Bottrop. Für Autofahrer steht im Oktober der Reifenwechsel an. Sind Allwetterreifen wirklich günstiger als Winterreifen? Das sagen KfZ-Experten.
- Der Reifenwechsel steht für viele Autofahrer im Oktober an.
- Viele glauben, dass Allwetterreifen günstiger sind als Winterreifen.
- Experten widersprechen: Mit Ganzjahresreifen verbraucht man mehr Sprit.
Der Winter steht vor der Tür und mit ihm eine lange Liste an Dingen, die es bis zum ersten Schnee oder Eis noch zu erledigen gilt. Vor allem für Autofahrer steht der zweite Reifenwechsel an: von Sommer- auf Winterreifen. Wer sich dieser Prozedur entziehen will oder die notwendige Umrüstung auf ein schneesicheres Reifenprofil gerne Mal vergisst, bekommt mit einem Ganzjahresreifen eine augenscheinlich praktische Lösung für das gesamte Jahr. Während die Entscheidung zwischen halbjährlichen Wechsel der Reifensätze und einem Ganzjahresreifen die Gruppe der Kfz-Nutzer spaltet, haben Experten Bedenken.
Noch vor einigen Jahren war die Prämisse klar: Zwei Mal im Jahr werden die Reifensätze aufgrund der wechselnden Temperaturen in der Werkstatt des Vertrauens getauscht. Doch mit einem Ganzjahresreifen eröffnet sich dem Kunden die Option, einen Satz Reifen für das ganze Jahr zu beschaffen. Doch diese „Allrounder“ sind auch den neusten Testergebnissen nur ein guter Kompromiss. Trotzdem greifen laut ADAC rund ein Fünftel aller Autofahrer auf Ganzjahresreifen zurück. Die Tendenz steigt.
Was macht den Winterreifen besser als den Ganzjahresreifen?
„Der Allwetterreifen ähnelt in seinem Profil und der Beschaffenheit eher einem Winterreifen, da an dessen Profil und Material im Winter mehr Anforderungen gestellt werden“, erklärt Benjamin Böhning von Reifen Stiebling aus Bottrop. Der Reifen müsse im Winter auch auf nassen oder vereisten Strecken sicheren Halt finden, was durch ein sogenanntes Lamellenprofil gewährleistet wird. Man erkenne einen wintertauglichen Reifen an dem Alpine-Symbol, einem dreizackigen Berg mit Schneeflocke. Auch das Material der meisten Allwetterreifen sei auf den Winter ausgelegt, um auch bei besonders niedrigen Temperaturen optimal zu funktionieren.
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„Diese Mischung lässt Allwetterreifen im Sommer stärker verschleißen, was diesen Reifen insgesamt kurzlebiger macht als eine Kombination aus Sommer- und Winterspezialisten“, sagt Benjamin Böhning. Er rate seinen Kunden daher grundsätzlich von einem Allwetterreifen ab. Auch weil diese einen erhöhten Spritverbrauch verursachen und in Tests des ADAC einen längeren Bremsweg aufweisen, was die Sicherheit im Straßenverkehr zusätzlich gefährde.
Viele Aluminium-Felgen sind nicht für den Winter ausgelegt
Auch viele Standard-Aluminiumfelgen seien nicht auf den Winter ausgelegt und oxidierten wegen der erhöhten Konzentration an Salz und verschiedener Chemikalien zur Enteisung der Straßen auf der Fahrbahn schnell, erläutert der Fachmann. Insgesamt müsse der Satz Allwetterreifen häufiger getauscht werden, auch da diese durch die ganzjährige Benutzung häufiger eine Unwucht aufweisen und zu Vibration und Lärmbelästigung im Fahrzeug führen kann.
Dies führt in der Regel dazu, dass auch Autos mit Allwetterbereifung regelmäßig die Werkstatt aufsuchen, was den Kostenvorteil nur eines Reifensatzes pro Auto schmälert. Außerdem gewähre das Wechseln der Reifen den Spezialisten die Möglichkeit zwei Mal im Jahr die Radaufhängung und Bremsbeläge zu überprüfen, was ohnehin regelmäßig getan werden sollte. Laut dem Experten „existieren noch nicht für alle Autotypen und Reifengrößen Allwetterversionen, was vor allem auf SUVs mit Mischprofilen auf Vorder- und Hinterachse zutrifft.“
„Winterreifen ist immer die sicherere Option“
Auch der A&M Reifenservice aus Bottrop hält eine Allwetterlösung für unzureichend. Zwar „können diese auf einem Zweitwagen für den innerstädtischen Gebrauch auf der Kurzstrecke ausreichen, doch ist der Kostenvorteil stark an die Abnutzung des Reifens gekoppelt“, sagt Geschäftsführer Ahmed Abdellaoui.
Generell sei der Winterreifen immer die sicherere Option, gerade in schneesicheren Gebieten wie dem Sauerland oder einfach vereisten Straßen. Auch für den Kauf sollte man sich an die Fachkräfte wenden, um so keinen Fehlkauf bei der Größe oder Traglast des Reifens zu riskieren. Gerne berät Abdellaoui seine Kunden oder bietet den passenden Satz gleich selbst im Geschäft an. Rundumerneuerte Reifen empfiehlt der Fachmann nicht, da diese „erfahrungsgemäß zwar günstiger scheinen, aber ein unnötig hohes Problempotenzial bieten und anfälliger sowie pflegeintensiver sind“.
Die Bottroper Werkstätten sind auf Andrang vorbereitet
Für einen Reifenwechsel stehen die KfZ-Werkstätten in Bottrop zurzeit sogar ohne Termin zur Verfügung. Kostengünstig gibt es schon für 30 Euro einen Reifenwechsel, was in der Regel keine halbe Stunde dauert. Wer seine Reifen nicht in der eigenen Garage lagern kann oder möchte, hat sowohl beim A&M Reifenservice als auch bei Reifen Stiebling und vielen anderen die Möglichkeit, den Sommerreifensatz fachgerecht einzulagern, was je nach Größe des Rades im Preis variiert. Erfahrungsgemäß steigt die Nachfrage zum November hin an, worauf die Betriebe eingestellt sind.