Bottrop. Die Städte im Ruhrgebiet bereiten sich auf einen längeren Stromausfall und eine Gasmangellage vor. So ist Bottrop für den Notfall gerüstet.

Der Strom fällt aus, weil das Netz überlastet ist; die Heizungen laufen nicht mehr, weil die Gasreserven leer sind: Das sind Szenarien, die vor dem Krieg in der Ukraine noch überhaupt nicht denkbar waren. Auch jetzt bleiben sie unwahrscheinlich. Und doch bereiten sich die Städte auf mögliche länger anhaltende Gasmangel- oder Stromausfalllagen vor – auch Bottrop.

„Wir führen viele Gespräche, wie man gemeinsam im Blackout-Fall vorgeht“, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Bottrop ist mit den anderen Städten im Regionalverband Ruhr (RVR) Teil der Kampagne „besser bereit“. „Unser Alltag ist stark abhängig von Strom und Gas. Wenn diese ausfallen, hat das große Auswirkungen auf uns. Was Sie dazu wissen sollten“ – so lautet die Überschrift der Homepage des RVR, auf dem gebündelte Informationen zusammengefasst sind, was im Worst-Case zu tun ist.

„Das richtige Problem beginnt, wenn der Blackout länger als 72 Stunden dauert“

Wichtig sei vor allem der Schutz der kritischen Infrastruktur, sagt Andreas Pläsken. Was passiert in Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten? Wie erhalten Bürgerinnen und Bürger Informationen, wenn alles ausfällt? „Im Voll-Blackout funktioniert weniger als man denkt“, so Pläsken. „Das richtige Problem beginnt, wenn der Blackout länger als 72 Stunden dauert.“ Wenn Supermärkte und Apotheken nicht mehr öffnen, wenn Ärzte keine Patienten behandeln können.

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Doch wie wahrscheinlich ist ein solch langfristiger Stromausfall? „Sehr unwahrscheinlich, sagen die Experten“, so Pläsken. „Aber wir müssen auch den unwahrscheinlichen Fall denken.“ Überlegungen sehen vor, dass Notfallpunkte geschaffen werden, an denen sich Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Lage informieren können, dass Wärmeinseln eingerichtet werden, an denen man sich aufwärmen kann, wenn die Wohnung zu kalt wird.

Ele in Bottrop: „Es kann zu einer Überlastung des Stromnetzes kommen“

Dass schlichtweg Strom fehlt, sei nicht vorstellbar, sagt Peter Efing, Sprecher der Emscher-Lippe-Energie (Ele), die Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck mit Gas und Strom versorgt. „Es kann aber zu einer Überlastung des Stromnetzes kommen.“ Zum Beispiel, wenn viele Haushalte gleichzeitig in einem Gebiet ihre Heizlüfter einschalten – viele Menschen haben sich diese Geräte angeschafft, um Gas zu sparen.

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Eine solche Überlastung sei aber „ein beherrschbares Problem“, zumal auf wenige Straßen beschränkt. Die Ele habe in den vergangenen Wochen und Monaten intensive Analysen und Recherchen zu der Leistungsfähigkeit ihrer Netze betrieben, um auf verschiedenen Szenarien vorbereitet zu sein. „Wir wissen heute viel mehr über unsere Kapazitäten“, sagt Peter Efing. Das werde helfen, eine Krisensituation zu meistern.

Privathaushalte verbrauchen in der Heizsaison 90 Prozent des Gases

Zurück zum Gas: Während im Sommer 90 Prozent des Gasverbrauchs auf Industrie und Gewerbe zurückgehen und nur zehn Prozent auf Privathaushalte, ist es während der Heizperiode genau anders herum, erklärt Peter Efing. Man sei mit den Unternehmen in Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck seit Monaten intensiv im Austausch, wie sie Gas sparen können.

Dabei sind die Ansätze sehr unterschiedliche: Manche kehren vorübergehend zum Schwerölbrenner zurück, andere wechseln auf Holzpellets oder Butan, manche reduzieren ihre Kapazitäten oder wären auch bereit, eine Zeit lang – geplant – in Betriebsferien zu gehen.

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Im Winter allerdings komme es vor allem auf die Privatkunden an, die angehalten sind, Gas zu sparen, ihre Heizungen weniger und niedriger laufen zu lassen. Viele Wohnungsunternehmen haben bereits reagiert und mit Beginn der Heizperiode die Maximaltemperaturen in den Wohnungen runterreguliert.

Bottrops Knappschaftskrankenhaus: 30 Stunden ohne Strom betriebsfähig

Und die Krankenhäuser? Sie müssen ohnehin bei Stromausfall einen autarken Betrieb von 24 Stunden gewährleisten. Das Knappschaftskrankenhaus käme dank Diesel-betriebenen Notstromaggregaten 30 Stunden lang ohne funktionierendes Stromnetz aus. „Kritische Bereiche, wie der OP und die Intensivstation werden unterbrechungsfrei mit einer zusätzlichen Notfall-Stromversorgung betrieben“, sagt Sprecherin Annina Eifert. „Wir reden hier von einem Vollbetrieb, Einsparmaßnahmen im Notfall verlängern selbstverständlich die Laufzeit der Notfallversorgung.“

Grundsätzlich gehe das Knappschaftskrankenhaus nicht davon aus, dass es zu Versorgungsengpässen kommen wird. Verbundweit sei zur Sicherstellung einer zuverlässigen Energieversorgung eine Arbeitsgruppe gebildet worden, in der die Technischen Leiter aller knappschaftlichen Verbundkrankenhäuser an kurz-, mittel- und langfristig ausgelegten Maßnahmen arbeiten.