Bottrop. In diesem Jahr feiert Bottrops Berufsfeuerwehr ihr 100-jähriges Bestehen. Davor waren Brandschutz und -bekämpfung freiwillig organisiert.
Vom ledernen Wassereimer und einer Brandglocke im dörflichen Bottrop ist es ein weiter Weg zur Freiwilligen Wehr und dann 1922 zur Berufsfeuerwehr knapp ein Jahrhundert später. Die kann in diesem Jahr selbst auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Dabei scheint es unerheblich, ob es 1922 auch formal betrachtet eine Berufsfeuerwehr oder Freiwillige Feuerwehr mit festen - verbeamteten - Mitarbeitern war. Fest steht jedenfalls: Die heutige Bottroper Berufsfeuerwehr mit ihren acht Freiwilligen Ortswehren plus Jugendfeuerwehr ist eine feste, ebenso engagierte wie verdienstvolle Größe und aus dem gesamten Stadtleben nicht wegzudenken.
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Denn schon damals geht es nicht nur darum, Bränden Einhalt zu gebieten. Früh sind die Männer - und später auch Frauen - im Einsatz bei Hochwasser, Katastrophen, retten auch schon mal Pferde aus Bächen oder viel kleinere Tiere aus prekären Zwangslagen.
Angesichts heutiger Ausrüstung und den geplanten Neubauten erscheint 1824 die erste Brandspritze für 220 Taler, 2 Brandleitern und 24 Ledereimer beinahe vorsintflutlich. Aber immerhin: Das erste Spritzenhaus, im selben Jahr unmittelbar an der alten Cyriakuskirche für ganze 60 (!) Taler erbaut, schien damals fast so etwas wie ein Quantensprung zu sein. Einen größeren Brand wie den, der 1826 große Teile des alten Oberdorfs vernichtete, kann man damit nicht wirklich effizient bekämpfen.
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„Auch wenn es offensichtlich nicht so dramatisch war, wie manche Zeitgenossen behaupteten“, sagt Heimatforscher Josef Bucksteeg. „Betrachtet man die Notizen des damaligen Bürgermeisters Tourneau, scheinen diese Eimer doch mehr verhütet zu haben als angenommen“, so Bucksteeg. Er hat vor einigen Jahren begonnen, vor allem anhand alter Zeitungsberichte oder Abhandlungen des früheren Stadtarchivars Aloys Dickmann, eine Geschichte der Ursprünge der Feuerbekämpfung in Bottrop zu verfassen, hatte diesen Plan dann aber wieder zu den sprichwörtlichen Akten gelegt.
Brandschutz war lange ein willkürlich erscheinender Flickenteppich von Regeln
Sicher: Angesichts immer wiederkehrender Brandkatastrophen, die Städte und Dörfer verwüsteten, treffen Städte und Dörfer Vorkehrungen. Der Feuerschutz liegt aber überwiegend in privater Hand, bei Nachbarschaften oder Zünften, Türmer oder Nachtwächter behalten ihren Ort im Auge, statt Sirenen läutet die Brandglocke vom nächsten Kirchturm. Auch in Bottrop. Eine erste vestische Brandordnung des damals zuständigen Kölner Kurfürsten von 1784 sorgt sich eher um die Brandverhütung als um die effektive Feuerbekämpfung. Es bleibt auch in Bottrop lange bei einem Flickenteppich oder zufällig erscheinenden Maßnahmen und Anschaffungen.
So schenkt 1834 der Herzog von Arenberg der Gemeinde „ergriffen von den vielen Ehrenbezeugungen“ bei seinem Besuch, den Bottropern 150 Taler. Davon lässt die Gemeinde „einen großen mit einer tüchtigen Pumpe versehenen, bei Brandfällen ausreichenden Brunnen“ bei der Kirche anlegen, wie Dickmann schreibt. 1846 folgten 20 Feuereimer aus Blech als Ergänzung der alten Ledereimer. Und 1880 verfügt die Gemeinde, dass vorhandene Feuerlöschgeräte monatlich durch Sattler und Kupferschmied überprüft werden sollen.
