Bottrop. Die Stadt Bottrop will Menschen helfen, die wegen der explodierenden Energiepreise in Geldnot kommen. Dafür gibt sie sogar zinslose Darlehen.
Die Stadt wird im Haus der Beratung eine zentrale Anlaufstelle schaffen für Menschen, die angesichts explodierender Energiekosten in Not kommen. „Wir können helfen bei erhöhten Abschlagszahlungen und später bei Nachforderungen“, sagt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak. Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert ergänzt: Wegen möglicher Strom- oder Gassperren müsse niemand in einer kalten Wohnung frieren: „Wenn wirklich jemand ohne Bleibe dasteht, dann bringen wir ihn unter.“
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So weit soll es aber gar nicht kommen. Das sollen die „persönlichen Hilfen“ vermeiden helfen, mit denen das Sozialamt Hilfe zusagt bei Stromsperren, drohenden Nachzahlungen, Mietrückständen, Räumungsklagen „oder sonstige Umstände, die den Erhalt ihrer Wohnung bedrohen“. Über eine Beratung hinaus könne das Sozialamt etwa helfen in Form eines zinsfreien Darlehens zur Überwindung einer Notsituation.
13.000 Bottroper Leistungsempfänger im Blick
In vielen Fällen könnten aber auch schon Hinweise auf bestehende Angebote helfen, sagt Matthias Buschfeld (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses. „Viele Menschen nehmen zum Beispiel ihren Anspruch auf Wohngeld nicht wahr, ob aus Unwissenheit oder als falsch verstandenen Stolz.“ Auch darüber will die Stadt jetzt informieren: Ab nächstem Jahr haben noch viel mehr Menschen Anspruch auf Wohngeld.
Für das Beratungs- und Unterstützungsangebot knüpft die Stadt ein Netzwerk unter anderem mit dem Energieversorger Ele, der Verbraucherzentrale, Jobcenter und Sozialamt sowie den Wohlfahrtsverbänden. Im Blick hat die Sozialdezernentin nicht nur die rund 13.000 Bottroper Leistungsempfänger, sondern auch die Gruppe der Geringverdienenden und ältere Menschen mit kleinen Renten. „Das werden in der Regel Frauen sein“, sagt Karen Alexius-Eifert.
Wie groß diese beiden Gruppen sind, versucht das Sozialdezernat gerade zu ermittelt. Die Bundesagentur für Arbeit hat bereits gemeldet, rund 4500 Bottroperinnen und Bottroper zählten zu der Gruppe der Geringverdiener mit einem Brutto-Monatseinkommen bis 2360 Euro. „Uns wäre lieber, wir bekämen diese Angaben nach Haushalten aufgeschlüsselt als nach Personen“, sagt die Sozialdezernentin. Die Zahl der Senioren mit geringen Rentenbezügen „ermitteln wir gerade“.
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Auf eine Prognose, wie viele Menschen in Bottrop von Energiearmut bedroht seien, will sich die Dezernentin deshalb nicht festlegen. Andere Ruhrgebietskommunen gehen davon aus, dass jeder fünfte bis sechste Bürger betroffen sein könnte, sagt Matthias Buschfeld. Der Sozialausschuss befasst sich auf einer Sondersitzung am Dienstag mit den Planungen der Stadt.
Zentrale Anlaufstelle in Bottrop: der Ukraine-Infopoint
Zur zentralen Anlaufstellen für Menschen mit Energieproblemen soll der Ukraine-Infopoint im Haus der Beratung an der Horster Straße 6-8 gegenüber dem Busbahnhof ZOB werden. „Hier haben wir bereits die Beratungs-Infrastruktur aufgebaut, dazu haben wir die Ele und die Verbraucherberatung im Haus“, sagt die Dezernentin. Mitarbeiter von Jobcenter und Sozialamt sollen dort das Beraterteam verstärken. Qualifizierte Beratung soll auch in den Quartierszentren stattfinden nach dem Vorbild des Stadtteilbüros Batenbrock, in dem jetzt Claudia Kretschmer mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung Sozialberatung anbietet.
Im städtischen Konzept „Bekämpfung von Energiearmut“ sind das Stadtteilbüro und andere Orte als „Wärmeorte“ bezeichnet. „An diesen Orten bündeln wir in erster Linie die Beratung“, betont die Dezernentin. Diese Orte müssen nicht identisch sein mit Orten, in denen die Stadt Menschen versorgt, die Opfer eines möglichen Energie-Blackouts werden. „Das wäre ein Katastrophenfall“, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken. Auf diesen Fall, „von dem wir alle hoffen, dass er nicht eintritt“, bereitet sich die Stadt gerade mit dem Aufbau eines weiteren Krisenstabes vor.
Kontakt zum Sozialamt im Fall drohender Energiearmut: (02041) 70-4509; Mail:persoenliche-hilfen@bottrop.de