Bottrop. Gabriele Keldenich ist seit 41 Jahren Kinderkrankenschwester in Bottrop. Sie hat wunderschöne Momente erlebt, aber auch tragische Schicksale.

Auch nach 41 Dienstjahren ist die Leidenschaft, mit der die Bottroper Kinderkrankenschwester Gabriele Keldenich ihren Beruf am Marienhospital ausübt, nicht verflogen. Begeistert spricht sie von ihrer Arbeit, die ihr viele schöne Momente gebracht, sie aber auch an tragischen Schicksalen hat teilnehmen lassen. „Man lernt über die Jahre, damit umzugehen“, sagt die 60-Jährige.

Bottrop: Kinderkrankenschwester kümmert sich um Neugeborene und deren Eltern

Keldenich arbeitet auf der neonatologischen Intensivstation, wo sie seit 1995 Stationsleiterin ist. Dabei kümmert sie sich vor allem um die Pflege von Früh- und Neugeborenen und um den Transport von Patienten aus dem Dorstener St. Elisabeth-Krankenhaus. „Zu uns kommen Frauen, die in der Schwangerschaft Probleme haben. Dazu kümmern wir uns um Frühgeburten ab der 23. Schwangerschaftswoche.“

Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Ab der 23. Woche gelten Frühchen als überlebensfähig und erhalten im Bottroper Marienhospital eine Grundversorgung. „Davor sprechen wir in der Regel von einem Spätabort“, erklärt Keldenich.

Beim Kampf um das Überleben der Neugeborenen gehört auch der Tod zu ihrem Beruf. In den wohl schlimmsten Momenten, die sich Eltern vorstellen können, liegt ihre Aufgabe darin, sie zu begleiten. „Das Wichtigste ist zu schauen, was die Eltern benötigen: Brauchen sie jemanden, der mit ihnen spricht oder jemanden, der mit ihnen die Stille aushält?“

Das Leben gehört genauso zum Beruf wie der Tod

Eine Gratwanderung, bei der viel Fingerspitzengefühl gefragt ist. Mit der Zeit und durch Fortbildungen hat Keldenich das entwickelt und auch gelernt, selbst mit der psychischen Belastung fertig zu werden. „Uns stehen externe Gesprächspartner zur Verfügung. Man lernt über die Jahre, damit umzugehen“, sagt Keldenich. Dass Kinder Geburten nicht überleben, käme aber eher selten vor.

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Keldenich erinnert sich gar an einen Fall, in dem sie in den Kreißsaal gerufen wurde, um die Eltern eines Frühchens auf dessen vermeintlichem Sterbeweg zu begleiten. „Im Prinzip war klar, dass das Kind zu klein war, um zu überleben. Es kam aber mit einem Herzschlag und Atmung auf die Welt. Für uns stand fest, dass wir das Kind versorgen werden.“ Es sei der schönste Moment in ihrer langen Dienstzeit gewesen, als klar war, dass das Neugeborene überleben würde. „Es hat auch keine Folgeschäden davongetragen.“

Sowohl in den traurigsten Situationen als auch in schönen Momenten wie diesem findet die 60-Jährige Erfüllung, sagt sie. Ursprünglich wollte die Bottroperin mal Erzieherin werden. „Nach dem Abitur habe ich mich dann aber doch für die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester entschieden“, erzählt Keldenich, die sich schon immer gerne mit Kindern beschäftigt hatte.

Bottrop: Keldenich kritisiert neue Ausbildung, Corona kam dagegen eher zugute

Nach drei Jahren war die Bottroperin fertig ausgebildet und arbeitet seitdem im Marienhospital. Ein Weg, der seit Anfang 2020 so nicht mehr möglich ist. Seitdem gibt es die generalistische Pflegeausbildung, wo Azubis einen Überblick über mehrere Bereiche der Pflege bekommen. „Dadurch bekommen wir neues Personal, das in der Regel nur wenige Wochen Erfahrung in der Kinderkrankenpflege hat. Wir müssen sie dann noch einmal rund ein Jahr ausbilden. Das ist für uns auf jeden Fall nachteilig.“

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Denn diese Arbeit wäre sonst nicht in den Aufgabenbereich von Keldenich und ihren Kollegen gefallen. Dafür wurde ihnen anderswo Arbeit abgenommen – und das ausgerechnet durch die Coronapandemie. Zustände wie auf so mancher Intensivstation gab es in der Bottroper Kinderklinik nicht. „Zeitweise durften nur die Eltern mit ihrem Kind auf die Station kommen. Großeltern oder Freunde dagegen nicht. Dadurch haben die Eltern viel Zeit mit ihrem Kind verbracht, was für uns sicherlich nicht nachteilig war.“

So hätten Keldenich und die anderen Pflegekräfte viel mehr Gelegenheiten gehabt, sich intensiv mit Eltern und Kind zu beschäftigen und ihnen die Pflege zu erklären. „Es geht für uns schließlich darum, die Eltern zu begleiten, während sie ihre Kinder kennenlernen.“

Bottroper Kinderkrankenschwester würde den Berufsweg noch einmal genauso gehen

Die 60-Jährige wünscht sich, dass der Pflegeberuf mehr Anerkennung in der Gesellschaft findet. Auch dahingehend hilft Corona, da die Arbeit in der Pflege medial so präsent war wie nie. „Das muss auf jeden Fall so bleiben. Wenn der Beruf angesehener ist, schaffen wir es auch, mehr Personal für uns zu gewinnen. Denn aktuell steuern wir da einem Mangel entgegen.“

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Keldenich selbst würde, hätte sie die Wahl, alles noch einmal so machen wie damals. „Das Einzige, was ich vermisst habe, waren Freizeit und Flexibilität in der Ausbildung. Da war alles sehr eng getaktet, was bei einem Medizinstudium nicht immer der Fall ist. Dennoch bereue ich keinen einzigen Tag.“