Erste Feuerlöschordnung für Bottrop kommt 1888
Immerhin gibt es unter Amtmann Gustav Ohm am 14. Oktober 1888 eine erste Feuerlöschordnung für Bottrop. Demnach müssen Besitzer von Brunnen und Pumpen diese nachts beleuchten. Bei Feuerausbruch waren alle Gaststätten zu schließen und alle tauglichen männlichen Gemeindemitglieder werden zum Löschdienst verpflichtet. Die Folge: Sofort laufen Anträge auf Befreiung ein. Bei der ersten Übung 1889 fehlen schon viele Dienstpflichtige.
Also kommt es 1891 zur Gründung der ersten freiwilligen Feuerwehr unter Leitung von Ernst Bremer mit 49 Mitgliedern. Die arbeiten statt in Uniformen zunächst in leinenen Kitteln. Überhaupt sorgt die nicht vorhandene oder spärliche Uniform in dieser auf Repräsentation und Ehrenzeichen bedachten Zeit in Bottrop immer wieder für Konfliktstoff. Auch die technische Ausrüstung bleibt ausbaufähig: zwei Spritzen - davon eine mit einer Laterne, eine mit mit zwei Laternen, zwei kleine Handspritzen, zwei große Wasserkufen,elf Tragekufen mit Trägern, zehn eiserne und 23 lederne Brandeimer, drei Zugketten, eine lange Steigerleiter zum Einhaken, vier lange Brandleitern, eine kurze Leiter, zwei Feuerhaken, ein Beil, 20 komplette Schläuche, sieben Saugeschläuche, zwei Gestelle zum Einspannen, zwei Handlaternen und eine Wandlaterne. Man bedenke: In dieser Zeit wächst das Dorf rasant, es fördern bereits mehrere Zechen und der Ortskern wird immer dichter bebaut.
Bleibt die Pumpe trocken, muss Wasser von der Brauerei geholt werden
Ein Problem ist auch die Löschwasserbeschaffung. Die Pumpe versiegt schnell, dann muss Wasser von der Brauerei Jansen herbeigeholt werden. Der Zustand ändert sich erst 1896 mit dem Ausbau der Wasserleitung durch die Firma Thyssen. 1886 kommen neue Geräte und endlich: Uniformen! Bis 1899 zählt die Freiwillige Feuerwehr Bottrop 39 ordentliche Mitglieder, dazu Ehrenamtliche. 1920 sind es bereits 54 Aktive. 1897 folgt die Einrichtung einer Musikkapelle und der Zuschuss der Gemeinde wächst bis 1913 von 200 auf 400 Mark. Es werden Rettungsapparate, Mannschafts- und Gerätewagen auf Gemeindekosten angeschafft, Hanfschläuche durch Gummischläuche ersetzt. Die Mannschaft bekommt sogar „Paraderöcke“, wie Dickmann in der Festschrift zum 20. Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr Boy-Batenbrock 1924 schreibt.
Endlich soll 1914 das alte Spritzenhaus durch eine neue Feuerwache ersetzt werden. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und Bottrop ist froh, das Rathaus weiterbauen zu können. So wird die neue Feuerwache erst 1923 in Betrieb genommen und auch die Ausrüstung der Wehr deutlich erweitert. Ebenfalls ab diesem Jahr löst eine neue Ortssatzung die unter Amtmann Ohm verfasste Satzung von 1888 ab und regelt das Verhältnis der neu gegründeten Berufsfeuer zu den Freiwilligen Wehren Stadtmitte und Boy-Batenbrock. Alle drei bilden 1922 zusammen die Feuerwehr Bottrop mit Oberbürgermeister Dr. Erich Baur als Leiter. Er leitet ab 1920 die Geschicke Bottrops bis er 1933 von den Nazis aus dem Amt gedrängt wird.