im Januar dieses Jahres getötet.
Larissa H. ist vom Landgericht Essen zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Sie hat ihre Tochter Emma im Januar dieses Jahres getötet. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Zwei tragische Todesfälle bewegen Bottrop 2022

Zwei weitere Todesfälle haben Bottrop in diesem Jahr besonders bewegt. Im März verunglückt der Leichtathlet Alexander Lubina auf Mallorca im Alter von 42 Jahren tödlich. Bei Sturm steigt er am Nachmittag in die Höhle der Cala Serena und wird von einer Welle mitgerissen, sein Körper wird aufs Meer hinausgetragen.

Die Suchversuche von Feuerwehr und Polizei scheitern, erst bei Einbruch der Dunkelheit finden die Einsatzkräfte die Leiche des früheren Langstrecken- und Orientierungsläufers. Alexander Lubina gewann elf Deutsche Meistertitel, 2008 wurde er Deutscher Meister im Orientierungslauf. Zuletzt war er als Bundestrainer im Orientierungslauf tätig.

Viel Anteilnahme löst im November der plötzliche Tod der 17-jährigen Celina. Das Mädchen starb unerwartet an einer Lungenembolie. Das Loch, das ihr Tod reißt, ist immens, doch ihre Familie hat ein wenig Halt gefunden – beim SV Rhenania Bottrop, dem Verein, bei dessen erster Herrenmannschaft Celina kein Spiel verpasste.

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Es gibt aber auch Schicksale, die im positiven Sinne gerührt haben. Zum Beispiel die Hilfsbereitschaft gegenüber Juliano. Seine Eltern rufen im Herbst zu Spenden auf, um ihrem zehnjährigen Sohn eine Delfintherapie zu ermöglichen. Viele beteiligen sich, knapp 7000 Euro sind bislang zusammengekommen, dazu Spenden des Wunschzauberer-Vereins.

Bottroper Frühchen kämpfen sich ins Leben

Ans Herz ging in diesem Jahr auch die Geschichte von Josefa Stein. Die 90-Jährige entkam vor 77 Jahren dem größten Schiffsunglück der Welt. Auf der Flucht aus Ostpreußen, vor der heranrückenden Roten Armee, waren im eisigen Winter 1945 Schiffe die letzte Rettung für verzweifelte Mütter, Kinder, Verwundete, Alte Schiffe wie die Wilhelm Gustloff, die Flüchtlinge aus der Danziger Bucht über die Ostsee gen Westen bringen sollte. Auch Josefa Stein sollte das Schiff besteigen, kam aber mit ihrer Familie knapp zu spät. Die Gustloff versank, von Torpedos der russischen Armee getroffen, mit über 10.000 Menschen an Bord.

Ebenfalls dem Tod von der Schüppe gesprungen sind Lotta, Frida, Mia und Julia. Die vier Mädchen sind viel zu früh geboren, Julia wog gerade einmal 480 Gramm und war 27 Zentimeter groß. „Es gab viele Momente, in denen wir nicht wussten: Schafft sie es oder nicht“, erinnern sich ihre Eltern Daniela Brinkhoff und Ehemann Christian zurück. Heute geht es allen Vieren gut, sie haben sich ins Leben gekämpft.

Mia, Lotta und Frida sind zu früh auf die Welt gekommen.
Mia, Lotta und Frida sind zu früh auf die Welt gekommen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bottroperin seit 41 Jahren Kinderkrankenschwester

Eine Frau, die sich mit solchen Schicksalen gut auskennt, ist Gabriele Keldenich. Seit 41 Jahren ist sie Kinderkrankenschwester am Marienhospital, hat wunderschöne, aber auch tragische Momente erlebt. Keldenich arbeitet auf der neonatologischen Intensivstation, wo sie seit 1995 Stationsleiterin ist. Dabei kümmert sie sich vor allem um die Pflege von Früh- und Neugeborenen.

Beim Kampf um das Überleben der Neugeborenen gehört auch der Tod zu ihrem Beruf. In den wohl schlimmsten Momenten, die sich Eltern vorstellen können, liegt ihre Aufgabe darin, sie zu begleiten. „Das Wichtigste ist zu schauen, was die Eltern benötigen: Brauchen sie jemanden, der mit ihnen spricht oder jemanden, der mit ihnen die Stille aushält?“

Eine Geschichte, die vor genau einem Jahr viele bewegte, ist die der Familie Sylejmani. Die Bottroper Ausländerbehörde hatte die junge Familie mit der dreijährigen Tochter Nila kurz vor Weihnachten in den Kosovo abgeschoben – obwohl die beiden bereits fünf Jahre in Bottrop lebten und Vater Burim Sylejmani bei Bäcker Kläsener angestellt war. Mitte März dann die gute Nachricht: Die Familie darf wieder zurückkommen, Nila feiert ihren vierten Geburtstag in Bottrop.